Der Vater ist stolz auf seinen Sohn. Darf er auch. Andreas Niedrig (56) hat in seiner Karriere als Profi-Triathlet alles erreicht. Er war bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii und er stand beim Klassiker in Roth auf dem Podium, als die Veranstaltung noch von einem inzwischen von der Bildfläche verschwundenen Versandhändler gesponsert wurde.
Gerade die Erfahrung Roth ist es, die für Lorenz Niedrig ein großer Ansporn ist, seinem Vater Andreas zu folgen: „Ich war ja als kleines Kind schon oft dabei und empfand die Atmosphäre dort immer als beeindruckend und besonders cool.“ Dass er in absehbarer Zeit in Franken an der Startlinie bei einem Langdistanz-Wettbewerb stehen wird, das schließt Lorenz Niedrig zwar noch aus. Aber wer sich mit ihm unterhält und wer seinen Vater kennt, der merkt schnell: Da ticken zwei ganz ähnlich. „Natürlich ist mein Vater hier eine große Inspiration, im Sport ein Vorbild“, sagt der 26-Jährige.
Lorenz Niedrig hat eine beeindruckende sportliche Karriere vorzuweisen, trotz seines vergleichsweise jungen Alters: Über die 400 m gehörte er zu den schnellsten Sprintern Deutschlands , lief über die Stadionrunde bis ins DM-Finale. Als Fußballer schnürte er schon von Kindesbeinen an die Stiefel, erst für den TSV Marl-Hüls, später für die Spvgg. Erkenschwick, TuS 05 Sinsen und TuS Haltern.
Köln hat ihn richtig getriggert
Fragt man Lorenz Niedrig im September 2024 und damit am Ende der Triathlon-Saison in Deutschland, was er im kommenden Jahr vorhat, dann ist die Antwort klar: „Ich bleibe beim Triathlon und versuche, mich dort zu verbessern. Ich spüre: Da geht noch mehr.“ Was im Umkehrschluss bedeutet: Eine Rückkehr auf den Fußballplatz wird es vorerst nicht geben, denn schon bald beginnt das Grundlagentraining für die kommende Saison: Schwimmen, Radfahren, Laufen.

Ein paar Kurzdistanz-Triathlons hat Lorenz Niedrig in diesem Sommer absolviert. Richtig getriggert wurde er beim Köln-Triathlon vor ein paar Wochen, wo er über die Olympische Distanz startete und in seiner Altersklasse gleich Sechster wurde. „Ich will sehen, wie schnell ich werde“, sagt er. Die Basics sind logischerweise gelegt: Das Laufen fällt ihm, dem ehemaligen 400-m-Läufer, nicht schwer. Und auch auf dem Rad liefert Lorenz Niedrig bereits eine gute Performance ab.
Knackpunkt ist wie bei vielen Einsteigern in diesen Sport das Schwimmen. „Mittlerweile geht‘s“, sagt der angehende Lehrer am Comenius-Gymnasium Datteln, wo Lorenz Niedrig schon jetzt tätig ist. Sein Vater, ehemals einer der besten Schwimmer im Triathlon zu seiner Zeit, spottete mal, sein Sohn Lorenz habe im Frühjahr 2024 keine 50-Meter-Bahn im Freibad geschafft. Dabei ist der Vater mächtig stolz auf seinen Filius und der Spott nicht mehr als eine nett gemeinte Übertreibung.
Schwimmen im See kostet Überwindung
Ganz so schlimm sei es nämlich nicht gewesen, sagt Lorenz Niedrig. Aber es stimme schon, dass er in der ersten Teildisziplin noch dazulernen müsse. „Im Kanal zu schwimmen, macht mir nichts aus, das ist ja wie eine Badewanne“, sagt er. „Aber in Kalkar, wo ich an den Start ging, fand das Schwimmen in einem See statt, und da muss ich sagen, hatte ich schon einen riesigen Respekt vor.“ Immerhin hat er mit seinem Vater einen Mentor, der ihn genau in dieser Disziplin weiterbringen kann: „Einen besseren Trainer kann ich mir nicht wünschen.“ Nur beim Laufen, da dürfte Lorenz Niedrig seinem alten Herrn schon jetzt überlegen sein, und das nicht nur, weil er rund 30 Jahre jünger ist.

Man darf also gespannt sein, zu welchen Leistungen Lorenz Niedrig 2025 im Triathlon-Einteiler fähig ist. Ganz weg vom Fußball sei er damit aber nicht, sagt er: „Das sind immer noch meine Kumpels bei TuS Haltern, da werde ich sicher häufiger am Platz sein“, sagt er.