
© Michael Steyski
Waltrop-Coach Oliver Ridder verrät, wer gegen Mengede auf keinen Fall angeschrien werden darf
Fußball-Bezirksliga
Oliver Ridder spielte für Mengede 08/20 nun trainiert er Teutonia Waltrop. Auf das Spiel am Sonntag bereitet er seine Mannschaft mit einer fast 20-seitigen PowerPoint-Präsentation vor.
Wenn sie den Ex hofieren und der Neue dann trotzdem mit seiner Familie voller Harmonie feiern darf, dann stehen wir nicht vor einer neuen Episode einer seichten Vorabendserie, sondern vor einem Bezirksliga-Duell mit besonderer Note. Da beide, der Ex und der Neue, echte Typen mit klaren Meinungen sind, könnte es richtig krachen.
Der einstige Publikumsliebling empfängt nach harmonischem Hinspiel seinen ehemaligen Klub. Aber da kommen ganz liebe Worte aus dem Munde des Ex. Teutonia Waltrop gegen Mengede 08/20, das ist am Sonntag mehr als das Duell Oliver Ridder gegen Thomas Gerner. Ridder erlebte als Spieler den ersten großen Aufschwung der Mengeder mit.
Was Mama Ilona Ridder mit dem Nachbarschaftsduell zu tun hat und wen seine Spieler auf alle Fälle in Ruhe lassen müssen, erzählt Oliver Ridder (40) im Interview.
Oliver Ridder, Sie sind mittlerweile als Trainer in Waltrop angekommen. Wir haben Sie in Dortmund als meinungsstarken Typen mit Ecken und Kanten in Erinnerung. Sind Sie in Ihrer jetzigen Funktion diplomatischer geworden?
Ja, ich bin zwar immer noch einer, der seine Meinung sagt. Ich habe jetzt auch in Nordkirchen die gelbe Karte nicht deswegen gekriegt, weil ich den Schiedsrichter so gelobt hatte. Aber ich bin doch ruhiger geworden. Ich trete anders auf, habe auch nicht mehr das Mitteilungsbedürfnis von früher. Es ist ja auch wichtig, mit den vielen Jungen vernünftig zu kommunizieren. Meine Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von etwas über 21 Jahren.
Sie haben in der Zwischenzeit auch, zum Beispiel in Brünninghausen, Junioren trainiert. Hat das Sie verändert?
Auch. Als Spieler hatte ich immer alles reingeworfen. Das war in den drei Jahren Mengede so, das war auch später in Hombruch so. Aber das war ja eher ein kurzes Intermezzo. Samir Habibovic war damals Trainer. Zwei Alpha-Tiere, das funktionierte nicht. Später musste ich wegen einer Knieverletzung meine Karriere beenden. Dazu kam auch noch ein Arbeitsunfall. Im Laufe der Zeit in Seppenrade, beim TSV Marl-Hüls und in Brünninghausen habe ich es bis zur A-Lizenz geschafft. Ich habe viel mitgenommen und gelernt. Daher weiß ich, worauf es ankommt. Und ich bin ein echter Netzwerker geworden, habe viele Kontakte.
Wie arbeiten Sie als Trainer?
Ob in der Kreisliga oder der Oberliga: Ich bereite mich sehr intensiv vor. Das ist das A und O. Nur so bin ich glaubwürdig. Ich bin tatsächlich ähnlich verrückt wie Adrian Alipour, der wirklich über jeden Gegenspieler viel weiß. Umso größer das Wissen, umso besser fühle ich mich. Das gebe ich dann gerne weiter. Vor den Spielen zeige ich eine 15-19-seitige Power-Point-Präsentation.
Sie müssen ja nicht alles verraten. Aber welche Überschriften stehen über den verschiedenen Kapiteln für das Mengede-Spiel?
Es gibt nur eine: Keiner schreit Teresa Schulz an!
Wir kennen keinen, der Teresa Schulz, Mengedes Betreuerin nicht mag. Sie hat bei Ihnen also auch bleibende Erinnerung hinterlassen?
Ja, Teresa steht über allem. Da darf keiner meiner Jungs ein falsches Wort verlieren. Aber ich denke ohnehin unwahrscheinlich gerne an diese Zeit. Das waren im Rückblick meine schönsten drei Jahre im aktiven Fußball.
Ihr erstes Spiel als Waltrop-Trainer verloren Sie im Herbst 2:4. Wie haben Sie den Tag erlebt?
Das war sehr ergreifend. Als sie mich vor dem Spiel per Mikro als Mengede-Legende begrüßten, ging mir das sehr nahe. Es war wie früher. Viele liebe Menschen, nette Unterhaltungen, der Rasen, den die Queen nicht so pflegen würde. Auch meine Mama war gerührt.
Sie meinen nicht Mengedes Mutter oder Mama Teresa, sondern Ihre eigene?
Ja, Mama heißt Ilona und begleitet mich Zeit meines Lebens auch im Fußball. Das war so, als ich als junger Spieler beim VfL kickte, das ist noch heute so. Da ich in Mengede so glücklich war, war sie es auch. Sie will nur das Beste für ihren Jungen.
Ihre Mutter liebt Sie so, wie Sie sind. Wie sind Sie denn?
Ich bin Familienvater, habe drei Kinder. Menschen können sich auf mich verlassen. Und ich habe ein großes Herz für den Fußball. Ohne geht es nie.
Ist Teutonia Waltrop auch eine Herzensangelegenheit?
Auf alle Fälle. Ich bin Waltroper. Daher bin ich sehr dankbar, mich hier – praktisch vor meiner Haustür – in der Bezirksliga bewähren zu dürfen.
Wäre auch der Dortmunder Fußball wieder für Sie interessant?
Ich bin jetzt Waltrop-Trainer, beruflich Energieanlagen-Elektriker, habe meine Familie. Das passt wegen der kurzen Wege schon ganz gut. Dass ich irgendwann mal im Fußball den nächsten Schritt mache, schließe ich aber nicht aus.

Teutonias Trainer Oliver Ridder. © Andre Hilgers
Nochmal zum Trainer Oliver Ridder in Aktion: Was für einen Trainertypen dürfen wir am Sonntag im Duell gegen Mengede erwarten?
Ich sagte zwar, ich sei ruhiger. Aber ich möchte schon, dass die Gegner spüren, da spielt eine Olli-Ridder-Mannschaft. Wir verschenken nichts. Das heißt, ich gebe Gas und erwarte auch einen anderen Fußball als im Hinspiel. Unser Kunstrasen könnte uns mit unserem Tempofußball entgegenkommen. Ich freue mich, mit Mengedes Thomas Gerner an der Seitenlinie zu stehen. Ich schätze ihn sehr. Er arbeitet akribisch und entwickelt die Mannschaft in mehrerer Hinsicht weiter, taktisch und spielerisch. Angriffsfußball lässt er ohnehin spielen.
Sie haben zuletzt 2:3 gegen Nordkirchen, Mengedes großen Rivalen im Titelkampf, knapp verloren. Wird es gegen 08/20 leichter oder schwieriger?
Nicht einfach, beide Teams zu vergleichen. Für Nordkirchen spricht Marcel Stiepermann, der mit seiner Klasse den Unterschied macht. Aber fußballerisch, spielerisch fand ich das nicht sonderlich herausragend. Die agieren viel mit langen Bällen. Da sehe ich Vorteile bei Mengede. Wir müssen uns schon einiges einfallen lassen.
Wem gönnen Sie denn den Aufstieg?
Noch schwieriger, Ihre Frage. Ich hatte damals in Mengede zwei wunderschöne Jahre unter Markus Gerwien, eins unter Mario Plechaty, der ja jetzt Nordkirchen-Trainer ist. Ich gönne es Mario sehr, aber eben auch Teresa und einigen anderen. Daher lege ich mich lieber nicht fest.
Also beschränken Sie sich lieber auf Ihr eigenes Saisonziel, das da wahrscheinlich lautet: den Vier-Punkte-Vorsprung auf die Abstiegsränge auszubauen…
Ja auf alle Fälle! Wir waren mit den vielen jungen Leuten mit null Punkten aus vier Spielen gestartet, haben uns dann gefunden. Selbst wenn die beiden Topteams in einer anderen Liga spielen, wobei ich uns auch wie gegen Nordkirchen auch gegen Mengede nicht chancenlos sehe, können wir sonst jeden Gegner besiegen.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
