Vereinsheim-Wirt Uwe Rose hört bei Westfalia Huckarde auf Team fordert ihn in der Halle

„Die Leute haben immer Durst“
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Leicht fiel ihm der Abschied nicht. Und dann noch diese Gesänge, die auch in den Ohren vieler beeindruckter neutraler Fans nach Erfolgen Westfalia Huckardes während der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft nachhallten: „Uwe, mach‘s Vereinsheim auf!“

Der besungene Uwe Rose (58) wusste vor ein paar Tagen, dass er noch manche Biertulpe füllen musste. Westfalia Huckardes gute Seele aber hat den klaren Plan, kürzerzutreten. 16 Jahre war er Geschäftsführer des Bezirksligisten und Vize-Stadtmeisters, seit 2011 betrieb er das Vereinsheim.

Uwe Rose macht bei Westfalia Huckarde das Vereinsheim auf

Und ja, allen Gesängen zum Trotz: Jeder gönnt Uwe Rose den Teil-Ruhestand. Nur wenn es hinterm Tresen brennt, greift Rose eben doch noch zur Tulpe und zapft diese voll. Am Sonntag während des ersten Tests des Jahres seines einzigen Herzensvereins gegen den Westfalenligisten FC Brünninghausen (0:7) ist Uwe Rose tatsächlich nur Gast und Fan.

„Ja, dieses Lied“! Rose, der für Außenstehende erst ein wenig ernst wirkt, hat aber zwei Augen, die ihn verraten. Er hat nicht den Schalk im Nacken, sondern in den Augen. Humor hat er, Lachen kann er natürlich auch. „Sie haben das Lied so oft gesungen. Und ich habe das dann immer gerne auch gemacht.“

Im Vereinsheim von Westfalia Huckarde steht Uwe Rose am Zapfhahn.
Im Vereinsheim von Westfalia Huckarde steht Uwe Rose am Zapfhahn. © Stephan Schuetze

Obwohl schon nicht mehr offiziell im Amt, schloss Uwe Rose auch zur bislang letzten großen Party nach dem Stadtmeisterschaftsfinale das schmucke Vereinsheim samt Wintergarten auf.

Die Westfalia fuhr ihr gesamtes Repertoire, inklusive Gesangseinlage von Vorstandsmitglied Markus Gerstkamp, auf. Uwe Rose liebt diese Abende, aber er merkt eben auch, dass Einfach-nur-am-Platz-Sein auch erfüllt.

„Ich bin da ja damals nur daran gekommen, weil wir keinen hatten, der das Vereinsheim macht. Und dann habe ich das eben übernommen. Und mit der Zeit habe ich es richtig gerne gemacht. Nicht nur wegen unserer Partyabende. Wenn die Junioren mit ihren Eltern reinkommen, ist das schön.“ Und der Vereinsabend, der fast schon legendäre Huckarder Donnerstag, wurde unter Uwe Rose zur Marke.

Vereinsheim von Westfalia Huckarde als zweites Wohnzimmer

Das Vereinsheim ist sein zweites Wohnzimmer. Was wenig überrascht. Die ersten fünf Jahre seines Lebens wohnte Uwe Rose im Jungferntal. Dann zog die Familie nach Huckarde.

„Seit 41 Jahren bin ich Mitglied der Westfalia. Ich war im Laufe der Zeit Junioren- und Seniorenspieler, habe Juniorenteams trainiert. Dann war ich Sportlicher Leiter, habe die Alten Herren organisiert.“

Besonders gerne erinnert sich der leidenschaftliche Fußballer an seine aktive Zeit: „Ich hatte nicht das größte Talent, aber eine Menge Spaß. Ich war in der zweiten Mannschaft erst im Mittelfeld, dann der Libero. Wir waren ein tolles Team.“

Letzter Mann sagten sie früher über den Libero. Der letzte Mann war Uwe Rose auch oft im Klubhaus: Genauso wenig neu wie die Gesänge war das für ihn nicht.

Denn nicht ohne Grund haben sie ihn hinter den Tresen beordert: „Ich hatte mal eine Kneipe namens Cadillac in Huckarde. Daher war es auch kein Problem für mich, unser Vereinshaus jeden Tag zu öffnen. Die Leute haben ja immer Durst. Hier ist auch jeden Tag irgendwas.“

Doppelfunktion bei Westfalia Huckarde

Für Uwe Rose war die Doppelfunktion Geschäftsführer und Vereinswirt dann auch ein Fulltime-Job. „Westfalia ist mein Leben und damit auch mein Hobby. Und der Verein ist eine Familie. Einige Leute, die da gerade sitzen, sind schon über 50 Jahre im Verein.“

Natürlich kennt Uwe Rose jeden und jede: „Ich bin auch ein guter Zuhörer. Und wenn mir jemand etwas im Vertrauen erzählt, dann bleibt das unter uns. Dieses Vertrauen ehrt mich auch.“

Uwe Rose ist „ein guter Zuhörer“

Ein schöner Satz! Und der rührende Lohn folgte kurz vor den Feiertagen. Daniel Karunaratna aus der ersten Mannschaft ergriff das Wort: „Zwei Leute glauben, das sei heute hier eine gewöhnliche Weihnachtsfeier. Alle anderen 100 wissen, dass sie das nicht ist. Das ist unsere Abschiedsfeier für Uwe und Abi.“

Abi ist der in die Nähe von Osnabrück verzogene ehemalige Zweite Vorsitzende Abdulkhalek Al Abbasi. „Und dann hatte ich doch mal Pipi in den Augen.“

Sie hatten ihn vorher im Sommer, als er seinen Entschluss bekanntgegeben hatte, gefragt, ob alles okay sei, ob er andere Angebote hätte. „Da hätte kommen können, wer wollte. Woanders wäre ich nie hingegangen“, erzählt Uwe Rose. Und so kommt er als Zuschauer zum Platz, „der sein Pils hier trinkt und dabei dummes Zeug quatscht“.

Er sieht seine Westfalia in guten Händen: „Der allgemeine Trend des Vereins ist positiv. Natürlich war es ärgerlich, dass wir die vergangenen beiden Jahre nicht aufgestiegen sind. Mit einem gesunden Dustin Singh hätten wir es im Sommer gepackt.“ Bekanntlich hat sich das torgefährliche Huckarder Eigengewächs das Kreuzband zweimal gerissen.

Uwe Rose kommt nun als „einfacher“ Zuschauer zum Bahndamm in Huckarde.
Uwe Rose kommt nun als „einfacher“ Zuschauer zum Bahndamm in Huckarde. © Stephan Schuetze

Und für das, was ihn heute am Fußball stört, könne der Verein auch nichts: „Da kommen immer mehr bürokratische Hürden auf uns zu. Im Juniorenbereich gibt es mittlerweile Punktesysteme. Ein Trainer muss die B-Lizenz haben. Nur ist ein Lehrgang zeitaufwändig und kostet auch keine Kleinigkeit. Und daher sind wir trotz sportlicher Rettung abgestiegen.“

Ein Trainer sei zweimal mit seinen Jungs aufgestiegen. „Der muss ja etwas können, hat aber nur keine Lizenz. Ich finde es ja auch gut, dass wir auf geschulte Trainer setzen. Aber dieser Mann ist so engagiert, findet die Zeit aber nicht für den Lehrgang. Und die Jungs werden bestraft. Wir sind nicht Borussia Dortmund, aber so legt der Verband uns kleinen Vereinen Steine in den Weg.“

Westfalia Huckarde „bleibt mein Leben“

Klartext reden können Wirte in der Regel, aber der Abschied von Uwe Rose, der ja kein richtiger ist, soll dann doch versöhnlich ablaufen: „Nein, nein, ich bin immer unfassbar gerne hier. Und Westfalia bleibt mein Leben, nur etwas anders.“

Und wenn das Lied erklingt? „Dann muss ich eben doch noch mal ran.“ Uwe Rose lacht am Ende doch und sagt: „Aber nur ausnahmsweise!“

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