Kelvin Igweani (l.) spielte ein halbes Jahr für Westfalia Wickede.

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Westfalia Wickede trauert um erschossenen Igweani - ASC 09 wollte ihn nach Deutschland holen

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Der Schock ist groß, nachdem sich die Nachricht vom Tod von Kelvin Igweani verbreitet hatte. 2018 war der Stürmer für ein halbes Jahr bei Westfalia Wickede aktiv.

Dortmund

, 30.06.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am frühen Dienstagmorgen erhielt Emre Konya eine kurze Nachricht über Whatsapp. Absender war der Spielerberater von Kelvin Igweani.

Der 23-Jährige ist gestorben, erschossen von britischen Polizeibeamten unter dubiosen Umständen.

Konya konnte die Nachricht gar nicht wirklich realisieren. So irreal erschien es ihm, dass der junge Stürmer, mit dem er bei Westfalia Wickede zusammenarbeitete, gestorben ist.

Igweani starb noch vor Ort

„Der Vater hatte es mir dann bestätigt“, erzählt Konya. Über mehrere Internetseiten aus Großbritannien erfuhr der Sportliche Leiter des ASC 09 weitere Details. Die Umstände des Tods von Igweani sind aber weiterhin unklar.

Zu einer Wohnung in Milton Keynes, 90 Kilometer nördlich von London, seien Polizeibeamte am Samstagabend gerufen worden. Dort fanden sie einen 30 Jahre alten toten Mann vor sowie ein schwer verletztes Baby. Auch Igweani trafen die Polizisten in der Wohnung an, versuchten ihn laut mehrerer Medienberichte erst mit einem Elektro-Taser zu stoppen, ehe sie auf ihn schossen.

Trotz erster Hilfe für Igweani verstarb der junge Fußballer noch vor Ort. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er da echt tragisch gestorben ist“, sagt Konya, der sich kein genaues Fazit über die Umstände vor Ort erlauben möchte. Zu wenig Informationen seien bislang zu dem Fall herausgegeben worden. Die Ermittlungen dauern noch immer an.

Doch Konya erinnert sich an Igweani aus seiner Zeit in Wickede im Jahr 2018: „Kelvin habe ich einfach als sehr sympathischen, verständnisvollen und bodenständigen Typen kennengelernt.“

Ein halbes Jahr war Igweani bei Westfalia Wickede. Der Kontakt kam über den Vater zustande, der einst für den Klub spielte und noch guten Kontakt dorthin pflegte.

Konya hatte regelmäßig Kontakt mit Igweani

„Ich habe mich einfach um Kelvin gekümmert. Wir haben nach Arbeit und einer Wohnung geguckt und ihn an die Hand genommen. Ein junger Spieler aus dem Ausland soll hier gut ankommen und integriert werden“, sagt Konya.

Der Kontakt zwischen den beiden blieb auch nach Igweanis Wechsel zum Oberligisten Anker Wismar. „Ich hatte mit Kelvin noch regelmäßig Kontakt. Wir haben immer mal wieder hin- und hergeschrieben. Menschlich habe ich ihn sehr geschätzt, er hat einen tollen Charakter gehabt“, erzählt Konya.

Und sportlich brachte der robuste Stürmer alles mit, was ein ambitionierter Amateurfußball-Klub auf der Position benötigte. Groß gebaut, mit Muskeln am ganzen Körper und durchsetzungsfähig. Igweani traf mehrfach in der halben Saison in Wickede, kam so schnell in der Oberliga unter, ehe er wieder nach England zurückkehrte.

Wickede postet Statement auf Facebook

„Es gab mal die lose Idee, ihn zum Probetraining nach Aplerbeck einzuladen, weil Toni (Antonios Kotziampassis, Trainer ASC 09; Anm. d. Red.) ihn auch kennt. Wir hätten ihn gerne hier hin geholt, um das mal zu auszuprobieren“, gibt Konya preis.

Auch sein ehemaliger Klub, Westfalia Wickede, postete ein Statement auf Facebook zum Tode des gebürtigen Nigerianers: „Wir behalten Kelvin immer in Erinnerung als respektvollen, sympathischen und begeisterten Menschen und Fussballer. Unsere Trauer und unsere Gedanken sind nun bei der Familie, Angehörigen und Verwandten, welche nun den tragischen Verlust verarbeiten müssen.“

Anil Konya, Kapitän der Westfalia, und ehemaliger Mitspieler sagte gegenüber unserer Redaktion: „Er war ein super netter Typ. Die Nachricht hat mich echt mitgenommen. Als ich das gehört habe, hatte ich sofort einen Kloß im Hals.“

Über die genaueren Umstände ist weiterhin nichts bekannt. Polizeipräsident Christian Bunt ließ sich so zitieren: „Was an diesem Morgen passiert ist, ist absolut tragisch. Zu diesem Zeitpunkt können wir noch keine weiteren Details nennen. Es wäre nicht hilfreich, darüber zu spekulieren.“

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