„Ich bereue es nicht“ Sebastian Amendt erlebt großen Umbruch - 21. Kray-Trainer seit Abgang

„Ich bereue es nicht“: Sebastian Amendt erlebt großen Umbruch - 21. Kray-Trainer seit Abgang
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Es war eine auf den ersten Blick überraschende Meldung, als Sebastian Amendt Anfang April 2023 den FC Kray übernahm. Damals überschlugen sich die Ereignisse ein wenig beim damaligen Niederrhein-Oberligisten, Christian Knappmann hatte die Essener gerade verlassen, um beim TuS Bövinghausen in Dortmund anzuheuern.

Schon vorher war Amendt, der in der Saison 2021/22 die Reserve des TuS Haltern am See coachte, danach Leiter der Nachwuchsabteilung der Seestädter wurde und dessen Familie auch im Verein aktiv ist, mit den Verantwortlichen des FC Kray in Gesprächen.

„Aber nicht in dem Gedanken, dass ich sofort als Cheftrainer anfange.“ Dann kam Knappmanns Rücktritt und es ging ganz schnell. Der Kontakt zuvor entstand über den Vorsitzenden des Vereins: Christoph Klöpper. Mit dem coachte Sebastian Amendt einst den FC Kray in der Saison 2013/14. Davor waren sie auch schon bei der U17 des MSV Duisburg und der U19 der SG Wattenscheid, deren erste Mannschaft die beiden 2014 übernahmen, tätig.

Sebastian Amendt kam nicht als Retter zum FC Kray

Aus seiner Wattenscheider Zeit kennt Amendt auch noch Adrian Schneider, der damals dort Spieler war und auch mal beim FC Kray kickte. Gemeinsam mit ihm coacht er nun die Essener, die im Sommer in die Landesliga (eine Verbandsliga wie in Westfalen gibt es nicht) abgestiegen sind.

„Ich habe ja mit dem Wissen, dass wir absteigen, angefangen“, sagt Sebastian Amendt. Der Klassenerhalt war längst nicht mehr realistisch, er kam daher nicht als Retter. „Es ging darum, etwas Neues aufzubauen.“ Es folgte ein großer Umbruch im Sommer mit fast 20 neuen Spielern.

Zweikampf bei einem Hallenfußballspiel.
Auch als Spieler gibt Sebastian Amendt (r.), hier bei der vergangenen Altherren-Stadtmeisterschaft in der Halle, noch eine gute Figur ab. © Jürgen Patzke

„Das war keine einfache Situation nach dem Abstieg, aber ich bin absolut zufrieden“, so der 40-Jährige. Was jedoch ein wenig fehlt, aber auch vor dem Saisonstart schon klar gewesen sei, ist ein richtiger Torjäger. Unter den ersten sieben Teams hat Kray mit 43 Toren bislang die wenigsten, der Top-Torjäger Marc Gotzeina steht mit neun Treffern auf dem geteilten 17. Platz.

Dennoch rangiert Amendt mit seinem Team auf dem vierten Platz, hat sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer BW Dingden, aber auch ein Spiel weniger absolviert.

Sebastian Amendt bedauert Zuschauer-Rückgang

„Wir hatten zwischendurch eine schwierige Phase mit drei Niederlagen hintereinander. Es war klar, dass sich die Mannschaft entwickeln muss, das hat aber auch gut geklappt, danach haben wir lange nicht mehr verloren.“ Der Aufstieg ist ohnehin nicht das groß verkündete Ziel in dieser Saison. „Grundsätzlich war es aber schon der Plan, oben dabei zu sein.“ Und natürlich würde man beim FC Kray auch gerne in die Oberliga zurückkehren.

Dass es mit einem neu zusammengestellten Kader nicht leicht werden würde, sei aber klar gewesen. „Das ist immer eine schwierige Sache.“ Wichtig werde im Laufe der restlichen Saison die Konstanz sein. Was auffällig ist: „Mannschaften, die jahrelang zusammenspielen, sind erfolgreich. In dieser Liga, die sehr ausgeglichen ist, muss man als Mannschaft harmonisch funktionieren.“

Fußballtrainer Sebastian Amendt in grauer TuS-Haltern-Jacke.
Als der TuS Haltern am See II 2021/22 in der Landesliga spielte, stand Sebastian Amendt an der Seitenlinie. © Jürgen Patzke

Wie geht es für ihn weiter? Über einen neuen Vertrag muss erst mal nicht gesprochen werden. Sowohl Sebastian Amendt als auch Adrian Schneider hatten direkt bis 2025 unterschrieben.

„Ich fühle mich wohl“, sagt der 40-Jährige und schwärmt unter anderem von den Trainingsmöglichkeiten. „Wir haben eine extrem gute Anlage.“ Schade sei allerdings, dass sich im Vergleich zu seinem ersten Engagement beim FC Kray auch Dinge negativ verändert haben: „Als ich vor zehn Jahren hier war, war richtig Stimmung bei Spielen mit ein paar Hundert Zuschauern.“ Das sei nun anders.

FC Kray „eine spannende Aufgabe“

Sebastian Amendt sieht darin zum einen ein grundlegendes Problem, von dem viele Vereine betroffen sind. Ein Grund beim FC Kray könnte aber auch sein, dass in den vergangenen Jahren nicht alles richtig lief. „Letzte Saison war ich der vierte Trainer und der 21. seit ich weg bin“, erklärt er. „Es gab wenig Beständigkeit. Das ist ein Zeichen dafür, dass manche Dinge nicht in die richtige Richtung gegangen sind.“

Auch beim TuS Haltern am See ist ein Rückgang der Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren nicht von der Hand zu weisen. Dort ist Amendt noch immer als „Leiter Talentschmiede“ im Einsatz – aber nicht immer so, wie er es gerne hätte. „Ich kann der Rolle nicht so gerecht werden, wie ich es gerne würde“, gesteht er. „Ich versuche, den Verein so gut es geht zu unterstützen.“ Auch, weil die Verbundenheit zum TuS noch immer sehr groß ist.

Am meisten zu tun hat er derzeit mit dem FC Kray. „Das ist eine spannende Aufgabe, die ich übernehmen durfte“, fasst er zusammen. „Es ist absolut bereichernd, ich habe viele neue Leute kennengelernt. Ich bereue es nicht.“

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