Rodrigues läuft für sein Leben gern
Das Sportporträt
Seit knapp vier Jahren startet Antonio Rodrigues für die Leichtathletik-Abteilung des TuS Sythen. Seitdem mischt der Portugiese die Laufszene in Westfalen auf. Zuletzt feierte er mit dem Sieg bei den NRW-Meisterschaften im Hindernislaufen in Hagen einen weiteren Meilenstein seiner mittlerweile rund 50-jährigen Karriere. In diesen Tagen ist der 55-Jährige bei den Senioren-Europameisterschaften im dänischen Aarhus am Start. Über 3000 m Hindernis und 5000 m gehört er mit seinen Meldezeiten auch hier zum engeren Favoritenkreis.

Antonio Rodrigues läuft seit fast 50 Jahren. Bei der Senioren-EM in Aarhus gehört der 55-Jährige, der seit vier Jahren für den TuS Sythen startet über 5000 m und 3000 m Hindernis zum engeren Favoritenkreis.
„Schon als kleiner Junge bin ich immer gern gelaufen“, erzählt Antonio Rodrigues. „Ich hatte keine Geduld, lange still zu sitzen. Als ich mit sechs Jahren in die Schule kam, betrug der Schulweg in meinem Heimatdorf Alvarenga in Nordportugal etwa fünf Kilometer. Schulbusse gab es nicht und so bin ich immer zur Schule gelaufen.“ Nicht die schlechteste Grundlage für seine spätere Leichtathletik-Karriere.
Als er mit 12 Jahren zur weiterführenden Schule kam, erkannte sein Sportlehrer sein Talent und Rodrigues qualifizierte sich für die nationalen Meisterschaften. „Ohne Training bin ich auf Anhieb Zweiter in meiner Altersklasse geworden. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt und ich habe angefangen, regelmäßig zu trainieren.“
Gute Trainingsbedingungen bekam er aber erst, als er mit 15 nach Porto umzog. Da er Talent hatte, holte ihn sein Trainer sogar mit dem Auto von zu Hause ab, damit er pünktlich zum Training im Estadio das Antas erscheinen konnte, erinnert sich der 55-Jährige. Drei Jahre später gewann er die Gold-Medaille bei den portugiesischen Jugendmeisterschaften im 2000-m-Hindernislauf und startete bei den Europa-Meisterschaften in den Niederlanden.
Tägliches Training
Fortan versuchte er fast täglich, seine Leistungen durch hartes Training auf der Laufbahn oder durch Waldläufe zu verbessern. Er nahm an Mittel- und Langstreckenrennen von 800 m bis 5000 m teil und verbesserte seine Bestzeiten auf 3:43 Minuten über 1500 m und 14:00 Minuten über 5000 m. Seine Spezialität aber wurde der 3000-m-Hindernislauf. „Meine beste Zeit war 8:38,92 Minuten. Damit errang ich 1988 die Silbermedaille bei den Portugiesischen Meisterschaften in Maia. Leider verfehlte ich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Seoul um acht Sekunden. Das wäre die Krönung meines Leichtathletik-Lebens gewesen“, berichtet Rodrigues.
Er blieb seinem Sport danach noch einige Jahre weiter treu, bis er die Laufschuhe im Alter von 33 Jahren einstweilen an den Nagel hängte. „Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine besonderen Ziele im Sport mehr und beruflich und familiär sehr viel zu tun“, erklärt er. „Da ich weiter gut aß und fast den ganzen Tag im Sitzen verbrachte, hatte ich nach kurzer Zeit 20 Kilogramm zugenommen.“
Im Jahr 2009 packte ihn aber wieder der Ehrgeiz. Er nahm das Training wieder auf, erreichte innerhalb eines Jahres wieder annähernd sein altes Wettkampfgewicht und qualifizierte sich für die Leichtathletik-Europameisterschaften der Senioren in Ungarn. Im Finale über 3000 m Hindernis musste er sich nur dem französischen Weltrekordhalter Gilles Pelletier geschlagen geben und wurde in 10:12,60 Minuten Vize-Europameister in der Altersklasse M45.
Nichte wohnte in Sythen
Im Jahre 2013 entschied sich Rodrigues, nach Deutschland umzuziehen, wo er sich nach einigen Wochen dem TuS Sythen anschloss. „Nach Sythen bin ich gekommen, weil meine Nichte hier wohnt.“ Zwei Jahre später holte sich der TuS-Athlet zwei Medaillen bei Deutschen Meisterschaften: Bronze bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Markt Indersdorf und Silber über 5000 m im sächsischen Zittau.
Mittlerweile hat er sich gut eingelebt und nach überstandener Knieoperation hat er seinen Trainingsumfang nach und nach wieder erhöht. Sowohl bei den Kreis-Crossmeisterschaften als auch bei den Westfälischen Seniorenmeisterschaften holte er sich überlegen die Titel in seiner Altersklasse M55. „Am liebsten laufe ich auf der Bahn“, erzählt Rodrigues – so wie jetzt wieder bei den Senioren-Europameisterschaften in Aarhus/Dänemark, wo er über 5000 m und im 3000-m-Hindernislauf starten will.