Muhammed, von allen nur „Mo“ genannt, Acil (30) war dann doch ein wenig ungehalten. Denn nachdem sich vom Gegner schon Robin Vargues Martins und Mohamed Cisse verletzt hatten, rauschte Hombruchs Jongmin Park aus deren Mannschaft in der 84. Minute des Westfalenpokal-Spiels ungebremst in den Türkspor-Torwart hinein.
Acil biss zunächst auf die Zähne. Und so wurde er nicht zur dritten tragischen Geschichte des 2:0-Sieges von Türkspor. So ganz auszuschließen ist das aber im Nachhinein nicht, denn Acil hatte am Sonntagabend noch Schmerzen. Das bestätigte er im Interview, das aber schnell eine positive Richtung nahm.
Muhammed Acil, wie steht es um Ihr Knie?
Also, es tut schon noch sehr weh und ist geschwollen. Ich hatte nur die paar Minuten zu Ende gespielt, weil wir nicht mehr wechseln durften. Ich bete und hoffe, dass es nur eine leichte Prellung ist. Ich hatte aber zum Glück nicht das Gefühl, dass irgendetwas gerissen ist.
Sie hatten sich dennoch sehr über das Einsteigen Ihres Gegenspieler geärgert…
Ja, in dieser Situation war ich schon erbost. Mit ein wenig Abstand aber bin ich dem Jungen nicht mehr böse. Er ist sehr jung, war etwas übermotiviert und wollte mich bestimmt nicht verletzen.
Bleiben denn Folgeschäden?
Ich hoffe nicht. Ich möchte unbedingt unser erstes Oberliga-Spiel im Siegener Leimbachstadion erleben. Für Nostalgiker wie mich ist das ein wunderbarer Ort, um in die Saison zu starten. Wir hatten verpasst, uns als Aufsteiger ein Heimspiel zum Start zu sichern. Nicht schlimm, das ist genau das richtige Spiel, um zu spüren, dass wir eine Liga höher spielen.
Dann greifen wir doch ein wenig vor. Sie kennen aus Ihrer Brünninghauser Zeit die Oberliga ziemlich gut. Trauen Sie sich vier Jahre nach dem Abstieg und der Corona-Zeit zu, Ihre Mannschaft da seriös einzuordnen?
Ich denke ja. Wenn es wirklich gut für uns läuft, sind wir eine Mannschaft für das vordere Mittelfeld. Ich sehe uns dann schon zwischen den Plätzen fünf und zehn. Teams wie Lotte, Schermbeck und Bövinghausen haben da noch mehr. Aber ein Durchmarsch wäre auch wohl für uns als Verein so schnell des Guten zu viel.
Warum?
Die Infrastruktur muss mitmachen, der Verein an sich auch. Wir müssen ja irgendwo unsere Heimspiele auf Naturrasen austragen. Aber wir bauen uns immer besser auf. Aber der Fredenbaum ist mit seiner Weitläufigkeit und dem sehr guten Kunstrasenplatz für uns Senioren sehr angenehm, aber die Jugendarbeit in diesem gerade im Winter dunklen Park ist nicht so einfach. Hier sehe ich auch den einzigen Punkt, an dem wir als Verein Luft nach oben zu haben, ohne dass wir dafür etwas können. Ich halte einen Shuttleservice, der die Kinder an einem vereinbarten Ort einsammelt und zum Platz bringt, für eine gute Idee.

Sie waren schon immer nicht einfach Torwart, sondern haben sich mit Verein und Umfeld beschäftigt. Finden Sie Gehör?
Das ja. Ich vertraue aber unserem Vorsitzenden Dr. Akin Kara und unserem Sportlichen Leiter Emre Konya sehr. Sie haben gleichermaßen unsere Mannschaft, aber auch die Weiterentwicklung des Vereins in der Breite immer auf ihrer Agenda. Da tut sich sehr viel. Und ich bin mir sicher, dass wir wirklich über Jahre der Nordstadtklub schlechthin werden.
Ist der vorne so mutig und überzeugende Koray Dag mit seiner BVB-, Bochum-und Paderborn-Ausbildung der Beweis dafür, dass der Verein das Oberligateam umsichtig aufbaut?
Das sehe ich so. Akin Kara und gerade Emre mit seiner eigenen Erfahrung als Spieler und Sportlicher Leiter des Vorzeigeklubs ASC handeln sehr geplant. Und ja, Koray macht das vorne richtig gut. Aber da haben auch viele während der vergangenen Saison einen großen Schritt gemacht. Ich denke an Ibrahim Diallo oder Dario Biancardi, der unter unserem Trainer Sebastian Tyrala noch einmal zugelegt hat.
Stimmt denn die Zusammenstellung und damit auch die interne Chemie der Mannschaft?
Das sehe ich definitiv so. Die Mischung aus Jung und Alt macht es. Respekt vor den jungen Leuten: Sie nehmen sich viel davon an, was wir Älteren sagen. Und doch sitzen wir in der Kabine und nachher im Vereinsheim als Kollegen auf Augenhöhe nebeneinander und haben Spaß. Früher in Brünninghausen war es still, wenn Sven Barton oder Andreas Kluy etwas sagten. Das muss heute nicht mehr so ehrfurchtsvoll sein, aber Respekt haben die Jungs. Und der ist auch wichtig.
Kehren wir noch einmal zurück zum 2:0 und zur Vorbereitung. Sind Sie bereit für die Saison?
Definitiv, natürlich fehlen uns die verletzten Justin Braun und Pascal Schmidt. Ich sehe uns aber weit. Wir haben bis auf das Unentschieden gegen Schüren beim Hecker-Cup mit anschließender Niederlage im Elfmeterschießen alles gewonnen. Ich gebe hier gerne zu, dass mich jetzt noch das Schüren-Spiel ärgert. Diese Party in Aplerbeck hätten wir gut mitnehmen können. Jetzt gegen Hombruch war das okay, aber da ist mir eins wichtig, denn es war doch nicht irgendein Sieg.

Sondern?
Wir haben ihn unserem Vorstandsmitglied Nihat Akey gewidmet, einem wunderbaren Menschen, der nach einem Arbeitsunfall im Koma liegt. Für ihn haben wir heute alles gegeben,
Es gibt definitiv wichtigere Dinge im Leben als Fußball.
Oh ja, ich denke da auch an das Erdbeben in der Heimat meiner Familie. Aber ich sage auch: Es ist schön, dass es den Fußball gibt. Und daher freuen wir uns auch wirklich auf die Saison.
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