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Chaos in der Fußball-Saison: Drei Halterner Sportler, drei Meinungen
Coronavirus
Immer mehr Kreise und Städte sind Risikogebiete, aber Fußball wird immer noch gespielt. Die Halterner Michael Onnebrink, Arne Feldmann und Stefan Oerterer diskutieren, ob das noch sinnvoll ist.
Dass die Fußball-Saison 2020/21 nicht einfach werden würde, war von Beginn an klar. Doch mit den wieder stark steigenden Corona-Zahlen fallen auch immer mehr Spiele aus. Wir haben einige Halterner Sportler gefragt, wie sie zur derzeitigen Situation stehen. Die Meinung ist einhellig: So wie die Saison derzeit läuft, kann es nicht weitergehen.
Michael Onnebrink (Trainer von Concordia Flaesheim): Eine einheitliche Lösung muss her
„Bei aller Kritik, die ich äußere: Die Gesundheit der Leute steht immer an erster Stelle, da gibt es kein Wenn und Aber. So wie das aber an den letzten Wochenenden gelaufen ist, kann das doch niemanden mehr glücklich machen.
Da darfst du die eine Woche nicht trainieren und musst dann spielen und die Woche danach ist es andersherum. Es kann doch nicht sein, dass wir einmal spielen und dann wieder einmal nicht. Das hat auch mit Chancengleichheit nichts mehr zu tun.

Flaesheims Trainer Michael Onnebrink kritisiert, dass es aktuell keine einheitliche Lösung für den Umgang mit dem Coronavirus gibt. © Jürgen Patzke (Archiv)
Wenn einer ein bisschen Halskratzen hat, müssen wir dann direkt das Spiel absagen? Wenn das so ist, ist das in Ordnung. Aber dann müssen wir auch eine einheitliche Lösung haben. Dann müssen wir alle Spiele absagen, denn in dieser Jahreszeit hat jeder mal was.
Da muss eine Linie rein. Lieber ein Spiel zu viel absagen, ist richtig, aber das muss einheitlich sein. Erkältungsfälle werden wir nun Woche für Woche haben. Und wenn wir anfangen, alles erst mal abzusagen, wann sollen wir das dann nachholen? Wie lange soll die Saison dann gehen?
Wenn wir bei einem normalen Schnupfen ein Spiel absagen, ist das ok. Aber dann muss es wirklich einheitlich sein. Wir können gerne alles absagen, da stehe ich dann vollkommen hinter. Aber so wie es jetzt ist, ist es Mumpitz.
Ich kann aber auch die Vereine verstehen. Wenn da im Nachhinein rauskommt, ein Spieler war doch infiziert, dann bist du der Depp. Ich möchte das nicht entscheiden und verantworten. Da kann ich jeden Staffelleiter und Vereinsvorsitzenden verstehen, der lieber absagt.
Ich glaube aber auch, dass wir leider erst am Anfang der Absagen sind. Das wird noch viel schlimmer. Wo soll das dann enden? Das Wichtigste bleibt aber die Gesundheit, die muss bei allen an erster Stelle stehen.“
Arne Feldmann (Spieler und Sportlicher Leiter des SV Bossendorf): Wir verschwenden Testkapazitäten
„Auch wenn wir für eine Unterbrechung oder einen Abbruch sind: Das Problem ist einfach, wenn wir von uns aus abbrechen wollen würden, würde uns ein Abstieg ins Haus stehen.
Die wollen ja scheinbar nicht unterbrechen. Nach unserem gemeinschaftlichen Test in Erkenschwick (am 13. Oktober, Anm. d. Red.) haben wir immer noch keine Ergebnisse bekommen. Wie extrem ist das, dass wir die Testkapazitäten ausnutzen, die dringender in anderen Bereichen gebraucht werden?

Arne Feldmann versteht nicht, warum die Saison nicht wenigstens unterbrochen wird. © Blanka Thieme-Dietel
Die Jungs aus der Mannschaft kriegen teilweise schon Ärger bei der Arbeit. Da wird schon gefragt, ob das nötig ist, dass wir spielen. Wir nutzen Testkapazitäten für unser Hobby aus!
Und die Fairness ist natürlich auch nicht gegeben, weil wir zum Beispiel seit dem Test auch nicht trainiert haben. Sagen wir mal, am Freitag kommt das Ergebnis: Dann haben wir die ganze Zeit nicht trainiert und müssen Sonntag spielen. Wenn wir zwei Wochen nicht trainiert haben, sehe ich da keine Fairness mehr.
Und dann kommen noch die Nachholspiele. Wie kriegst du das alles nachgeholt? Und dann spielst du vielleicht Donnerstagabend gegen zweite Mannschaften, die Unterstützung aus der ersten Mannschaft kriegen.
Unser Hauptanliegen ist immer noch die Jugend. Wir gucken, dass wir den Betrieb der Kinder und Jugendlichen so lange wie möglich am Laufen halten können. Das (ein Abbruch oder eine Unterbrechung, Anm. d. Red.) würde die noch deutlich mehr als die Senioren treffen.“
Stefan Oerterer (Spieler des TuS Haltern am See): Irgendwann trifft es uns auch
„Speziell in der Oberliga ist das große Problem, dass wir irgendwann in zeitliche Schwierigkeiten kommen. Guckt man sich zum Beispiel den SV Schermbeck an, weiß ich gar nicht, wie viele Spiele da schon ausgefallen sind. Bei uns und unseren Gegnern ist bis jetzt zum Glück noch nichts passiert.
Irgendwann wird es uns aber auch treffen, davon gehe ich aus - egal ob uns oder den Gegner. Ich weiß nicht, wie die Herren vom Verband sich das vorstellen, wann die Spiele nachgeholt werden sollen. Und da reden wir ja noch gar nicht von Spielen, die witterungsbedingt ausfallen.

Stefan Oerterer vom TuS Haltern am See sieht in der Oberliga vor allem die fehlende Zeit für Nachholspiele als großes Problem. © Holger Lindner
Ein schlechtes Gefühl hatte ich bisher noch nicht. Ich bin noch kein einziges Mal mit dem Gedanken, dass ich mich gleich bei irgendwem anstecken könnte, auf den Platz gegangen bin. Die Wahrscheinlichkeit, sich auf dem Platz anzustecken, ist nicht so hoch, denke ich.
Wir sind außerdem immer sehr bedacht, uns an sämtliche Hygiene-Regeln zu halten. Dementsprechend bin ich da immer entspannt.
Die Saison unterbrechen? Das könnte man machen. Dann muss es aber vom Verband eine einheitliche Regelung geben. Zum Beispiel zu sagen, ‚ok, wir unterbrechen die Saison vielleicht bis Dezember und spielen dann ab Ende Januar die Hinrunde zu Ende und dann ist die Saison vorbei‘.
Ich denke aber mal, die werden sich noch alle Möglichkeiten offen halten und die Entscheidung rauszögern. Die Frage ist jedoch: Wie lange kann man es rauszögern? Irgendwann ist die Wettbewerbsverzerrung zu groß.
Wir hatten bisher Glück und konnten immer spielen und irgendeine andere Mannschaft muss dann aber acht Spiele nachholen. Das ist dann Wettbewerbsverzerrung hoch zehn.“
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
