Wechseltheater ist „eine Farce“

Fußball: Oberliga

Mit Lukas Diericks, Rafael Hester und Jannis Scheuch haben drei Spieler beim Fußball-Oberligisten TuS Haltern angeheuert, die sonst in der kommenden Spielzeit für den Oberligisten TSV Marl-Hüls gespielt hätten. Im anhaltenden Wechseltheater zwischen den beiden Vereinen, die beim Cranger-Kirmes-Cup aufeinandertreffen, hat der TSV nun sogar Beschwerde im Fall Diericks beim Kreisvorsitzenden eingereicht. Der TuS Haltern ist zur Stellungnahme aufgefordert, aber bleibt gelassen.

HALTERN

, 19.07.2017, 19:05 Uhr / Lesedauer: 2 min
Lukas Diericks, hier noch im Tirkot des TSV, trifft am Donnerstag mit dem TuS Haltern auf seinen Ex-Klub.

Lukas Diericks, hier noch im Tirkot des TSV, trifft am Donnerstag mit dem TuS Haltern auf seinen Ex-Klub.

„Wir gehen damit gelassen um, werden die Situation nüchtern analysieren und in Ruhe eine Stellungnahme verfassen“, sagt Halterns Sportlicher Leiter, Sascha Kopschina. Denn nun komme es drauf an, wie sich die drei Spieler mit dem TSV einigen würden, sagt er.

Außerordentlich gekündigt

Denn sowohl Diericks als auch Hester und Scheuch haben ihre Verträge beim TSV außerordentlich gekündigt, denn „es wurden Vertragsvereinbarungen nicht eingehalten“, sagt Diericks, „schwarz auf weiß zugesicherte Zahlungen sind ausgeblieben. Diese sind nicht unerheblich. Und das, obwohl mal alles für den Verein gegeben hat.“ Doch der TSV entgegnet: „Als Verein sind wir allen Verpflichtungen nachgekommen“, sagt Lothar Gedenk, Vorsitzender der Fußballabteilung, der gerade auf Mallorca im Urlaub weilt. Warum der Verein bei der Beschwerde nur den Spieler Lukas Diericks erwähnte, begründet er mit der Vertragssituation der Spieler.

"Hoch brisant"

„Bei Lukas“, so sagt er, „wird es höchst brisant.“ So habe er bereits ein Jahr als Vertragsspieler – bedeutet, er hat nach DFB-Statuten mindestens 250 Euro im Monat verdient und der Verein musste Sozialabgaben zahlen – beim TSV Marl-Hüls gespielt. Da er im Sommer vergangenen Jahres einen Zweijahres-Vertrag beim TSV unterschrieben habe, pocht Gedenk auf eine Ablösesumme, damit der TSV einem Aufhebungsvertrag zustimmt. „Und die wird nicht unerheblich sein“, sagt er.

Sollte allerdings die außerordentliche Kündigung rechtens sein, würde ein Aufhebungsvertrag nicht mehr benötigt werden. Auch die vom Westdeutschen Fußballverband festgeschriebenen Ablösesummen wären dann im Fall Diericks nicht mehr fällig. „Einen Anspruch auf Ablöse gibt es nur bei einem Statuswechsel des Spielers“, erklärt Roland Leroi, Medienreferent des Westdeutschen Fußballverbandes.

Keinen Anspruch

Bedeutet: War der Spieler, wie Diericks, beim abgebenden Verein bereits Vertragsspieler und wird auch beim TuS Haltern Vertragsspieler, hat der TSV keinen Anspruch auf eine Ablösesumme. Ähnlich in den Fällen Hester und Scheuch, die beide in ihren früheren Klubs einen Amateurvertrag besaßen. Wandelt der TuS ihre Verträge vom Amateurvertrag in einen Vertrag für Vertragsspieler um, ist auch keine Ablöse fällig.

„Als Verein tragen wir interne, persönliche und insbesondere noch zu klärende rechtliche Angelegenheiten jedoch grundsätzlich nicht über die öffentlichen Medien aus. Die Beurteilung der Sach- und Rechtslage überlassen wir Rechtsexperten, die sich bereits mit dem Fall befassen“, sagte TuS-Pressesprecher Daniel Winkelkotte.

Beistand von Rechtsexperten

Möglich, dass sich die Parteien am Ende vor Gericht wiedersehen, denn auch der TSV habe sich nach Aussage von Gedenk um den Beistand eines Rechtsexperten gekümmert. Im Gespräch erhob Gedenk zusätzlich schwere Vorwürfe gegen den TuS: „Das sind böse Machenschaften des TuS Haltern. Die Verhaltensweise des Klubs hat mit Sport nichts mehr zu tun.“ So griff er auch Sascha Kopschina an: „Ich bin sauer auf die Vorgehensweise des TuS und von Kopschina.“ Er werfe dem Klub vor, die Basis nicht über das Sportliche, sondern über das Finanzielle erreicht zu haben. Auch hier bleibt Kopschina gelassen: „So etwas lasse ich grundsätzlich unkommentiert.“

Für Diericks ist die Situation eine Farce. So habe ihm Gedenk und mehreren Spielern zugesichert, ihnen keine Steine in den Weg zu legen. „Und jetzt zieht es sich wie Kaugummi“, sagt er. Die Beweggründe Gedenks kenne er nicht. „Aber er kann schon sehr ausfallend sein“, sagt Diericks, „eigentlich geht es ja nur darum, Fußball zu spielen.“