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Halterner Trainer: Lockerungen sind „in der Praxis nicht durchdacht“
Fußball
Bald könnte es für Halterns Fußballer wieder auf den Platz gehen. Doch allzu große Freude ist bei den Trainern in der Seestadt noch nicht zu spüren. Eine Option wird direkt ausgeschlossen.
Die Öffnungsperspektive der Bundesregierung hat verschiedenste Reaktionen erzeugt. Einzelhändler sind erleichtert, Gastronomen sind frustriert. Im Amateursport gibt es vor allem Freude über eine Perspektive für die Jugend, doch es gibt noch offene Fragen.
„Ich glaube, dass da nach außen Lockerungen kommuniziert werden, die aber in der Praxis nicht durchdacht sind“, sagt Timo Ostdorf, Trainer des Oberliga-Teams des TuS Haltern am See. Es gebe für ihn viele Fragen, die noch keiner beantworten könne.
„Ich sehe das noch nicht so optimistisch, wie das umzusetzen ist“
Die erste hat die Landesregierung zumindest im Laufe des Freitags, 5. März, einige Zeit nach dem Anruf beim TuS-Trainer beantwortet: Die Inzidenz, nach der sich die Öffnungsschritte richten, ist die vom gesamten Land NRW, nicht die einzelner Städte oder Kreise.

Timo Ostdorf sieht die Lockerungen der Bundesregierung skeptisch, vieles sei nicht wirklich durchdacht. © Jürgen Patzke (Archiv)
Die neue Verordnung sei zumindest mal „eine kleine Perspektive“, sagt Timo Ostdorf. Genauso sieht es auch Michael Onnebrink, Trainer von Concordia Flaesheim. „Jetzt hat man auf jeden Fall mal Daten, auf die man hinarbeiten kann.“
Dennoch ist der Flaesheimer noch skeptisch. „Ich sehe das noch nicht so optimistisch, wie das umzusetzen ist“, erklärt er. Beispielsweise der vierte Öffnungsschritt bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 sieht vor, dass die Sportler wieder mit Schnelltests auf den Platz können.
Das wäre ab dem 22. März wahrscheinlich möglich. Onnebrink denkt aber eher schon an die Zeit nach Ostern, also an den fünften Öffnungsschritt. „Dann könnten wir vielleicht wieder ein, zwei Mal pro Woche trainieren“, sagt er.
Der TuS Haltern hat 42 Spieler, da würden Schnelltests teuer werden
„Das wird teuer“, sagt Timo Ostdorf derweil über Trainingseinheiten mit Schnelltests. Sollte wieder trainiert werden können, würde er mit seinen Spielern auch gerne etwas häufiger als üblich auf den Platz gehen, um sich nach der langen Pause auf einen möglichen Re-Start vorbereiten zu können. Bei vier bis fünf Mal Training pro Woche könnten in nur zwei Wochen Kosten von 50 Euro pro Spieler entstehen.
Bei derzeit insgesamt 42 Spielern im Team A und B des TuS Haltern am See wären das mal eben 2100 Euro - dazu kämen dann noch Kosten für die Trainer. „Wer zahlt die Tests?“, fragt er. Und wer würde dann die Ergebnisse kontrollieren und darauf achten, dass jeder auch immer wirklich einen tagesaktuellen Test mitbringt?

Michael Onnebrink vom Concordia Flaesheim freut sich über eine kleine Perspektive, ist aber trotzdem noch nicht allzu optimistisch. © Jürgen Patzke (Archiv)
Zudem „gehen die meisten acht bis zehn Stunden arbeiten“, fährt Ostdorf fort, „wann sollen die sich dann testen lassen?“. Das alleine reicht schon, um den Trainern Bauchschmerzen zu bereiten, doch dann kommt auch noch die Fehlerquote bei Schnelltests hinzu.
Die ist zwar nicht hoch, aber eben vorhanden. „Wer haftet dafür, wenn trotz eines negativen Schnelltests etwas passiert?“ Mit Blick auf den Amateurfußball aktuell von Lockerungen zu sprechen, „so optimistisch bin ich noch nicht“, sagt der TuS-Trainer.
„Wir müssen nicht auf Teufel komm raus einen Spielbetrieb erzwingen“
Sollte das Fußballspielen nur mit Tests möglich sein, halte er es für unnötig, sagt Thomas Schaffrinna, Coach des ETuS Haltern. „Klar wollen wir alle wieder spielen, aber ich finde, wir müssen nicht auf Teufel komm raus einen Spielbetrieb erzwingen.“
Sollte das Training ohne viel Stress und Aufwand wieder möglich sein, dann würde er gerne wieder mit seiner Mannschaft auf den Platz. Ansonsten müsse eben noch weiter gewartet werden. „Ich poche jetzt nicht darauf, dass wir die Saison unbedingt zu Ende spielen“, erklärt er.

Thomas Schaffrinna (r.) vom ETuS Haltern ist noch entspannt, er möchte am liebsten aber erst trainieren, wenn es auch ohne Schnelltests möglich ist. © Blanka Thieme-Dietel (Archiv)
Pläne für den Wiedereinstieg ins Training beim ETuS gebe es noch nicht. „Wir tauschen uns natürlich aus“, so Schaffrinna, aber er gehe das Thema noch sehr entspannt an. „Wenn irgendwann in der Zeitung steht, dass es wieder losgehen kann, dann gucken wir mal“, sagt er.
Ein wenig müssen sich die Fußballspieler ohnehin noch gedulden. Das klassische Mannschaftstraining mit voller Besetzung ist noch mindestens einige Wochen entfernt - vorausgesetzt, die Inzidenz des Landes NRW ist dann überhaupt niedrig genug.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
