Wenn an einem Sonntagmorgen um 11 Uhr zwei Mannschaften in der Kreisliga C aufeinandertreffen, gehört es nicht gerade zum Alltag, dass ein Schiedsrichtergespann vorfährt, Ordner sich gelbe Westen überziehen und sogar längst nicht alle Zuschauer die Platzanlage betreten dürfen. Es ist die Konsequenz aus den Vorkommnissen aus den vergangenen beiden Wochen rund um den FC 96 Recklinghausen III.
Das Heimspiel gegen die DJK Sportfreunde Datteln II steht an. Schiedsrichter ist Johannes Westermann, an der Seitenlinie assistieren ihm Benjamin Hagel und Özcan Özdemir. Kurz vor Spielbeginn steht Thorsten Jaring, Geschäftsführer des FC 96, in Höhe der Mittellinie und sagt mit einem Schmunzeln: „Kontrolle. Ich darf hier alle durchsuchen.“ Die Stimmung ist durchaus ausgelassen.
Das mag sie in den Tagen zuvor nicht immer gewesen sein. Zweimal binnen einer Woche wurde ein Meisterschaftsspiel der „Dritten“ vom FC 96 abgebrochen. Zunächst, gegen den TuS Henrichenburg II, macht der Gast vorzeitig Feierabend, als ein Wort das andere gibt und es schließlich richtig wild wird. Eine Strafanzeige gegen einen 96-Spieler wegen Körperverletzung inklusive.
In Leusberg wollten nur noch sieben spielen
Sieben Tage später geht es dann beim FC Leusberg II weiter. Alles ist friedlich, bis zum Stand von 4:0 für Leusberg. Dann geht es bei den Gästen untereinander hoch her. Schließlich wollen nur noch sieben 96-Kicker weitermachen. Der nächste Abbruch…
Lustig finden das die Klubverantwortlichen vom Stadion Hohenhorst wahrlich nicht. Gerade aus ihren Urlauben zurückgekehrt, trommeln der Vorsitzende Gerrit Haug und der Sportliche Leiter Jovica Cirkovic alle Verantwortlichen zu dieser Causa zusammen.
Freitagabend, Klubheim Hohenhorst: Gerrit Haug und Jovi Cirkovic sind gekommen, dazu Thorsten Jaring, Vereinsmanager Tim Hertling und mit Bilal El-Sabeh ein weiterer Sportlicher Leiter. Den FC III vertritt Ali Mahmoud, Kapitän und zweifelsohne eine Art Instanz in der Truppe, sowie Trainer Ahmad Omayrat.
„Letzte Mahnung von unserer Seite“
Würden wir uns in der Politik befinden, dann treten die Protagonisten danach vor die versammelte Presse und parlieren gerne von „konstruktiven Gesprächen“ und einem Ergebnis „in einvernehmlicher Atmosphäre“ . Nun ist die Kreisliga C ja nicht gerade ein Quell für Philosophen, da kann auch mal Tacheles gesprochen werden.
„Wir haben deutlich zu verstehen gegeben, dass eine Fortsetzung des Meisterschaftsbetriebs als letzte Mahnung von unserer Seite anzusehen ist“, bilanziert Jovi Cirkovic das Gespräch.

Bedeutet im Klartext: Die „Dritte“ des FC 96 wird weiter am Spielbetrieb teilnehmen, sollte sich aber nichts mehr erlauben. Sonst ist klubintern endgültig Feierabend. Zudem gibt es noch weitere Konsequenzen: Vorerst sind Zuschauer aus dem Umkreis der Mannschaft am Spielfeldrand nicht mehr erwünscht. Das gilt bereits am vergangenen Sonntag, als sich auf dem Ascheplatz im Hohenhorst eine doch eher überschaubare Anzahl an Zuschauern die Ehre gibt. Dattelner Fans sind natürlich herzlich willkommen.
Wer allerdings der dritten Mannschaft der Recklinghäuser zuzuordnen ist, muss hinter dem Zaun stehen und hat keinen Zutritt zur Platzanlage. Das wird auch in den kommenden Spielen so sein.
Beratungstermin beim Verband
Und einen Termin mit Karim Bouharrou müssen die Spieler der dritten Mannschaft aus Recklinghausen auch noch in ihren Kalender eintragen. Der Assistent für Vereinsentwicklung beim FLVW wird ihnen dann auch noch mal klar und deutlich auf den Weg geben, dass eine solche Entwicklung alles andere als förderlich ist.
Der Sonntag nach der Krisensitzung verläuft jedenfalls schon mal problemlos. Sportlich ist beim FC 96 nach dem 4:2-Sieg alles im Lot. Emotional gesehen ist der Tag auch eher unter der „Abteilung positiv gestimmt“ abzuhaken.
Doch die Mahnung bleibt. Frei nach dem Motto: Noch ein einziges Mal, dann ist Feierabend. Unwiderruflich.