
Schöner als der Spruch „Wie der Herr, so’s Gescherr“ klingt die aus dem Englischen übersetzte Weisheit mit gleicher Aussageabsicht „Wie der Baum, so ist die Frucht“. Zwei Vereine, die früher keine Kinder von Traurigkeit waren, bewiesen jetzt, wie Kinder im Sport gar nicht erst traurig werden müssen.
TuS Eving-Lindenhorst und FC Merkur organisierten ihren ersten Hallencup für die jüngeren Nachwuchsjahrgänge. Und dieses Turnier war einfach wunderbar leicht. Und zwar, weil die Erwachsenen mit ihrem Verhalten und ihren Worten ein Klima schafften, in dem Kinder Kinder sein durften, die einfach Spaß am Fußball haben.
Anders als auf manchem Sportplatz, auf dem Trainer und Eltern in ihren Kindern werdende Messis sehen oder glauben, dass genau sie den Nachwuchs mit Druck dahin bringen. Auch Pöbeleien gegen Gegner, Schiedsrichter und sogar Spieler des eigenen Teams vermitteln den Kindern zu häufig, Sport bedeutet Böswilligkeit.
Dass es dann zwei Vereine sind, deren Familien aus sozial schwierigen Bereichen der Stadt kommen, die es schaffen, den echten Fußballgeist zu wecken, verdient noch mehr Respekt.
Und natürlich färbt es auf die Kinder ab, wenn Organisatoren und durch die Atmosphäre angesteckte Trainer und Eltern den Sport als sinnvolles Gemeinschaftserlebnis vermitteln. Spaß an der Bewegung, am Ball, und das mit Gleichaltrigen, das stand im Vordergrund. Durch die Halle schwebte ein Geist der Heiterkeit.
Kindersport ohne Leistungsdruck
Kindern spiegeln uns Erwachsene oft. Auch die Organisatoren und Helfer durften sich bestätigt fühlen, dass ihnen leuchtende Kinderaugen an den Ständen und sogar während der Spiele entgegenblickten.
Klar, das eine oder andere derbe Wort fiel auch beim Turnier mit so vielen Mannschaften. Und es darf ja, bis auf bei den Kleinsten, auch einen gewissen Wettbewerb geben. Aber es hallte nichts nach, weil keiner in diesem Klima Interesse an einer Streitspirale hatte.
Wenn wir dann im Kontrast dazu erleben, wie oft schon Juniorenteams und vor allem auch erwachsene Menschen durchdrehen, ist relativ klar, dass sie früher wohl nicht diesen Geist eines solchen Hallencups erleben durften oder viel zu selten. Und ganz klar: Erwachsene sollten sich ihres Vorbildcharakters bewusst sein. Ihr Vorleben übernehmen Kinder.
Jetzt mögen wieder diejenigen kommen, die sagen, Kinder können gar nicht früh genug den Leistungsgedanken lernen und müssen ans Verlieren gewöhnt sein. Aber bitte nicht im Kindersport, der für die Breite positiv besetzter Ausgleich sein sollte. Nein, Kinder brauchen keinen Erfolgszwang im Sport, um sich Respekt zu verdienen. Sie verweichlichen ohne Niederlagenfrust nicht. Im Übrigen machen sich die Kinder ihre Regeln ohnehin selber und gewinnen und verlieren dabei durchaus, aber ohne Konsequenzen seitens der Erwachsenen.
Kinder erleben durch solche tollen Turniere viel mehr, was wirklich wichtig für ihr Leben ist: Sich sicher und akzeptiert zu fühlen, wie sie sind. So werden zufriedene Menschen später auch erfolgreich werden.
Das alles verbietet ja nicht, besondere Leistungen auch im Sport zu belohnen. Das alles verbietet nicht, Talente, die selbstbestimmt ihren Erfolgsweg gehen wollen, zu fördern. Das alles verbietet nicht, ab einem gewissen Alter auch in Ligen zu spielen, weil Wettbewerb auch Spaß macht. Das Entscheidende ist, wie die Erwachsenen damit umgehen. Wenn es so ist wie Evinger und Merkuraner, tun auch vierte oder fünfte Plätze bei den älteren Kindern nicht weh.
Menschlichkeit steht über Protokoll
Aber in einer vermeintlichen Leistungsgesellschaft mögen kleine Kinder in den Augen der Eltern oder Trainer besonders lobenswert sein, wenn sie früh ehrgeizig sind und für einen Sieg auch verschiedene Grenzen überschreiten. Aber die Quittung kommt dann oft später im Leben. Die Psychiatrien dieser Republik sind nicht so voll, weil Kinder verweichlicht sind, sondern weil Menschen schon früh Erwartungshaltungen anderer und dann auch den eigenen nicht gerecht werden können. Das prägt.
Ein Kind, dessen Team nur eine Urkunde erhielt, sah beim Turnier, dass es Medaillen nur in anderen Altersklassen gab. Ein Trainer schilderte die Traurigkeit des Jungen. Der Cheforganisator wich vom Protokoll ab und händigte eine Medaille einfach an das glückliche Kind aus.
Eine Medaille des Dankes hätten auch TuS Eving-Lindenhorst und FC Merkur verdient für den neuen Zusammenschluss im Sinne von mehr Menschlichkeit im Sport und der Gesellschaft. Auch sie werden in Zukunft mal mit Problemen in den eigenen Reihen konfrontiert werden. Aber diese Kooperation bleibt doch ein bewundernswerter Ansatz. Beide Vereine machen Mut, dass ihr Vorleben von Partnerschaft, Freundschaft und Fußballfreude abfärbt und den Weg für eine Generation mit Sportsgeist sogar aus problematischen Stadtvierteln ebnet.
Eving-Nordstadt-Turnier wird zum großem Erfolg: Frühere Rivalen sorgen für bemerkenswerten Rahmen
Hallenstadtmeisterschaft wird noch größer: Es gibt einen Extra-Spieltag vor Weihnachten
Dortmunder Nord-Klubs erfinden neues Turnier: Teams aus Wuppertal und Krefeld sind dabei