Eine Schiedsrichter aus dem Kreis wurde bei einem C-Liga-Spiel unter Druck gesetzt, eine Verwarnung nicht in den Spielbericht einzutragen.

Ärger um eine Gelbe Karte: Ein Schiedsrichter aus dem Kreis wurde bei einem C-Liga-Spiel unter Druck gesetzt, eine Verwarnung nicht in den Spielbericht einzutragen. © Arne Dedert/dpa

Betrugsversuch in der C-Liga? Verein reagiert - eine Strafe gibt es trotzdem

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Erst soll es Geld geben, dann wird massiv gedroht: Ein Schiedsrichter meldet eine versuchte Manipulation - in der Kreisliga C. Die betroffene Mannschaft ist abgemeldet, der Verein wird bestraft.

Datteln

, 09.09.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dass es keine Wettmafia und Profis braucht, um ein Fußballspiel zu verschieben, ist hinlänglich bekannt. Auch bei den Amateuren geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu - vor allem, wenn am Ende einer Saison Meisterschaft oder Klassenerhalt am seidenen Faden hängen. Aber schon am 2. Spieltag eine Partie manipulieren zu wollen, und dann auch noch in der Kreisliga C, das ist ziemlich kurios.

So geschehen aber offenbar am 21. August bei der Partie Kültürspor Datteln III gegen BW Westfalia Langenbochum III in der Kreisliga-Staffel C3. Ein „Fußballfreund“, eindeutig dem Umfeld des Dattelner Gastgebers zuzuordnen, soll dem Schiedsrichter Geld geboten haben - die Rede ist von 100 Euro. Der junge Unparteiische tat, was er tun muss: Er lehnte ab.

„Wenn du so weiter pfeifst...“

Damit aber nicht genug, aus den Reihen der Gastgeber wurde der Schiedsrichter während des Spiels und danach augenscheinlich massiv unter Druck gesetzt. Der Dattelner Spielertrainer soll getönt haben: „Wenn du weiter so pfeifst, bekommst du dein Geld nicht.“ Das lässt sich noch als grobe Unsportlichkeit verbuchen. Nicht dagegen, dass der Unparteiische bedrängt wurde, eine Gelbe Karte nicht in den Spielbericht einzutragen.

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Der Schiedsrichter nahm tatsächlich davon Abstand - möglicherweise um heil aus der Sache herauszukommen? Jedenfalls machte er umgehend Meldung beim Kreis. Er fertigte einen umfassenden Sonderbericht an, dazu stellte er sich einer Befragung durch das Kreissportgericht. Für Marcus Voigt, der das Verfahren geführt hat, gibt es keine Zweifel, dass die Vorwürfe zutreffen. Dazu kommt: „Auch von Kültürspor wurde der Sachverhalt nicht bestritten.“

Verein zieht Reißleine: Team ist abgemeldet

Im Anschluss an das Heimspiel gegen Langenbochum ist die Mannschaft von Kültürspor III noch zu zwei weiteren Begegnungen in der Kreisliga C3 angetreten. Inzwischen aber hat der Klub die Reißleine gezogen. Die Dattelner haben das Team aus dem Spielbetrieb genommen, die bisherigen Partien werden nicht gewertet. Der Schritt erfolgte auf Initiative des Vereins, betont Sportrichter Voigt: „Kültürspor war sehr daran interessiert, die Probleme zu lösen.“

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Trotzdem kommt der Klub nicht straffrei davon. „Das kam aus Sicht des Kreissportgerichts nicht in Frage“, so der Marler. „Wir müssen hier ein Signal setzen, dass wir Schiedsrichter und Wettbewerb schützen.“ Konkret bedeutet das: Kültürspor wird zu einer Geldstrafe von 250 Euro verurteilt. Daneben bittet das Sportgericht den Spielertrainer der dritten Mannschaft mit 100 Euro zur Kasse - unter Mithaftung des Vereins.

Die Spieler müssen vorerst zuschauen

Was die Dattelner schwerer treffen dürfte: Kültürspor muss bis Ende November eine Vereinsberatung beim westfälischen Fußball-Verband absolvieren. Zudem soll der Fußballkreis in der laufenden Saison jederzeit Spiele des Klubs überwachen dürfen - etwa durch Mitglieder des Kreisvorstands oder über die Doppelansetzung von Schiedsrichtern. Die Kosten dafür hat der Verein zu tragen.

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Bleibt die Frage, wie es mit den Spielern von Kültürspor III weitergeht? Die dürften nach den Vorkommnissen erst mal eine Pause haben. Sich einem neuen Verein anschließen dürfen sie nicht - Kültürspor hat weitere Mannschaften im Spielbetrieb, in denen sie theoretisch zum Einsatz kommen könnten. Somit haben sie erst in der nächsten Wechselperiode im Januar 2023 die Chance, zu einem neuen Klub zu wechseln.

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