Seit der laufenden Saison gibt es im bayerischen Amateurfußball die Zehn-Minuten-Zeitstrafe zusätzlich zur Gelben oder Roten Karte. Jetzt denkt auch der Fußballverband Westfalen darüber nach, die Zeitstrafe wieder einzuführen, und plant bereits Gespräche mit dem Bayrischen Fußball-Verband.
Einige Halterner Trainer halten das für eine gute Idee. „Man ist gut damit beraten, aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen darüber nachzudenken“, so Nico Martinez, Trainer des B-Ligisten SV Bossendorf. Auch Michael Onnebrink von Concordia Flaesheim stimmt dem zu: „In letzter Zeit sind ja ziemlich viele Situationen eskaliert, vielleicht hilft es da, es abzukühlen.“
Dabei geht es um den Zuwachs an Spielabbrüchen, wie beispielsweise beim FC 96 Recklinghausen III, wo zuletzt zwei Spiele hintereinander abgebrochen wurden. Auch bei der Beurteilung von Foulspielen sehen die Trainer Chancen. „Fände ich gut. In vielen Situationen fehlt ein Mittelmaß. Diese Lücke könnte die Zeitstrafe füllen“, sagt SV Hullern-Trainer Marco Massanek.
„Zu schwammig und willkürlich“
„Man kann dann mit mehr Fingerspitzengefühl bei grenzwertigen Aktionen hantieren“, stimmt Michael Onnebrink zu. Doch es gibt auch Kritik an den Plänen. „Es ist schwierig einzuschätzen, wann die Zeitstrafe eingesetzt wird. Es gäbe ein Werkzeug mehr, aber wir haben aktuell schon gute Werkzeuge. So wie es aktuell ist, ist es schon gut“, erklärt Mani Mulai von BW Lavesum.

Ein weiteres Werkzeug würde aber auch eine weitere Angriffsfläche für Schiedsrichter bieten und potentiell den gegenteiligen Effekt bringen, so Nico Martinez. Auch Edin Saracevic, Trainer des TuS Haltern II, wäre grundsätzlich nicht abgeneigt, findet aber: „Es ist zu schwammig und der Schiedsrichter kann willkürlich entscheiden. Wenn es eine klare Linie gibt, dann wäre ich dafür.“
„Erziehungsmaßnahme im Jugendbereich“
TuS-Sythen-Trainer Dennis Schulz äußert sich so: „Ich weiß nicht, wie sinnvoll das ist. Ich glaube, es hat wenig Auswirkungen und würde nur punktuell Unterschiede ausmachen.“ Auch Lippramsdorf-Coach Sven Kmetsch sieht potentiellen Zeitstrafen kritisch entgegen.

„Ich finde das im Seniorenfußball unangebracht. Es ist eher eine Erziehungsmaßnahme im Jugendbereich, da finde ich das auch gut, um die Jungs und Mädels abzukühlen. Im Seniorenfußball soll man es bei klaren Regelungen belassen“, so Kmetsch. Marco Gruszka vom ETuS Haltern sagt dazu: „Ich halte nichts davon. Frühzeitiges Unterbinden von Unsportlichkeiten durch Gelbe Karten wäre mir lieber.“
Ob der FLVW die Zeitstrafen wirklich wieder einführt, steht dabei noch in den Sternen. Im Frühling nächsten Jahres sollen Gespräche mit dem Bayrischen Fußball-Verband stattfinden und danach entschieden werden, inwiefern eine Einführung auch in Westfalen Sinn ergibt.
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