Der DSC hat sich gegen die Nazis gewehrt. © v
Fußball
Wie aus Dortmunds „Nazi-Klub“ ein weltoffener Verein geworden ist
Eine klare Haltung, aber Dialogbereitschaft – so ging der Dorstfelder SC mit einem Problem um, das ihm einen schlechten Ruf in der ganzen Stadt einbrachte. Der Vorsitzende ist eingeschritten.
Und mittlerweile genießt der Klub nicht nur die Reputation eines weltoffenen Vereins, er lebt sie auch. Der DSC hatte nicht nur deswegen den Ruf, ein „Naziverein“ zu sein, weil der Ortsteil Köpfe der rechten Szene beheimatete. In der 2. Mannschaft kickten Personen, die diese Gesinnung zur Schau trugen, auch im Publikum waren „Rechte“.
Torsten Brockhoff ist seit 2016 Vorsitzender des Klubs, der mal den unrühmlichen inoffiziellen Namen „Naziverein“ trug. Nur noch ganz wenige – Brockhoff sagt zwei oder drei - aus der rechten Szene kommen laut Vorsitzendem des Dorstfelder SC heute noch zum Platz. „Dass wir ihre Gesinnung nicht akzeptieren und sie auch den Werten unseres Vereins entgegensteht, haben wir der Gruppe damals deutlich zu verstehen gegeben. Denen, die noch da sind, die auf dem Gelände nicht auffallen und sich hier noch nichts haben zu Schulden kommen lassen, habe ich ganz klar gesagt, werden sie auffällig, machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch.“ Brockhoff stellt klar: „Wir haben gehört, dass es mal Stress auf einem anderen Platz gegeben haben soll. Passiert das hier, fliegen sie vom Platz.“
Torsten Brockhoff setzt sich für einen weltoffenen Klub ein. © Dan Laryea
Ganz so einfach sei es auch juristisch nicht, Personen aus politischen Gründen den Zugang zum Platz zu verwehren. Brockhoff muss es wissen, schließlich ist er Rechtsanwalt. „Natürlich steht in unserer Vereinssatzung, die wir gerade noch klarer ausarbeiten, dass für Rechtsextreme kein Platz in unserem Verein ist. Aber nur wer gegen das Hausrecht verstößt, kann daher des Platzes verwiesen werden.
Er nennt ein Beispiel: „Denken Sie mal an die Südtribüne im Dortmunder Stadion. Wenn jeder, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, nicht da stehen dürfte, wären wohl ein paar Plätze leer. Passiert aber was im Stadion, hat der Verein eine Handhabe.“
Brockhoff wird dann ziemlich deutlich: „Nur sage ich klar: Es gibt natürlich immer Möglichkeiten, sich zu distanzieren. Verurteilte Straftäter muss ich nicht dulden. Ich denke aber schon, dass es richtig und wichtig ist, mit solchen Personen zu reden und ihnen aufzuzeigen, dass wir ihnen eine Chance geben würden. In unserem Falle kamen zum größten Teil Jungs zum Platz, die von Kindheit an hier leben. Sollte aber nichts zu retten sein, könnten wir den nicht mehr erwünschten Menschen zu verstehen geben, dass sie am besten selbst Konsequenzen ziehen, bevor Gesetz oder Hausrecht greift.“
Viel nachhaltiger aber dürfte das positive Vorleben sein. Der DSC hat mittlerweile Teams, die aus vielen Migranten bestehen. Gerade im Juniorenbereich hat die Mehrzahl der Spieler einen Migrationshintergrund. Der Verein beteiligt sich an Projekten für Toleranz und Integration, ist im ständigen Austausch mit lokalen sozialen Akteuren.
Torsten Brockhoff erhielt 2019 den Ehrenring des Stadtbezirkmarketings
Torsten Brockhoff erhielt 2019 den Ehrenring des Stadtbezirkmarketings Innenstadt-West für sein Engagement sowohl für den Amateursport als auch für „gelebte Demokratie und Vielfalt im Verein“. Eine beachtliche Entwicklung! Für die steht auch Berater Arman Güllükoglu, ein Musterbeispiel für gelebte Integration. Es gibt noch deutlich mehr Beispiele dafür, dass der Klub seine im Internet verwendete Bezeichnung „der freundliche Verein im Dortmunder Westen“ völlig zu Recht trägt.
Das führt mittlerweile zu Missverständnissen, die junge und alte Dorstfelder gerne aufklären. Brockhoff berichtet, bei einem Auswärtsspiel seien dunkelhäutige Dorstfelder Kinder mit dem eingangs erwähnten Begriff konfrontiert worden: „Ihr spielt für einen Naziklub.“ Das Unverständnis der Kleinen im DSC-Dress ist wohl das deutlichste und vielleicht auf eine Art schönste Zeichen dafür, dass der DSC eben dies nicht mehr ist.
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