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David Loheider selbstkritisch: Darum klappte es nicht mit der Profikarriere
Fußball
Er hat es nicht immer leicht gehabt in seinem Leben. Doch beschweren will sich David Loheider nicht. „Ich bin dem Fußball unheimlich dankbar - für fast alles“, sagt der 30-jährige Oer-Erkenschwicker heute.
David Loheider blickt zurück, zurück auf sein Leben und auf seine Fußballkarriere, die bei der Spvgg. Erkenschwick begann und die ihn über etliche namhafte Stationen aktuell zum TuS Haltern am See geführt hat. Dort soll er seit dem Sommer die Tore in der Oberliga Westfalen schießen. „Wer weiß“, sagt Loheider, „vielleicht beende ich meine Zeit als Fußballer ja irgendwann sogar bei der Spielvereinigung. Dann würde sich für mich der Kreis schließen.“
Wenn er heute in den Rückspiegel schaut, würde er alles noch einmal so machen? „Es wäre ja Quatsch zu behaupten, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagt der Mittelstürmer, der mit 15 als Nationalspieler zum ersten Mal für Deutschland auflief, der schon mit 17 einen Profivertrag beim FC Schalke 04 unterschrieb und der als junger Fußballer Angebote vom FC Chelsea, Manchester United oder Bayern München ablehnte. „Mit der Erfahrung von heute würde ich vielleicht einiges anders machen“, sagt Loheider selbstkritisch. „Und wer weiß, was dann aus mir geworden wäre.“

Beim FC Schalke 04 unterschrieb David Loheider als 17-Jähriger einen Profivertrag.
Seine ersten Schritte als Fußballer macht er bei der Spvgg. Erkenschwick. Als David Loheider sieben Jahre alt ist, verunglückt sein Vater tödlich - ein schwerer Schicksalsschlag für ihn und für seine Mutter, zu der er auch heute noch ein ganz enges Verhältnis hat. Über die Sportfreunde Stuckenbusch und die SG Wattenscheid 09 geht’s für ihn zum großen FC Schalke. Dort wird der 1,89 Meter große Mittelstürmer in die U-Nationalmannschaft berufen, erhält später einen Profivertrag und verdient bereits verhältnismäßig viel Geld für einen 17-Jährigen. Trainer und Manager bei den „Königsblauen“ ist Felix Magath. Angebote von großen Klubs aus dem In- und Ausland lehnt er ab. „Ich war schließlich schon als kleiner Junge Schalke-Fan“, sagt Loheider.
Erstes Länderspieltor gegen Nordirland
Gleich in seinem ersten Spiel für Deutschland in der U16 gegen Nordirland gelingt ihm ein Tor. „Das war einer der besonderen Momente in meiner Karriere - und natürlich später mein erster Einsatz für die Schalker Profis in einem Testspiel“, erzählt er. Dreizehnmal trägt er das Trikot mit dem Adler auf der Brust, erzielt sechs Tore. Es ging steil nach oben für den Jungen vom Stimberg. Doch wie schnell es im Profifußball auch in die andere Richtung gehen kann, musste er wenig später erfahren. Ein Mittelfußbruch stoppt den Aufstieg Loheiders jäh.
Fast zwei Jahre ist er danach außer Gefecht gesetzt. Was ihm damals noch nicht bewusst war: Die Verletzung sollte auch das Ende seines Traums vom Profifußball sein.
Nach der Verletzung eckt er bei Felix Magath an
„Natürlich kamen mir in der Zeit auch Zweifel“, erzählt er heute. Doch Loheider, der aus einfachen Verhältnissen stammt, ist keiner, der schnell aufgibt. „Ich musste mich immer durchboxen“, erzählt er. Als er auf Schalke wieder fit ist, meldet er sich zurück, stellt Ansprüche, eckt an - auch bei Felix Magath. „Ich wollte ganz schnell wieder dazugehören, aber nicht zur zweiten Mannschaft. Vielleicht war ich damals zu ungeduldig oder einfach schlecht beraten. Vielleicht fehlte da jemand, der mir gesagt hätte, dass ich mich zurücknehmen und geduldig sein muss.“ Die meisten Profifußballer seien heute eher „weichgespült“, findet David Loheider. Zu denen gehörte er nie.
Knapp 100 Regionalliga- und fast 70 Oberligaeinsätze
In den Jahren danach versuchte er bei anderen Klubs, irgendwie in eine der drei Profiligen zu kommen. Nie mehr als eine Saison, manchmal noch kürzer, hielt es ihn in der Folge bei einem Verein. RW Oberhausen, SV Wilhelmshaven, Goslarer SC oder SV Rödinghausen hießen die weiteren Stationen bis 2016. „Bis 25 wollte ich es geschafft haben. Dabei spielte Geld für mich nur eine Nebenrolle. Ich bin Fußballer aus Leidenschaft“, versichert er.
Loheider schaffte es nicht mehr. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Der Körper, dem er als Leistungssportler vor allem in jungen Jahren viel, vielleicht zu viel, abverlangte, forderte seinen Tribut. Immerhin stehen heute knapp 100 Regionalligaeinsätze und fast 70 Spiele in der Oberliga in seiner Vita. Und beim TuS Haltern sollen noch einige hinzukommen.
„In Haltern brauchte ich eine Anlaufzeit“, sagt Loheider. Auf seinen ersten Pflichtspieltreffer im Trikot der Seestädter wartet er noch. Trainer Timo Ostdorf hatte den Torjäger vermehrt auf der Außenbahn eingesetzt. „Da hab’ ich zum letzten Mal unter Norbert Elgert in der Schalker A-Jugend gespielt“, sagt er. Um schnell noch nachzuschieben: „Aber ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt. Das mag zwar wie eine Floskel klingen, aber wichtig ist doch, dass wir als Mannschaft Erfolg haben.“
Personaldienstleistungskaufmann und stolzer Papa
Heute sei er längst geerdet, findet Loheider. Sich und seinem Lebensplan ist er treu geblieben. „Bis ich 25 war, hab‘ ich ja nur Fußball gespielt“, erzählt er. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Erst kam Töchterchen Liya auf die Welt, die mittlerweile sechs Jahre alt ist. Etwa zur gleichen Zeit machte er eine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann. Heute arbeitet er in Recklinghausen für den Personaldienstleiter Euregio. Den Job haben ihm der TuS Haltern und Trainer Timo Ostdorf organisiert, erzählt er. „Ich bin dem Fußball für vieles dankbar. Ich habe durch den Sport aufregende Sachen erlebt. Und heute ist es gut so, wie es ist.“
Im Job auf allen Plätzen in der Region, meiner Heimat, zu Hause. Als leidenschaftlicher Fußballfreund gehört mein Herz dem runden Leder, aber noch viel mehr den Menschen, die sich in den Vereinen engagieren. Privat bin ich Familienmensch und stolzer Papa, ansonsten bin ich in der Freizeit häufig mit dem Fahrrad in der Natur unterwegs. Neugierig zu sein und dabei andere neugierig zu machen, das treibt mich als Lokalsportredakteur seit 25 Jahren an.