Kleinere Felder, kleinere Teams: Fußballkreis setzt Reform des Kinderfußballs schon jetzt um
Fußball
Warum noch warten? Der Fußballkreis Recklinghausen setzt die Reform des Kinderfußballs schon zur kommenden Saison um. Ein Jahr früher, als der Verband vorschreibt. Das schmeckt nicht allen Klubs

Ein großes Tor, ein Torhüter mit Handschuhen: Das soll es im offiziellen Spielbetrieb der Minikicker nicht mehr geben. © Kevin Korte
Keine Vereinsduelle mehr mit sieben Spielern pro Mannschaft auf zwei große Tore. Stattdessen Spielfeste, viele kleine Felder, Teams mit zwei oder drei Spielern und bis zu vier Minitore: Die Reform des Kinderfußballs, die der Deutsche Fußball-Bund vorantreibt, sorgt seit Jahren für Aufregung. Das Ziel des DFB: Alle Kinder, nicht nur die Überflieger, sollen viel spielen und mehr Torabschlüsse haben. Und so motiviert werden, dauerhaft am Ball zu bleiben.
„Warum noch ein Jahr warten?“
Die Diskussion dürfte nun auch den Fußballkreis Recklinghausen erreichen. Was im Bereich des Westfälischen Fußballverbandes (FLVW) erst 2022/23 verpflichtend durchgesetzt wird, das führt der Kreis schon jetzt ein: G- und F-Jugend (als U6 bis U9) spielen ab September im offiziellen Spielbetrieb nach den neuen Regeln.
„Der FLVW stellt es den Fußballkreisen frei, ob sie nach alten Regeln spielen, nach den neuen oder mit einer Mischung aus beiden. Aber was sollen wir das ein Jahr vor uns herschieben?“, fragt Dominik Lasarz, der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses.
Keine Revolution, eher eine Reform mit Augenmaß
Als Revolution sieht Lasarz den Schritt nicht. Erstens seien die neuen Spielformen in anderen Landesverbänden längst üblich, in Bayern seit 2019 etwa. Zweitens werde nicht alles, was möglich ist, im Kreis auch umgesetzt.
Dass bei den G-Junioren Teams mit jeweils zwei Spielern auf vier Tore kicken, das soll es nicht geben. „Bei den Minikickern planen wir mit einem Drei-gegen-Drei auf zwei Minitore. Bei den F-Junioren wird es ein Fünf-gegen-Fünf geben.“ Und weil die Tore hier weiter 5 x 2 Meter groß sind, wird mit Torhütern gespielt.
Dennoch regt sich Widerspruch. Am deutlichsten äußert sich der VfB Waltrop. Der Sportliche Leiter Thomas Breimann stellt nicht nur den Sinn der Reform in Frage. Auch den Zeitpunkt der Durchsetzung, unmittelbar nach der langen Corona-Pause, hält er für unglücklich.
Zur Not gegen Wattenscheid 09: VfB Waltrop schert aus
„Um nicht missverstanden zu werden: Als Trainingsform finde ich das alles gut. Das machen wir bis hoch zur U19. Ich hätte auch verstanden, in der nächsten Saison mal ein paar Testballons steigen zu lassen“, so Breimann. „Aber das jetzt für den Kreis als Spielbetrieb verbindlich einzuführen, ist aus meiner Sicht der falsche Weg.“
Konsequenz: Der VfB Waltrop will sich in der kommenden Saison mit seinen Minikickern und F-Junioren nicht am offiziellen Spielbetrieb auf Kreisebene beteiligen. „Zur Not spielen wir eben gegen Eintracht Dortmund oder Wattenscheid 09“, sagt Breimann.
Sieben-gegen-Sieben ist nicht verboten
Den Waltroper Zorn kann Dominik Lasarz „ein Stück weit nachvollziehen. Wenn man Jugendfußball leistungsorientiert anbietet wie der VfB, dann kann man das sicher so sehen.“ Dem Vorwurf, dass der Kreis die Einführung übers Knie breche, widerspricht der Dattelner aber: „Ich bin sicher: In einem Jahr hätten wir die gleiche Diskussion geführt.“
Es gehe im Jugendfußball eben nicht um die Talente, die später Landesliga oder Westfalenliga spielen. „Viele Kinder wollen einfach nur Spaß am Fußball im Verein haben. Und den wollen wir vermitteln. Im Übrigen: Sieben-gegen-Sieben zu spielen ist künftig ja nicht verboten.“ Den Klubs ist es unbenommen, sich zu Freundschaftsspielen zu verabreden.
Spielfeste ab September und neue Minitore
Um die Reform des Spielbetriebs anzuschieben, kommt auf den Jugendausschuss ab September einige Arbeit zu. Der Kreis wird Vereine unterstützen, Spielfeste nach den neuen Regeln zu organisieren. „Ich gehe davon aus, dass wir im Fußballkreis anfangs viel unterwegs sein werden“, sagt Lasarz.
Dabei will der Kreis durchaus auch materielle Hilfe leisten: Dort, wo noch keine oder nicht genügend Minitore vorhanden sind, will der Fußballkreis sie stellen. Dominik Lasarz hat mehrere Dutzend Tore für den Spielbetrieb geordert. Die sollen ab September zum Einsatz kommen - und anschließend den Vereinen auf Dauer zur Verfügung gestellt werden.
Drei Paletten mit Minitoren im Garten
Wie die Verteilung aussieht, darüber will der Jugendausschuss noch beraten. Sicher ist: Sie kommen unter das Fußballvolk. Ansonsten droht Dominik Lasarz nämlich handfester Ärger. Diesmal nicht mit dem VfB Waltrop, sondern mit seiner Frau: „Ich weiß nicht, ob die das so toll findet, wenn in unserem Garten monatelang drei Paletten mit Toren herumstehen.“