Deutschlands bester Sportschütze mit dem Revolver 44 Magnum schießt für Concordia Flaesheim. Anfang Juli holte sich Björn Kuhlmann bei den Deutschen Meisterschaften „Statische Kurzwaffe 2022“ in Warendorf den Titel in dieser Waffengattung und ist heute noch bewegt: „Damit hatte ich nie gerechnet!“
Der 39-Jährige, der im vergangenen Jahr bei den Sportschützen von Concordia Flaesheim neben der SLG Marl Hamm seine zweite sportliche Heimat gefunden hat, hatte schon früh Kontakt in die Schießsportszene. Er begann 1993 mit dem Luftgewehr in der Marler Jugendgruppe, hatte schon früh Interesse an der Luftpistole und sagt rückblickend: „Damals als Jugendlicher hatte ich noch nicht die Basiskraft für das sichere Schießen mit der rund 1000 Gramm schweren Luftpistole.“
Bis etwa zum 18. Lebensjahr schoss er mit dem Gewehr und machte dann eine längere Pause, in der er sich dem Triathlonsport widmete. Nach einer Verletzung startete er 2014 erneut mit dem Luftgewehr und schwenkte 2015 auf die Luftpistole um.
Wechsel zum Großkaliber
Ab 2016 begann er dann mit dem Großkaliber und schoss von da an die Disziplinen Pistole 9 Millimeter, Revolver 357, Magnum und Kaliber 44 Magnum. Nach dem erfolgreichen Training im Verein nahm er auch an Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften teil, und nach mehreren Landesmeistertiteln mit der Mannschaft aus Marl-Hamm meldete er in diesem Jahr auch als Einzelschütze sowohl für die Meisterschaften des Deutschen Schützenbunds (DSB) als auch beim Bund der Militär und Polizeischützen (BDMP) im Juli in Warendorf.
Nach einem für ihn mäßigen Erfolg beim DSB im Frühjahr konzentrierte er sich komplett auf das vom BDMP ausgeschriebene Championat.
Dafür trainierte er zweimal die Woche mit allen drei Waffen, um die immer wiederkehrenden Abläufe noch mehr zu verinnerlichen. Und das ist gar nicht so einfach, denn obwohl im beidhändigen Anschlag geschossen wird, erfordert es ein gehöriges Quantum Kraft, um die bis zu 1550 Gramm schweren Waffen immer wieder neu in Anschlag zu bringen.
Dabei erfolgt die Visierung über Kimme und Korn im System „Spiegel aufgesetzt“ von oben nach unten. Abgerundet hat Kuhlmann sein Programm mit Ausdauertraining auf dem Rad und Krafteinheiten.

Schon bei der Anfahrt nach Warendorf fühlte Kuhlmann eine positive Anspannung, dachte aber: „Nach fünf, sechs Jahren mit der Waffe habe ich eigentlich noch keine echte Chance.“
Und so begann er auch eher durchwachsen, als er mit der 9-Millimeter-Pistole nur im „oberen Drittel“ landete. „Das war praktisch das Aufwärmtraining für die Revolverdisziplinen“, so Kuhlmann.
Und dort lief es mit dem 357er schon wesentlich besser. Kuhlmann sagt rückblickend: „Da war ich mit 275 Ringen und Platz sieben schon sehr zufrieden.“ Doch danach begann für ihn das große Finish, und nach dem Aufbau am Stand erzielte er mit dem 44er Magnum bei den fünf erlaubten Probeschüssen schon 47 von 50 möglichen Ringen.
Erste Enttäuschung
Dann folgte der Scheibenwechsel, und Kuhlmann begann mit dem ersten Serienschuss, der ihm mit einer 8 auch gleich die erste Enttäuschung bescherte. Er ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und erklärt: „Das ist beim Wettkampfstart gar nicht so ungewöhnlich.“
Es folgten mehrere Zehner und beim Startschuss der zweiten Serie sofort wieder ein glatte Zehn. Im weiteren Verlauf musste Kuhlmann aber einige Male absetzen und komplett neu aufbauen. „Da hatte ich echt noch immer mit den Nachwirkungen von Corona zu kämpfen“, erklärt er.
Doch er gab nicht auf und beendete seine beiden 15-Schuss-Serien mit 142 und 139 Ringen. Und in Summe reichten diese 281 Ringe tatsächlich ganz knapp für den deutschen Meistertitel – der direkte Verfolger Lorenz Eichinger von der SLG Tann e.V. hatte einen einzigen Ring weniger.
Erst später erfahren
Das alles erfuhr Björn Kuhlmann aber erst viel später, denn er war von dem anstrengenden Wettbewerb körperlich so geschwächt, dass er einpackte und ohne das Ergebnis abzuwarten nach Hause fuhr. Unterwegs dachte er noch: „Vielleicht schaffe ich es mit viel Glück noch auf einen Podiumsplatz.“ Als er dann am Montagmorgen die offizielle Ergebnisliste online sah, war er überrascht. „Da habe ich zunächst zweimal hingeschaut und mich sehr gefreut“, erzählt er.
Ein paar Tage später kam ihm der Gedanke: „Jetzt kannst du eigentlich aufhören. Viel mehr kommt da nicht mehr.“ Doch über diese Phase ist er längst wieder hinweg und stellt selbstbewusst fest: „Natürlich werde ich weitermachen, und ich will auch versuchen, meinen Titel im nächsten Jahr zu verteidigen.“
Start frei für Seelauf von Spiridon: Strecke ist amtlich vermessen, aber es gibt auch Neues
„Die Liga ist aber auch brutal gut“: Flaesheim startet holprig in die Bezirksliga
Spielervater darf vorerst wieder auf den Platz: Vorwurf der rassistischen Äußerung bleibt