
© Foto: Benjamin Glöckner
Häng deine Schuhe an den Nagel, Benedikt Höwedes!
Klare Kante
Mit dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft hat Benedikt Höwedes 2014 seine Heimatstadt Haltern am See zur Weltmeisterstadt gemacht. Nun kehrt der „verlorene Sohn“ zurück.
Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Benedikt Höwedes hat seinen Vertrag bei Lokomotive Moskau „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst (wir berichteten). Das hat auch der Verein aus der russischen Hauptstadt am Montagabend bestätigt.

Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes, hier mit einem Modell des WM-Pokals. © Benjamin Glöckner
Der Weltmeister von 2014 habe sich „aus familiären Gründen“ entschieden, in Deutschland zu bleiben. Der Vertrag des 32 Jahre alte Abwehrspielers lief noch bis 2021. Höwedes bedankte sich per Twitter auf Englisch und Russisch bei seinem Club: „Thank you, @fclokomotiv_eng! It has been a pleasure! большое спасибо!“, lautete der Tweet, der übersetzt heißt: „Danke Lokomotive! Es war mir ein Vergnügen!“
Doch wie geht es nun für den Halterner Fußballweltmeister weiter? Noch hält sich Benedikt Höwedes zu seinen Zukunftsplänen eher bedeckt. Unser Lokalsportredakteur Daniel Winkelkotte legt sich hingegen fest und macht dem Weltmeister in unserer Rubrik „Klare Kante“ einen Vorschlag:
Lieber Benedikt Höwedes,
erinnerst du dich noch, an diesen einen Abend im August 2014 wenige Tage nach dem WM-Triumph im legendären Maracana-Stadion in Rio de Janeiro? Du hast auf einer Bühne mitten auf dem Marktplatz deiner Heimatstadt Haltern am See gestanden. Erst hast du dich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen, dann durftest du dich unter den Klängen des Halterner Landsknecht-Fanfarenkorps von hunderten begeisterten Besuchern feiern lassen. Geduldig hast du Autogrammwünsche erfüllt und Fragen beantwortet. Sogar über private Neuigkeiten wie die bevorstehende Hochzeit mit deiner Lisa hast du geplaudert. Am Ende wurde dir dann noch der goldene WM-Pokal überreicht. Zugegeben. Es war nur ein Duplikat.
Stolz unserer Stadt
Du hast gelacht und dich gefreut, insbesondere über die vielen bekannten Gesichter rund um unseren historischen Marktbrunnen, dort wo dein Heimatverein TuS Haltern zuletzt einige Aufstiege feiern konnte. Du warst dankbar für die zahlreichen Glückwünsche - von den Nachbarn, Freunden und alten Weggefährten des Joseph-König Gymnasiums. „Du bist unser Weltmeisterjunge, der Stolz unserer Stadt“ stand auf dem Plakat eines Fans geschrieben. Fußballromantik pur. Der Höhepunkt deiner Karriere. Sechs Jahre ist das nun schon her. Viel ist seitdem passiert.
Apropos sechs! Sechs Jahre lang hast du die Kapitänsbinde des FC Schalke 04 getragen, ehe dich dein damaliger Coach Domenico Tedesco von diesem Amt entbunden hat. Warum, hat bis heute niemand so richtig verstanden. Es war der traurige Tiefpunkt deiner Laufbahn und du musst darüber sehr enttäuscht gewesen sein. Völlig zurecht.
Kumpel und Malocher
Bei dem Klub der Kumpel und Malocher hattest du dir einen Legenden-Status erarbeitet. Du warst Identifikationsfigur, aufgrund deiner ehrlichen, emotionalen Art und deines bedingungslosen Einsatzes auf sowie neben dem Platz. Fast 17 Jahre hast du das blau-weiße Wappen mit Stolz getragen und den FC Schalke wie kein Anderer verkörpert. Nicht nur deine Treffer beim DFB-Pokalsieg 2011 oder der entscheidende 2:1-Siegtreffer im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen Inter Mailand werden jedem Kumpel und Malocher in ewiger Erinnerung bleiben. Nein. Auch deine Gesichtsausdrücke nach einem gewonnenen Derby gegen den BVB dürften sich bei vielen Fans eingebrannt haben. Die Schalker Fans haben dich dafür geliebt und sie tun es immer noch.
Kein Wunder, dass im Netz nun schon eifrig diskutiert wird. Viele Fans wünschen sich deine Rückkehr zum FC Schalke 04. Ich kann das gut verstehen. Auch andere Bundesligisten werden sicher noch Interesse an dir bekunden. Doch ich möchte dir einen Ratschlag geben: Häng deine Schuhe an den Nagel, Benedikt Höwedes.
Ob ich an deinen fußballerischen Fähigkeiten zweifle? Nein, keineswegs. Du bist ein so ehrgeiziger und willensstarker Typ, dass ich dir einen „zweiten Frühling“ in der Bundesliga locker zutraue. Doch mein Vorschlag lautet: Lass es sein und widme deine Zeit anderen Projekten. Schließlich gibt es viel wichtigere Dinge im Leben. Die Familie zum Beispiel. Dein Sohn wird es dir danken, wenn du noch mehr Stunden mit ihm verbringen kannst. Und das ist allemal mehr wert, als ein gewonnener Zweikampf im Rampenlicht.
Falls es mal wieder in den Füßen jucken sollte, dann hol doch deine Pöhler raus und fahr gemütlich mit dem Rad zur Stauseekampfbahn. Dort kennst du den Kabinengeruch. Und du kannst dort gute Freunde treffen. Das Niveau der Alten Herren beim TuS ist im Übrigen erstaunlich gut.
Das perfekte Vorbild
Kürzlich hast du ja auch schon angekündigt, dich nach deinem Karriereende noch deutlich mehr beim TuS Haltern am See engagieren zu wollen. Also. Worauf wartest du? Attacke! Haltern am See tut gut.
Für die vielen Nachwuchsfußballer in unserer schönen Seestadt bist du zudem das perfekte Vorbild. Du weißt, wie hart und steinig der Weg in den Profifußball ist und wie schwierig es ist, diesen Traum zu verwirklichen.
Es wäre doch toll, wenn du irgendwann dann wieder auf einer Bühne am Marktplatz stehen könntest, um deinen Sprössling oder einen anderen Weltmeisterjungen aus der Seestadt in Empfang zu nehmen. Dann könnten wir wieder mit Stolz erfüllt die Ortsschilder bekleben und Haltern offiziell zur Weltmeisterstadt ernennen.

Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes, hier mit einem Modell des WM-Pokals. © Benjamin Glöckner

Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes, hier mit einem Modell des WM-Pokals. © Benjamin Glöckner
1982 in Haltern geboren. Nach Stationen beim NRW-Lokalfunk, beim Regionalfernsehen und bei der BILD-Zeitung Westfalen 2010 das Studium im Bereich Journalismus & PR an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen erfolgreich beendet. Sportlich eher schwarz-gelb als blau-weiß orientiert. Waschechter Lokalpatriot und leidenschaftlicher Angler. Motto: Eine demokratische Öffentlichkeit braucht guten Journalismus.
