Von der Sphinx zum Favoriten: Borussia Dortmunds U23 befindet sich im Wandel
Fußball-Regionalliga
Mit minimal verändertem Personal, aber viel Selbstbewusstsein geht der BVB II ins Duell gegen Lippstadt. Das Team befindet sich in einem Wandel, der in die richtige Richtung zu gehen scheint.

Unter Trainer Mike Tullberg wirkt die U23 von Borussia Dortmund stabiler und selbstbewusster als noch in der Vorsaison. © Thomas Bielefeld
Dortmunds U23-Fußballlehrer Mike Tullberg war eigentlich zufrieden, als er nach dem 2:0-Erfolg gegen Rot-Weiß Oberhausen vor knapp zwei Wochen zur Pressekonferenz erschien. Erst sprach er seine fachliche Analyse in die Diktiergeräte, sie war ausdrücklich von mehr Lob als Tadel geprägt, hatte seine junge Belegschaft doch einen wichtigen Arbeitssieg errungen.
Allerdings war da noch etwas, das Tullberg störte. Leider sei ja jetzt erst mal Pause, sagte der Däne vorausblickend. Das spielfreie Wochenende zuletzt passte ihm nicht, will er doch eigentlich den Spielrhythmus beibehalten. Stattdessen mussten die Seinen nun zwölf Tage ausharren vor dem Duell gegen den SV Lippstadt (Sa., 14 Uhr, Stadion Rote Erde).
Anfangsschwierigkeiten gehören der Vergangenheit an
Für den BVB II, aktuell Siebter, ist es das zehnte Liga-Spiel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat dieses schwarzgelbe Kollegium 16 Zähler gesammelt, in den vergangenen sechs Partien einen Punktedurchschnitt von 2,2 und ist in drei von vier Versuchen zuletzt gegentorlos geblieben.
Einziger Aussetzer war das 0:4 gegen den SV Rödinghausen, als die Borussia chancenlos blieb. Tullberg spricht aus diesem Grund auch von einer Positiv-Entwicklung mit Einschränkung. „Wenn wir das Rödinghausen-Spiel ausklammern“, so der 33-Jährige, „haben wir gerade einen guten Lauf – an den wollen wir anknüpfen.“
Lippstadt hat nichts zu verlieren
Lippstadt, derzeit auf Rang 17 und fünf Spiele in Reihe ohne Sieg, erwartet Tullberg dabei nicht verunsichert. „Für sie kommt die Partie genau zur richtigen Zeit“, sagt er. „Was haben sie denn zu verlieren?“ Drei Punkte. Eher allerdings, das ist schon richtig, kann der Außenseiter gewinnen.
Einerseits Zähler, andererseits positive psychologische Binnen- und Außenwirkung, die mit einem überzeugenden Vortrag einherginge. Zumindest gute Erfahrungen mit dem BVB haben die Lippstädter schon gemacht – wenngleich in der Runde 2018/19.
Ein labiles schwarzgelbes Gebilde, vom Einsturz bedroht
Beide Partien gewannen sie – und verursachten beziehungsweise bestärkten damit kleine Sinnkrisen der Borussia. Nach dem 0:2 in der Hinrunde polterte der damals noch amtierende Cheftrainer Jan Siewert aufgeregt: „Die Art und Weise, wie wir verloren haben, akzeptiere ich so nicht.“
Und als es in der Rückrunde dann final 0:1 stand unter der Führung von Interimstrainer Alen Terzic, bestätigte es den Eindruck vom BVB II als zwischenzeitlicher Sphinx der Regionalliga – mental verheddert, sich selbst ein Rätsel, verkrampft, verkopft. Zu diesem Zeitpunkt war es ein labiles schwarzgelbes Gebilde, das beim ersten Windhauch vom Einsturz bedroht war.
Borussia ist heute stabiler und selbstbewusster
Das ist vorbei. Heftigen Böen kann Tullbergs Kollegium jetzt besser standhalten, wirkt stabiler, selbstbewusster. Gegen RWO blieb der BVB trotz Wacklern siegreich dank einer Offensive, die mit Technik und Tempo gesegnet in verlässlicher Regelmäßigkeit gefährlich ist.
Da die eigenen Ballbesitzphasen im Oberhausen-Spiel aber insgesamt „von zu wenig Qualität waren“, wie Tullberg rekapituliert, müsse das besser werden gegen Lippstädter, die „über ihre Geschlossenheit kommen und robust sind.“ Allerdings erst elf Tore erzielt und schon 25 kassiert haben, all das in zwölf Spielen. Karges Zahlenwerk, das den BVB ganz automatisch zum Favoriten macht.
Tullberg wird diese Aufgabe mit nur wenigen Personalveränderungen angehen: Lars Bünning ist wohl nach Knieverletzung erstmals seit Anfang August wieder dabei; Profi-Leihgabe Leonardo Balerdi befindet sich dagegen im patriotischen Dienst für Argentinien, wird deshalb fehlen. Ob Tobias Raschl dem BVB II mehr fußballerische Qualität beimischen darf, war noch unklar. Vor zwölf Tagen gegen Rot-Weiß Oberhausen spielte er keine Minute.