
Als Schluss war, wurde ordentlich gefeiert: Die Flaesheimer bejubeln den Aufstieg in die Bezirksliga. Ein Spieler sorgte wenig später mit einer kuriosen Aktion für kurzzeitige Irritation bei seinen Mitspielern. © Ralf Deinl
„Haben verdutzt geguckt“: Flaesheimer mit kuriosem Aufstiegs-„Diebstahl“ bei Hochlar
Fußball: Kreisliga A
Als auf dem Platz des SV Hochlar der Aufstieg gefeiert wurde, setzte sich ein Flaesheimer etwas ab und besorgte zwei Mitspielern ein kurioses Andenken - mit einem ungewöhnlichen Werkzeug.
Mitspielen konnte er nicht, da er einige Wochen zuvor nach einer längeren Verletzungspause einen Rückschlag erlitten hatte. Beim Feiern war Björn Winkelbeiner, der in der Hinrunde nach dreijähriger Leidenszeit wieder zum Flaesheimer Stammpersonal gehörte, aber ganz vorne mit dabei. Doch einmal verließ er die Aufstiegsparty für einige Minuten, um zwei seiner Mitspieler mit einem kleinen Geschenk als Andenken an das Spiel gegen den SV Hochlar zu überraschen.
„Das war eine spontane Aktion“, sagt der 26-Jährige: Winkelbeiner schnitt einen der Elfmeterpunkte aus dem Rasen. „Ich habe gedacht, irgendwas müssen wir doch mitgehen lassen“, sagt er lachend. „Und ich konnte ja schlecht das Tor auseinanderschrauben.“

Die Flaesheimer Kevin Schulz (l.) und Stephan Koch bekamen von Teamkollege Björn Winkelbeiner den Elfmeterpunkt, vom dem Ersterer traf und Letzterer einen Strafstoß hielt, geschenkt. © Privat
Dass die Aktion nicht vorab geplant war, beweist die Wahl seines Werkzeugs: Ein Taschenmesser oder eine Schaufel hatte er nämlich nicht dabei. „Also habe ich den Rasen mit einem Kronkorken rausgeschnitten und mit den Händen rausgeschaufelt.“ Zehn Minuten dauerte das. „Die Zeit habe ich super investiert“, scherzt Winkelbeiner. „Danach sah ich aber erst mal aus wie ein Maurer.“
Flaesheims Björn Winkelbeiner: „Es war einfach ein geiler Tag“
Besorgt hatte er den Elfmeterpunkt aber nicht für sich, sondern für seine Teamkollegen Stephan Koch und Kevin Schulz. Letzterer traf von dort zum wichtigen 3:2 in der Schlussphase, Ersterer hielt kurz vor dem Pausenpfiff beim Stand von 1:0 für die Concordia einen Elfmeter von Hochlars Niklas Pluta.
„Er hat die ganze Saison keinen Elfmeter gehalten“, erzählt der Linksfuß. „Im Training hält er mal einen, aber auch da sind es nicht so viele.“ Schulz gilt derweil als sicherer Elfmeterschütze und verwandelte auch den letzten in der nun beendeten Saison souverän.
„Es war einfach ein geiler Tag, es hat alles gepasst“, freut sich Björn Winkelbeiner. Natürlich, sagt er, hätte es auch etwas weniger spannend sein können, doch am Ende zählt ohnehin nur eins: der Aufstieg. „Hochlar hat uns nichts geschenkt. Wie drahtig die waren und wie die uns angelaufen haben...“, lobt er den letzten Gegner von Concordia Flaesheim in der Kreisliga A.
Tatsächlich kam Hochlar auch nach einem 0:2-Rückstand wieder zurück und glich in Halbzeit zwei aus. „Da habe ich echt gedacht, ‚ok, das sieht jetzt doof aus‘“, gesteht der Flaesheimer. Zumindest war er aber sicher, dass sein Team die Partie nicht verlieren würde.
Bei der Stadt Recklinghausen sieht man die Flaesheimer Aktion gelassen
„Ich bin zwischenzeitlich von einem Unentschieden ausgegangen“, sagt er. Das hätte bedeutet, dass es noch ein Entscheidungsspiel gegen den FC 96 Recklinghausen gegeben hätte. „So ist es jetzt entspannter“, freut er sich - und seit Donnerstag (9. Juni) sind er und einige Teamkollegen ohnehin auf Mallorca, wo es sich als Aufsteiger noch ein wenig besser feiern lässt.
Während Winkelbeiner nun auf der spanischen Baleareninsel feiert, ist der Aufenthaltsort des Elfmeterpunkts nicht ganz klar. „Ich weiß gar nicht, wohin er es geschafft hat“, gesteht der 26-Jährige. Als er ihn Kevin Schulz und Stephan Koch übergab, reagierten die erst mal irritiert. „Die haben mich echt verdutzt angeguckt“, erzählt er.

Geplant war die Aktion, ein Stück Rasen vom Aufstiegsspiel mitzunehmen, nicht, sagt Flaesheims Björn Winkelbeiner. Mit einem Kronkorken schnitt er letztendlich einen der Elfmeterpunkte des SV Hochlar aus. © Privat
Sorgen, dass es wegen des herausgeschnittenen Stücks Rasen noch Ärger gibt, hat er derweil keine. „So lange ich nicht wie die Fans auf Schalke den halben Rasen rauspflüge, habe ich da keine Angst“, sagt Björn Winkelbeiner. Auch der SV Hochlar feierte die Aktion, teilte sogar noch ein Foto davon auf Instagram.
Und was sagt die Stadt Recklinghausen zum Flaesheimer „Raubzug“? Dass die Stadt ein SEK Richtung Haltern schickt, um den Elfmeterpunkt zurückzuholen, schließt Jochen Sandkühler, Sachgebietsleiter Sport, aus. „Keine Sorge. Aber wir werden uns das anschauen und eine Lösung finden“, sagt Sandkühler. „Was ich versichern kann: Auch in der kommenden Saison wird in Hochlar Fußball gespielt.“ Und natürlich werden dann auch wieder Elfmeter vom Punkt geschossen.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.

Hat schon als Schüler über die Spvgg. Erkenschwick geschrieben und ist dem Sport im Vest seitdem als Beobachter eng verbunden. Was gibt es Schöneres, als über Menschen in Bewegung, mit oder ohne Ball, zu berichten? Nicht viel.