Der deutsche Olympia-Mannschaftsarzt Bernd Wolfarth ist für das Wohl und vor allem die Wehwehchen der deutschen Olympiastarter verantwortlich. © picture alliance / dpa
Fitness
Wichtige Tipps vom Olympia-Arzt: Darauf kommt es beim fit werden an
In Tokio gehen die Athletinnen und -Athleten in Top-Form an den Start. Bernd Wolfarth (55) ist Arzt der deutschen Olympia-Mannschaft. Der Kardiologe hat auch gute Tipps für Breitensportler.
Herr Professor Wolfarth, wie bereiten sich Breitensportler nach langer Pandemiepause am besten auf ihren persönlichen Sport(wieder)einstieg vor?
Was das Training selbst angeht, ist ein stufenweiser Einstieg zurück in die körperliche Aktivität ratsam. Gerade Neueinsteigerinnen und -einsteiger oder Rückkehrer sollten nicht gleich auf 100 Prozent aufdrehen, sondern sich allmählich an die gesteigerten Belastungen herantasten. Das führt nicht nur dazu, dass der Körper sich wieder langsam an Sport und Bewegung gewöhnt, sondern sorgt auch dafür, dass die Psyche mit kleinen, aber konstant erreichten Erfolgserlebnissen etwas Gutes erfährt.
Und wenn man seine Belastungsgrenze nicht kennt?
Sollten medizinische Probleme oder eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Belastbarkeit vorhanden sein, empfehlen wir nach längerer Bewegungspause den Besuch bei einer Sportärztin oder einem Sportarzt. Mit einer sportärztlichen Untersuchung können zum einen gezielt Vorerkrankungen erkannt und damit verbundene Risiken ausgeschlossen werden, zum anderen sind aber auch gezielte und professionelle Trainingsempfehlungen möglich.
Kardiologe und Sportmediziner Bernd Wolfarth betreut auch in Tokio die deutschen Olympioniken. © picture alliance / Kai-Uwe Wärner/pa/dpa
Können Sie Sportarten oder Bewegungsformen empfehlen, die dafür besonders gut geeignet sind?
Grundsätzlich gibt es Sportarten, die sich beispielsweise durch gelenk-schonende Bewegungsformen auszeichnen, wie beispielsweise Radfahren oder Schwimmen. Eine ungünstige Kombination könnte mitunter intensives Joggen – vielleicht noch auf Asphalt – bei Übergewicht sein, weil die abrupten Bewegungen große Kräfte auf die Gelenke ausüben. Auch hier gilt: die Wahl der Bewegungsform sollte so individuell getroffen werden, wie Menschen eben sind.
Individualsport an der frischen Luft erlebt einen Boom. Gibt es spezielle Punkte, die man beim „Draußen-Sport“ beachten muss?
Grundsätzlich ist Outdoor-Sport bei jedem Wetter möglich. Jetzt im Sommer lässt sich auch bei Hitze Sport treiben, wenn einige Tipps beachtet werden: grundsätzlich bietet sich an, sich dann zu bewegen, wenn die Luft vergleichsweise kühl und frisch ist. Somit bieten sich Sport und Bewegung am Morgen und abends nach 19 Uhr an. Die Ozonwerte sollten Breitensportler genauso im Blick haben wie eine passende Kleidung und eine ausreichende Hydrierung. Auch im Winter bei schlechterem Wetter trägt körperliche Aktivität im Freien zur Gesunderhaltung bei. Jogging in den kalten Jahreszeiten belohnt Aktive mit gesteigerten Abwehrkräften. Auch hier gilt: eine geeignete Sportbekleidung sollte beachtet werden.
Was geben Sie Menschen mit Vorerkrankungen mit auf den Weg?
Auch Menschen mit Vorerkrankungen können von regelmäßigen Bewegungsdosen stark profitieren. Hier ist aber eine sportärztliche Konsultation essenziell, damit Risiken ausgeschlossen und geeignete Bewegungsformen gefunden werden können. Grundsätzlich gilt aber: jeder Schritt, der im Alltag mehr absolviert wird, kann positiv auf den Organismus wirken. Auch und gerade, wenn Vorerkrankungen bereits eingetreten sind.
Mit welchen Auswirkungen müssen wir durch den pandemiebedingten Bewegungsmangel rechnen?
Wir erwarten, dass der generell in der Bevölkerung um sich greifende Bewegungsmangel noch einen Schub erfahren wird. Da müssen wir dringend gegensteuern! Bewegungsmangel führt in vielen Fällen zu den sogenannten „nicht-übertragbaren Krankheiten“. Darunter zählen allen voran krankhaftes Übergewicht (Adipositas), Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen, wie beispielsweise Brust- oder Darmkrebs. Nicht umsonst haben wir uns gemeinsam mit dem DOSB und vielen anderen Fachgesellschaften der sogenannten „Hamburg Declaration“ angeschlossen, mit der wir die Politik zum Handeln gegen den Bewegungsmangel auffordern.
Wie können wir unser Immunsystem fit für den Herbst/Winter machen?
Die bisherigen Erkenntnisse aus der COVID19-Pandemie weisen klar darauf hin, dass die Fitness von Menschen einen entscheidenden Einfluss auf etwaige Krankheitsverläufe hat und körperlich fitte Menschen bei einer Erkrankung in der Regel mildere Verläufe zeigen, bzw. mit weniger Komplikationen rechnen müssen. Insofern kann es nur heißen: runter vom Sofa und ab in die Bewegung! Die mehr als 88.000 Sportvereine in Deutschland sind eine hervorragende Plattform, sich wieder in die regelmäßige Bewegung zu begeben — und das mit dem dazu immens wichtigen sozialen Gefüge.
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