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Zum Abschied von Oerterer: „Ein Sauhund, Unterschiedsmensch und richtiger Typ“
Fußball: Oberliga
Stefan Oerterer ist für Sascha Kopschina kein Unterschiedsspieler, sondern ein „Unterschiedsmensch“. Mehrere Jahre hatte er um seinen Wunschstürmer gekämpft und erklärt nun, was „Ö“ ausmacht.
Nach fünf Spielzeiten ist Schluss: Seit dem 1. Juli ist Stefan Oerterer (33) offiziell kein Spieler des TuS Haltern am See mehr. Der Rekordtorschütze der Oberliga Westfalen ist zur SpVgg Erkenschwick zurückgekehrt. Sascha Kopschina, der den Kultspieler einst zum TuS holte, verrät, wie lange er für einen Wechsel Oerterers kämpfen musste, was den Stürmer so besonders macht und was seine einzige Schwäche ist.
„Ich kenne nicht viele Spieler wie ihn“, sagt Kopschina, der in den vergangenen Jahren einige starke Kicker in die Stauseekampfbahn lotste. „Ö ist der Unterschiedsmensch, kein Unterschiedsspieler“, so der Halterner. Damit meint er, dass Stefan Oerterer nicht nur auf dem Platz einen enormen Einfluss auf das Spiel und seine Teamkollegen hat.

Stefan Oerterer (l.) verlässt den TuS Haltern am See nach mehreren erfolgreichen Jahren. © Wilfried Hiegemann (Archiv)
Auch abseits des Fußballplatzes sei der 33-Jährige ein, wenn nicht sogar der wichtigste Spieler. Oerterer sei noch „ein richtiger Typ“, eine Art von Spieler, die es heute nicht mehr allzu oft gebe. Kopschina nennt beispielhaft noch Nils Eisen, der in diesem Sommer seine Karriere beendet.
„Wenn er auf den Platz kam, hatten alle Trainer Respekt vor ihm“
Als Fußballer sei er - positiv gemeint - „ein Sauhund“, sagt der ehemalige Sportdirektor des TuS Haltern am See. Er sei ein Spieler, an dem sich alle anderen orientieren - „ob bewusst oder unterbewusst“. Zudem sei er jemand, vor dem jeder Gegner Respekt habe.
„In jeder Mannschaftssitzung von unseren Gegnern, da bin ich mir sicher, ist sein Name nicht nur einmal gefallen“, sagt Sascha Kopschina. „Wenn er auf den Platz kam, hatten alle Trainer Respekt vor ihm.“ Oerterer sei einer dieser Spieler, deren bloße Anwesenheit eine Mannschaft besser mache.
Abseits des Sportplatzes ist der Stürmer zudem immer loyal gewesen, so Kopschina. „In allen Bereichen hat er zu dem gestanden, was er gesagt hat.“ Menschlich sei er ein Gewinn für jedes Team - nicht nur auf dem Platz, „sondern auch auf jeder Busfahrt, jeder Party und an der Theke“.
Kopschina muss es wissen, in Haltern kennt vermutlich kaum jemand Oerterer so gut wie er. Schon Jahre vor seinem Wechsel zum TuS hatten die beiden immer wieder Kontakt, der 33-Jährige war schon früh der Wunschstürmer des ehemaligen TuS-Sportdirektors.
Als Oerterer zum TuS Haltern kam, „hätte er überall spielen können“
„Zu Ö hatte ich schon zwei, drei Jahre Kontakt“, erzählt er, „so lange hatte es gedauert, bis ich ihn ihn loseisen konnte“. Für derartige Entscheidungen brauche er grundsätzlich lange, das sei schon so bei seinem Wechsel von Herne zu Erkenschwick gewesen und eben dann auch bei seinem Wechsel nach Haltern.
Dass tatsächlich mal ein Spieler seiner Klasse zum TuS wechseln würde, daran hätte einige Jahre zuvor aber niemand geglaubt. Und „Ö“ hätte mit Sicherheit auch zu anderen Vereinen wechseln können, doch er entschied sich für den damaligen Westfalenligisten aus Haltern.
„Zu dem Zeitpunkt hätte er überall spielen können“, sagt Sascha Kopschina. Auch höherklassige Vereine seien an ihm dran gewesen. Dass er sich dann dafür entschied, in der Region zu bleiben, zeige noch mal, was für ein Mensch der Recklinghäuser ist.
Kopschina: „Bei Ö hängt Laufen und Toreschießen nicht zusammen“
Grundsätzlich brauche Oerterer aber auch auch immer „eine komplette Amateurfußball-Wohlfühloase“, sagt er. Als Stürmer war er in den vergangenen Jahren derweil oft nicht aufzuhalten - egal ob in der Westfalen-, Ober- oder Regionalliga.
Hat der Erkenschwick-Rückkehrer überhaupt eine Schwäche? Kopschina muss nicht lange überlegen: „Laufen. Bei Ö hängt Laufen und Toreschießen nicht zusammen“, sagt er mit einem Lachen.
Er sei ein Spieler, der „90 Minuten lang an der Seitenlinie rumstehen kann und dann in der 91. und 92. Minute die entscheidenden Treffer macht.“ Eben ein echtes Phänomen - sowohl auf als auch neben dem Platz.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
