Klarer Fall von Zwiespalt? Irgendwie schon. Da steht Patrick Walter plötzlich jüngst zwischen den Stühlen, als es um seine Zukunft geht. Frei nach dem Motto: Lavesum oder Recklinghausen, das ist hier die Frage. Die Geschichte wird schließlich alles andere als eine Herzensentscheidung. Sie ist eher eine, die von Pragmatismus geprägt ist.
Der Mann ist Fußballer durch und durch. Kämpfer, Rackerer, aber eben auch immer noch technisch versiert. 39 Jahre inzwischen alt, mit der B-Jugend des FC Schalke 04 einst Deutscher Meister geworden. Schöne Zeiten, zweifelsohne. Gelsenkirchen lässt den Familienvater immer noch nicht los, inzwischen wohnt er im Stadtteil Erle. Was ein entscheidender Grund ist für eben diese pragmatische Entscheidung.
Hochlarmark statt Hochmoor
Frei nach noch einem Motto: „Hochlarmark statt Hochmoor“ oder „Lenkerbeck statt Lüdinghausen“, wenn es um die Betrachtung zukünftiger Gegner geht. Oder schnell mal über die A2 zum Training jetten statt die zweifelsohne netten Landstraßen des Münsterlandes zu nutzen, das kann dann doch von Vorteil sein.
Ein halbes Jahr ist es nun her, da wechselt Patrick Walter von der Spvgg. 95/08 Recklinghausen zu BW Lavesum. Von der Kreisliga B in die Kreisliga B - und doch irgendwie eine etwas andere Welt. Parallelen gibt es dennoch: In beiden Klubs fühlt er sich wohl. Sportlich läuft es für Walter als spielender Co-Trainer indes in der Hinrunde nicht gut. Große Abstiegsgefahr inklusive. Zur Rückrunde geht es als Spieler zu Trainer Mani Mulai. Der Klassenerhalt wird dort knapp geschafft.
Als die Saison beendet ist, muss sich Patrick Walter entscheiden, wie es weitergeht. „Das war echt eine gute Zeit in Lavesum. Andererseits habe ich auch immer Kontakt zu den Verantwortlichen bei 95/08 um Andre Hellerberg und Alexander Wiessner gehalten.“ Es klingt fast so, als ob der Mann in beiden Vereinen gerne weitergearbeitet hätte. „Ich war wirklich lange im Zwiespalt“, sagt Walter.

Also musste eben dieser Pragmatismus her. Über die A2 von Erle in den Recklinghäuser Süden zu fahren, ist mit Sicherheit einfacher als sonntags in Holtwick, Hochmoor, Hiddingsel, Billerbeck oder Beerlage zu kicken. Und so fällt die Entscheidung: In 2024/25 darf es wieder der Schimmelsheider Park im Recklinghäuser Stadtteil König Ludwig sein.
Es klingt ein bisschen nach einer „Mission Wiederaufbau“, die Patrick Walter da als Spielertrainer bei 95/08 angeht. Deniz Uzunali, der den Klub in der Rückrunde coachte, und sein komplettes Team haben die „Ludwiger“ verlassen. Nach dem Abstieg in die Kreisliga C ist also ein Neuaufbau im Großformat angesagt, für den das Marler Fußball-Urgestein nun verantwortlich zeichnet.
„Nicht nur Bälle hochschmeißen“
Und wer den Instagram-Account bei 95/08 in diesen Tagen verfolgt, der kann diesen Aufbruch schon ein wenig verspüren. Die Liste der Spieler, die so neu gar nicht sind, weil sie vielfach einst schon dort kickten, ist lang: Daniel Becker, Marco Slotala, Daniel Tanudjaja, Nico Schäfer, Klubchef Alexander Wiessner, Armin Kusnur, Noah Weitzel, Jerome Hellerberg - sie alle wollen wieder angreifen.
„Die Leute sollen einfach gerne zum Training kommen“, sagt der neue Coach, der aber auch in sportlicher Sicht eine klare Vorstellung hat - Kreisliga C hin oder her. „Ich bin ja nicht damit zufrieden, wenn ich nur Bälle hochschmeiße, dann aber nichts kommt.“
So spricht wohl jemand, der durchaus klare Ziele hat. Vom Titelgewinn und der sofortigen Rückkehr in die Kreisliga B will Walter aber gar nicht sprechen. „Aber je nach Staffel-Einteilung wäre Platz zwei bis vier schon in Ordnung.“