„Vereinstreue ist hier nicht so ausgeprägt“ – einen Fußballer zieht es zurück in die Heimat

© Stephan Schuetze

„Vereinstreue ist hier nicht so ausgeprägt“ – einen Fußballer zieht es zurück in die Heimat

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Ein Dortmunder Bezirksligist muss ab dem Sommer ohne einen seiner wichtigsten Spieler auskommen. Aktuell trainiert er an einem ungewöhnlichen Ort.

Dortmund

, 11.12.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Während der Fußball im Amateursport ruht, hat der Spieler eines Dortmunder Bezirksligisten eine wichtige Entscheidung getroffen: Ab dem Sommer wird er nicht mehr auf seinem angestammten Platz auf dem Rasen stehen, sondern in das Klassenzimmer wechseln.

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Seit 2009 lebt Simon Tenkamp in Dortmund. Gekommen ist er, um zu studieren: Sport und katholische Religion auf Lehramt oder wie der Torwart sagt: „Beten und Turnen.“ Ursprünglich stammt er aus Velen im Kreis Borken – seine zweite Heimat hat er aber im Ruhrgebiet gefunden: „Ich bin seit elf Jahren Dortmunder gewesen und mit der Zeit auch einer geworden.“

Aktuell hütet der 31-Jährige das Tor von Blau-Weiß Huckarde in der Bezirksliga, sein Trainer Thomas Faust muss sich zur neuen Saison aber nach einer neuen Nummer eins umsehen, denn Dortmund ist eben nur die zweite Heimat Tenkamps.

Simon Tenkamp wird ab dem Sommer nicht mehr bei BW Huckarde spielen.

Simon Tenkamp wird ab dem Sommer nicht mehr bei BW Huckarde spielen. © BW Huckarde

„Im Sommer ziehen meine Frau, meine neun Monate alte Tochter und ich nach Coesfeld“, erzählt Tenkamp. Dort hat der Lehrer, der momentan noch an einer Berufsschule in Recklinghausen unterrichtet, nicht nur eine neue Stelle gefunden, sondern auch die Möglichkeit, das Einfamilienhaus der Oma zu übernehmen.

„Das ist für die Lebensplanung optimal“, sagt Tenkamp, „und ein guter Zeitpunkt für diesen Schritt“. Von der neuen alten Heimat nach Dortmund zum Training zu pendeln, ist keine Option: „Das ist den Aufwand mit einer Stunde Fahrtzeit nicht wert.“

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In Coesfeld könne er sich aber durchaus vorstellen, wieder bei einem Bezirksligisten unterzukommen: „Bei einem Verein habe ich schon mal angefragt, das ist definitiv eine Option. Ein paar Jahre kann ich auf jeden Fall noch spielen.“ Alternativ kann sich der 31-Jährige auch die Arbeit als Jugendtrainer vorstellen.

„Vereinstreue ist in der Stadt nicht so ausgeprägt“

In seinen elf Jahren in Dortmund hat Tenkamp den Amateur-Fußball der Stadt bestens kennengelernt: Er selbst stand unter anderem bei Eintracht Dorstfeld und Dorstfeld 09 zwischen den Pfosten, ehe es zu Huckarde ging. Ihm, der in der Jugend im westlichen und ländlichen Münsterland spielte, fiel vor allem eines auf: „Die Vereinstreue ist in der Stadt nicht so ausgeprägt wie auf dem Land. Spielst du hier vielleicht mal in der Hinrunde weniger, dann ziehst du eben fünfzig Meter weiter zum nächsten Klub und versuchst es dort.“

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Ansonsten nimmt Tenkamp aber vor allem Positives aus seiner Zeit im Ruhrgebiet mit: „Eines der Highlights waren die Hallen-Stadtmeisterschaften. Das kannte ich in der Form gar nicht und das ist hier in Dortmund einfach einzigartig.“ In seiner Zeit bei Dorstfeld 09 stand er sogar einmal in der Endrunde: „In der Körnig-Halle vor so vielen Zuschauern – das werde ich nie vergessen.“

Tenkamp will mit Huckarde die Klasse halten

Den Draht zu seinen zahlreichen Weggefährten, da ist sich der Lehrer sicher, wird er auch in Zukunft nicht verlieren. „Ich werde bestimmt zwei oder drei Mal im Monat vorbeischauen“, kündigt Tenkamp an, dafür schätzt er die Dortmunder Zeit und Zeitgenossen zu sehr: „Die Menschen hier sind grundehrlich. Ich werde es auf jeden Fall vermissen, nach dem Training oder dem Spiel mit den Jungs bei einem Bier in der Kabine zu sitzen.“

Noch aber ist Tenkamp Dortmunder. Mit Blau-Weiß Huckarde, seiner ersten Station in der Bezirksliga, will er auf jeden Fall die Klasse halten. „Dazu haben wir die Qualität. Die Stimmung in der Mannschaft ist immer gut, alle trainieren auch jetzt regelmäßig zu Hause.“

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Als Feldspieler geht man dann laufen, absolviert Stabilisationsübungen. Und wie sieht das Torwarttraining in Einzelarbeit aus? „Ich gehe auch laufen, aber mir fehlen natürlich die Reflexübungen mit dem Ball“, berichtet Tenkamp, der aber eine Lösung gefunden hat: „Meine Tochter hat ein Bällebad, da werfen wir uns die Bälle zu und manchmal lande ich auch selbst drin.“

Wenn der Re-Start im Amateurfußball erfolgt, steht Simon Tenkamp also bereit. Einen Wunsch hat der Torwart noch in seiner letzten Saison in Dortmund: „Ich hoffe, dass wir im Sommer wieder alle zusammensitzen können, damit wir meinen Abschied auch gemeinsam feiern können.“

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