Dieses Debüt hatte sich Deniz Bozoglu anders vorgestellt: Wenige Tage nach seinem Start als Trainer der A-Junioren des TuS Haltern am See absolvierte er mit seinem neuen Team ein Testspiel gegen die SSV Buer 07/28 – allerdings nur ein halbes. Denn zur Pause wurde die Partie abgebrochen.
Die Gäste aus Gelsenkirchen-Buer – der Heimat des neuen TuS-Trainers, der mittlerweile aber in Bochum lebt – hätten darum gebeten, das Spiel vorzeitig zu beenden, so der Nachfolger des zurückgetreten Sascha Burzynski.
„Sie sagten in der Pause zu mir, dass es so keinen Sinn macht, weiterzuspielen“, erklärt er. Die Begründung: Buer habe viele verletzte Spieler und wolle nicht riskieren, noch weitere zu verlieren. Nicht aber, weil die Halterner zu hart spielten, sondern vielmehr weil die Gäste keinen weiteren Platzverweis riskieren wollten.
Viermal Rot für die SSV Buer 07/28
Los ging es in der 27. Minute, als ein Bueraner Rot sah. Bozoglu verglich das Foul mit dem des Niederländers Nigel de Jong im WM-Finale 2010 gegen Spaniens Xabi Alonso, einem klaren Tritt mit der Sohle voraus gegen die Brust. „Da gab‘s keine Diskussion, das war klar Rot“, so der neue U19-Coach.
Leidtragender war Leo Amendt, der zuvor das 1:0 erzielt hatte (23.), danach aber weiterspielen konnte. Gerne hätte der TuS auch weiter gegen elf Mann gespielt. „Ich hätte mich darauf eingelassen, dass wir einfach sagen, er bekommt nicht Rot, muss aber ausgewechselt werden.“ Der Schiedsrichter ließ sich aber nicht darauf ein und schickte den Schuldigen mit Rot vom Feld – zum Unmut der SSV-Bank.

„Die Trainer sind dann von ihrer Bank sieben, acht Meter auf den Platz gegangen, waren sehr lautstark und aggressiv in Richtung des Schiedsrichters“, erzählt er. Der machte daraufhin kurzen Prozess und zeigte allen drei Trainern der Gäste Rot. Für Deniz Bozoglu, der ein gutes Verhältnis zu den Bueraner Coaches pflege, eine nachvollziehbare Entscheidung.
Zuletzt beim SV Sodingen und Westfalia Herne
In der Folge spielte sich der TuS noch viele gute Chancen heraus, Nico Lange erhöhte nach schönem Steckpass von Loris Sasse auf 2:0 (36.). „Das hatten wir im Training am Samstag noch einstudiert“, freut sich der 24-Jährige, dessen Mannschaft weitere Gelegenheiten liegenließ und aufgrund einer Aneinanderreihung von Fehlern plötzlich das 2:1 kassierte (45.+2).
„Das war ein bisschen ärgerlich, weil wir uns vorgenommen hatten, das erste Mal zu Null zu spielen“, sagt er. Positiv hingegen: Die Halterner A-Junioren ließen sich nicht aus dem Konzept bringen, spielten unbeeindruckt weiter und erhöhten noch vor dem Abpfiff auf 3:1. Wieder war es Lange (45.+4). Kurz darauf war Schluss – komplett.
„Zu unserem Ärgernis“, wie Bozoglu sagt. Weitere 45 Minuten „hätten uns nach der ersten Trainingswoche gut getan“. Besonders für die Spieler auf der Bank sei es ärgerlich gewesen, sie konnten sich nun gar nicht mehr zeigen. Dem neuen Trainer müssen sie sich dann in den nächsten Einheiten und beim kommenden Testspiel gegen die U19 von Westfalia Herne präsentieren.
Gut eine Woche ist der Schalke-Fan, der für die Ruhr-Universität Bochum arbeitet, nun schon im Amt. Zuletzt war er als Co-Trainer des Senioren-Westfalenligisten SV Sodingen aktiv und coachte bis Ende März auch noch die U15 von Westfalia Herne, in der Vergangenheit war er auch mehrere Jahre im Jugendbereich des TuS Hordel tätig.
Deniz Bozoglu wurde schnell vom TuS Haltern überzeugt
Eigentlich wollte er nun erst mal pausieren, dann wurde die Stelle beim TuS Haltern am See frei. Thomas Stillitano, mit dem er gemeinsam die Sodinger Senioren coachte, hatte erfahren, dass Sascha Burzynski bei den Seestädtern zurückgetreten war und fragte direkt seinen ehemaligen „Co“, ob der Posten nicht etwas für ihn wäre.
Stillitano stellte den Kontakt zum TuS her, wenig später trafen sich beide Seiten. „Ich war erst im Zwiespalt, weil das von Bochum schon relativ weite Fahrten sind, das sind jedes Mal 35 Minuten, 40 Kilometer – und das viermal die Woche. Ich wurde aber direkt absolut überzeugt, noch im Gespräch war schon für mich klar, dass ich das machen möchte.“
Auch im Verein ist man froh, nun eine Lösung gefunden zu haben. „Mit Deniz haben wir einen jungen und ambitionierten Trainer für unsere U19 gewinnen können. Er hat bereits von der U15 bis zur U19 und auch im Seniorenbereich Trainererfahrung gesammelt und gezeigt, dass er über die notwendige Expertise für eine Westfalenliga-Mannschaft verfügt“, sagt Sebastian Amendt, „Leiter Talentschmiede“ beim TuS. „Wir freuen uns, gemeinsam mit ihm die Herausforderung anzugehen und sind uns sicher, dass er mit der Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt geht.“
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