
Hendrik Löbler köpft zum 1:0 für RW Deuten ein. Am Ende mussten sowohl der Stürmer und seine Mitspieler als auch seine Gegenspieler vom TuS Haltern am See sich mit einem Remis abfinden. © Andreas Hofmann
„Noch nie erlebt“: Enttäuschung auf beiden Seiten nach Derby-Irrsinn
TuS Haltern - RW Deuten
Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren? Diese Frage stellten sich nach dem Westfalenliga-Spiel sowohl die Halterner als auch die Deutener. „Allen fehlten die Worte“, sagt Marcel Klakus.
Auch mit etwas Abstand sorgt das verrückte 4:4 in der Westfalenliga zwischen dem TuS Haltern am See und RW Deuten weiter für Ratlosigkeit. „Ich weiß noch immer nicht, ob ich mich über den Punkt freuen oder traurig sein soll“, sagt Marcel Klakus, der im Trikot des TuS Haltern am See eine Premiere feierte. Bei Moritz Noetzel, Doppeltorschütze der Deutener, überwiegt der Frust.
„Enttäuscht trifft es ganz gut“, sagt der 24-Jährige auf die Frage, wie er sich nach dem Remis fühlt. „Wenn man bis zur 65. Minute mit 3:0 führt und dann nur Unentschieden spielt, sind es eher zwei verlorene Punkte“, so Noetzel, der aber auch betont: Eine Niederlage wäre noch deutlich schlimmer für sein Team gewesen.
„Die Stimmung war sehr gedrückt, auch wenn wir im Endeffekt doch noch einen Punkt bekommen haben, obwohl es lange nicht danach aussah“, sagt derweil Marcel Klakus, der zum ersten Mal in einem Pflichtspiel die Kapitänsbinde trug. Die Punkteteilung sei sehr schwer zu akzeptieren. „Wir waren so nah am Sieg“, stellt der 21-Jährige fest.
Moritz Noetzel: „Fragwürdiger Elfmeter“ hat den TuS zurückgeholt
60 Minuten lang zeigte sein Team aber wenig, das für drei Punkte gesprochen hätte. „Wir waren nicht in den Zweikämpfen, waren vielleicht vom Kopf her nicht richtig da“, sagt der TuS-Spieler, der sich den gesamten Spielverlauf nicht erklären kann. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ 0:3 lag sein Team hinten, drehte die Partie dann in 25 Minuten, nur um kurz darauf in der Nachspielzeit den Ausgleich zu kassieren.

Marcel Klakus (r.) trug erstmals in einem Pflichtspiel die Kapitänsbinde beim TuS Haltern am See. © Andreas Hofmann
Ein wenig habe ihn das Spiel an das 4:4 zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 im November 2017 erinnert, sagt Moritz Noetzel. Selbst habe er so eine Partie wie nun in der Westfalenliga aber auch noch nicht erlebt. Ob er nach dem vierten TuS-Tor noch an ein Comeback der Rot-Weißen glaubte? „Wir haben alles daran gesetzt, noch auszugleichen und uns noch mal als Team heißgemacht“, erzählt er.
Warum seine Mannschaft zuvor so eingebrochen war, dafür hat er auch einen Erklärungsansatz: „Wir haben uns ein wenig von der Power, die da kam, beeindrucken lassen.“ Der TuS drückte plötzlich viel mehr, war aus dem Nichts das dominante Team. „Der sehr fragwürdige Elfmeter hat sie zurück ins Spiel geholt. Wir hätten aber trotzdem weiter Fußball spielen müssen.“
„Das war natürlich schwierig für ihn - wie für jeden von uns“
Das hatte Deuten bis zur 65. Minute gut gemacht: Die Rot-Weißen waren stark ins Spiel gekommen, gingen früh in Führung. „Da haben wir uns vielleicht vom Gegentor beeindrucken lassen“, versucht es Marcel Klakus mit einer Erklärung für die schwache Halterner Leistung bis zum 1:3 in der 65. Minute. Das Spiel habe ein wenig die bisherige Saison des TuS widergespiegelt. Schließlich war es bei Weitem nicht das erste Spiel, in dem die Halterner erst in der zweiten Halbzeit aufwachten.
Eine richtige Erklärung für die schwache erste Stunde, die plötzliche, aber späte Willensleistung nach dem Anschlusstreffer und den späten Nackenschlag durch Dirk Jasmund habe aber niemand nach der Partie gehabt. „Keiner fand so richtig die Worte dafür“, berichtet der 21-Jährige, der gegen Deuten statt im Mittelfeldzentrum in der Innenverteidigung spielte.
Im Anschluss an die Partie war die gesamte Halterner Mannschaft noch gemeinsam essen. „Auch da fehlten allen die Worte.“ Trainer Timo Ostdorf hatte sich nach dem Abpfiff der emotionalen Partie mit spektakulärem Ende auch erst mal sammeln müssen. „Das war natürlich schwierig für ihn - ich glaube, wie für jeden von uns“, sagt Marcel Klakus.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
