Bärbel Breuckmann im Porträt Von einer Ahsener Scheune nach Flaesheim und zu drei DM-Titeln

Von einer Ahsener Scheune nach Flaesheim und zu drei DM-Titeln
Lesezeit

Die Deutschen Meisterschaften Auflage Luftgewehr werden traditionell im Dortmunder Landesleistungszentrum der Sportschützen ausgetragen. Dort hat sich die für Concordia Flaesheim startende Bärbel Breuckmann im Oktober erneut die deutsche Meisterkrone aufgesetzt.

Dabei hat die mittlerweile 74-jährige Sportschützin aus Ahsen einmal mehr allen Widrigkeiten getrotzt, sogar eine schwierige Hüftoperation gemeistert und danach erneut ihre Sonderstellung in ihrem Port bewiesen.

Begonnen hat Breuckmanns „unendliche Geschichte“ 1982 in der heimischen Scheune in Ahsen. „Ich hatte zuerst Angst vor dem Gewehr und habe statt der Scheibe nur das Scheunentor getroffen“, erinnert sie sich. „Als die erste Zehn kam, hat mich das fasziniert.“ Im gleichen Jahr wurde sie dann auch als einzige Frau Gründungsmitglied der Sportschützen in Ahsen.

„Einmal die DM gewinnen, dann lege ich das Gewehr in die Ecke“

Sie schoss später freistehend für Meckinghoven und Ahsen, doch als in Ahsen 2010 der Sportbetrieb eingestellt wurde, wechselte sie zur Concordia nach Flaesheim.

Ihrer sportlichen Karriere hat dieser Wechsel nur gutgetan, denn sowohl in den Einzelwettbewerben als auch in der Mannschaft reihte sich Erfolg an Erfolg.

Mit 45 Jahren war sie erstmalig bei den Deutschen Meisterschaften in München freistehend qualifiziert und holte auf Anhieb Platz zwei in der Einzelwertung. Von da an wollte sie unbedingt gewinnen und sagte sich: „Einmal die DM gewinnen, dann lege ich das Gewehr in die Ecke.“

Bärbel Breuckmann blickt mittlerweile auf viele Jahre als Sportschützin. Angefangen hatte sie in der heimischen Scheune in Ahsen 1982.
Bärbel Breuckmann blickt mittlerweile auf viele Jahre als Sportschützin. Angefangen hatte sie in der heimischen Scheune in Ahsen 1982. © Horst Lehr

In der Saison 1998/99 war es dann soweit. Zuerst wurde sie im Dorf Schützenkönigin und holte danach mit der Ahsener Mannschaft in München auch ihren ersten deutschen Meistertitel. „In dem Jahr hatte ich schon richtig Stress“, sagt sie heute lachend.

Nach weiteren Erfolgen gelang ihr 2006 bei der Deutschen Meisterschaft der Auflageschützen in Dortmund auch der lang ersehnte erste Einzeltitel. Bis 2021 gelang es ihr immer wieder, sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren, doch in diesem Jahr bahnte sich eine echte Sensation an.

Drittbestes Ergebnis aller 800 Teilnehmer

Breuckmann, die sich neben anderer medizinischer Befindlichkeiten auch einer Hüftoperation unterziehen musste, gewann zunächst mit 316,6 Ringen die NRW-Landesmeisterschaften. Das reichte erneut für die DM-Qualifikation und war auch noch das drittbeste Tagesergebnis aller 800 Teilnehmer. Danach stand für sie fest: „Wenn ich das geschafft habe, fahre ich natürlich auch zur Deutschen Meisterschaft.“

Am 22. Oktober betrat sie um 11.30 Uhr den Schiesstand und feuerte sofort die ersten sechs Probeschüsse ab. Als die alle Zehner waren, dachte sie: „Das ist ja gut, was soll ich noch länger warten?“ und begann ihre erste von insgesamt drei Serien mit je zehn Schuss.

Schon da zeigte sich ihr absolutes Leistungshoch, denn das waren alles gute Zehner (10,5 und mehr in der Zehntelwertung). Die von ihr sofort nachgelegte zweite Serie brachte mit einer 9,9 aber auch eine ungewollte Ernüchterung.

„Nach dem Schuss habe ich erst mal kurz abgesetzt und mich neu konzentriert“, erzählt die 74-Jährige. Danach setzte sofort wieder ihre Routine ein und sie holte sich mit der nächsten Zehn ihre alte Sicherheit zurück.

In der dritten Serie hielt sie nach der siebten Zehn kurz inne und sagte sich, „jetzt aber auch sauber abschließen“, was ihr mit drei weiteren Volltreffern auch gelang.

„Ich will auf jeden Fall weitermachen“

Das reichte am Ende in der Gesamtwertung mit 317 Ringen für die zwischenzeitliche Führung, doch jetzt begann für sie mit dem Warten auf alle anderen Ergebnisse die eigentliche Leidenszeit.

Es wurde noch richtig spannend, denn Christa Sterzer kam ihr mit 316,8 Ringen noch bedrohlich nahe. Doch am Ende hatte sich das Warten gelohnt und Breuckmann ließ sich zwar ein wenig erschöpft, aber glücklich die Goldmedaille umhängen.

Mit dem zweitbesten Ergebnis aller Westfalenschützen bestätigte sie auch bei der Kleinkaliber-DM in einem weiteren Wettbewerb ihre herausragende Performance. „Ich will auf jeden Fall weitermachen und warte schon mit Spannung auf die neue Klasseneinteilung“, sagt sie.

So wird sie auch in der nächsten Saison erneut ihre Waffe, ein Feinwerkbau 700, schultern und weiterhin um Sieg und Meisterschaftsehren kämpfen. „Ich bin der absolute Wettkampftyp, dafür treffe ich im Training nicht so gut“, gesteht sie lächelnd.

„Wir sind sehr stolz auf Bärbel. Dass sie in ihrem hohen Alter immer noch so gut schießt, ist aller Ehren wert“, sagt Flaesheims Abteilungsleiter Andreas Schook anerkennend.

„Ich bin nicht der Heilsbringer“: Michael Onnebrink über seine Rückkehr und eine Absage

„Das hatten wir noch nie“: Gibt es zukünftig eine weitere Stadtmeisterschaft in Haltern?

„Zeichen zählt mehr als Punkte“: So stehen heimische Kicker zum WM-Skandal um die Kapitänsbinde