Warum Dortmunds Kunstrasenplätze nicht vor dem Aus stehen - es aber teuer werden könnte

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Warum Dortmunds Kunstrasenplätze nicht vor dem Aus stehen - es aber teuer werden könnte

rnFußball in Dortmund

Eine EU-Agentur berät derzeit ein Verbot für Gummi- und Mikroplastik-Granulate auf Kunstrasenplätzen. Sollte es so kommen, wird der Austausch teuer. Die Stadt fühlt sich gewappnet.

Dortmund

, 22.07.2019, 20:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Andre Wendler ist ganz entspannt. Der Geschäftsführer von Teutonia Lanstrop hat natürlich auch davon gehört, dass Kunstrasenplätze in Zukunft wohl nicht mehr mit Mikrogranulat aufgefüllt werden dürfen. Eine EU-Richtlinie zur Vermeidung von Plastikmüll ist da ziemlich eindeutig – auch wenn ein Verbot aktuell noch gar nicht feststeht. Die Europäische Chemikalienagentur (Echa) berät momentan lediglich darüber.

„Es gibt noch eine andere Methode“

Trotzdem glaubt Wendler fest daran, dass die Stadt im kommenden Jahr auf der Anlage der Teutonia den nächsten Kunstrasenplatz eröffnen wird: „Es gibt da ja noch eine andere Methode“, sagt Wendler.

In Lanstrop wird ab dem Winter der 61. von 80 Sportplätzen in Dortmund mit Kunstrasen ausgestattet, dazu kommen 17 Kleinspielfelder in unmittelbarer Nähe zu den Anlagen – und fast alle davon wurden mit mal mehr mal weniger feinem Mikrogranulat verfüllt.

Drei Schichten für einen Kunstrasenplatz

Zur Erklärung: Ein Kunstrasenplatz besteht in der Regel aus drei Schichten: Einer Tragschicht, dem Rasenteppicch und dem sogenannten Infill, der dafür sorgen soll, dass sich der Kunstrasen beim Drüberlaufen wie ein echter anfühlt. Dieser Infill – sofern er aus Mikroplastik oder Gummi besteht – steht nun auf dem Prüfstand, weil es über die Witterung oder die Sportler, die es davontragen, in die Umwelt gelangt.

Nervös wird man bei den Sport- und Freizeitbetrieben der Stadt Dortmund deshalb aber nicht: „Ja, es kann Auswirkungen auf den Dortmunder Sport geben“, sagt Sportdirektor André Knoche, „aber das Verbot von Mikroplastik heißt ja nicht, dass der Platz nicht mehr bespielt werden darf. Es heißt nur, dass wir es ab 2022 nicht mehr nachlegen dürfen.“

Stadt verzichtet auf Plastikgranulat

Tatsächlich verzichtet die Stadt ab sofort bei Neubauten und Sanierungen auf die Verfüllung eben jener Mikrogranulate und steigt auf ein Naturprodukt um: „Wir müssen uns über Alternativen Gedanken machen und da ist Kork momentan die einfachste Lösung“, sagt Knoche. Schon bei sechs bis sieben Anlagen sei der Naturstoff verwendet worden – mit Erfolg.

Vorreiter war der TSC Eintracht Dortmund. Der mitgliederstärkste Klub der Stadt nach dem BVB verfüllt seinen Kunstrasenplatz seit 2012 mit einer Kork-Sand-Mischung. Nachteile? „Haben wir keine festgestellt“, sagt Stefan Goms, Abteilungsleiter Fußball beim TSC Eintracht. Lediglich bei Starkregen würden die kleinen Kügelchen an die Seite gespült – „aber das hat man anderen Granulaten in der Regel ja auch“, sagt Goms.

„Absolut klasse“ in Sölderholz

Auch bei den Sportfreunden Sölderholz liegt seit November letzten Jahres die Kork-Variante: „Die Stadt hätte uns gar kein Mikrogranulat mehr verfüllen lassen“, sagt der 1. Vorsitzende Joachim Schanz, der den Naturstoff „absolut klasse“ findet. Der Platz heize sich nicht so stark auf wie anderes Granulat.

Der Hombrucher SV (am Waldhausweg) und BSV Fortuna trainieren und spielen ebenfalls auf Kork. Laut Andre Knoche von der Stadt tue sich auch preislich nicht viel: „Es ist das gleiche wie beim Kunststoff-Granulat: Es kommt immer drauf an, wie stark der Platz bespielt wird.“ Allerdings werden die Preise für Kork-Granulat nach den Medienberichten in den vergangenen Tagen noch einmal steigen. Bis zur Bekanntgabe der EU-Pläne war Kork sogar günstiger zu haben als die Plastik-Granulate, doch das dürfte sich nun dramatisch ändern.

Sechsjährige Übergangsfrist?

Und was ist mit den vielen Kunstrasenplätzen von Aplerbeck über Mengede bis Wickede, auf denen jetzt noch Mikrogranulat liegt oder gerade erst für viel Geld verfüllt wurde? „Erstmal gehe ich davon aus, dass es die vom Innenministerium geforderte sechsjährige Übergangsfrist geben wird“, sagt Knoche, der keine Panik aufkommen lassen will.

„Das ist ein Thema, das wir gut antizipieren und das wir mit den Vereinen gemeinsam lösen werden. Wir werden sie nicht im Regen stehen lassen.“ Knoche sagt aber auch, „dass das dann ein gesamtstädtisches Thema sei.“

Heißt: Die Finanzierung kann nicht aus dem Sportamt alleine kommen.