Als die Fans vom VfL Kemminghausen Tuna Kayabasi beim Bezirksliga-Derby an der Mendesportanlage sahen, brodelte direkt die Gerüchteküche. Im schwarzen Wintermantel seines aktuellen Arbeitgebers Türkspor Dortmund und mit einer schwarzen Wollmütze lief der Sportdirektor des Regionalligisten an diesem kalten Novembernachmittag nervös um den Kunstrasenplatz. Immer wieder gesellte er sich zur Bank des VfL Kemminghausen, wo er zuletzt als Sportlicher Leiter tätig war.
Kayabasi konnte nicht still sitzen, die Anspannung war zu groß – und am Ende überwog die Erleichterung: Kemminghausen feierte in der Bezirksliga 8 mit dem 1:0 gegen Osmanlispor Dortmund den ersten Sieg nach acht langen Monaten.
Rücktritt von Yasin Yanik rüttelt VfL Kemminghausen wach
Die Vorzeichen für das Bezirksliga-Derby waren alles andere als ideal: Unter der Woche hatten sich sowohl Cheftrainer Yasin Yanik als auch sein Co-Trainer Ertugrul Bicakci überraschend zurückgezogen. Ein drastischer Schritt, der offenbar genau das bewirkte, was er bewirken sollte – die Mannschaft wachzurütteln. „Yasin hat sich für den Verein geopfert. Er wollte, dass die Jungs endlich wieder Gas geben“, erklärte Kayabasi nach dem Spiel.
Der langjährige Trainer hinterlässt ein Vakuum. Eine dauerhafte Lösung für die Trainerposition gibt es noch nicht, und so stand die Mannschaft quasi auf sich allein gestellt auf dem Platz – und zeigte genau die Reaktion, die sich alle erhofft hatten.
Kayabasi, der Kemminghausen auch nach seinem Wechsel zu Türkspor eng verbunden bleibt, zeigte sich erleichtert über die Leistung. „Wenn wir ein Spiel in dieser Saison gewinnen können, dann dieses“, sagte er und deutete auf die enge Verbindung zwischen den beiden Vereinen. Schließlich hatte er als Sportlicher Leiter beim VfL dafür gesorgt, dass einige Spieler von Osmanlispor zum Nachbarn wechselten.
Tuna Kayabasi berät den VfL Kemminghausen
Obwohl Kayabasi mittlerweile in einer anderen sportlichen Liga arbeitet, kann er seinem alten Verein nicht völlig den Rücken kehren: „Mein Herz hängt noch an Kemminghausen. Als Yasin am Donnerstag aufgehört hat, habe ich dem Vorstand gesagt, dass ich, bevor der Verein kaputtgeht, helfen kann – mit meinen Kontakten oder indem ich mit den Jungs spreche.“
Eine Rückkehr in offizieller Funktion käme für Kayabasi jedoch nicht infrage. „Ich fühle mich da sehr wohl. Das ist eine andere Dimension jetzt bei Türkspor“, sagt der TSD-Sportdirektor.
Trotzdem war sein Engagement am Rande des Spiels deutlich zu spüren. „Ich laufe lieber Runden, weil ich zu nervös bin, stillzustehen“, gab Kayabasi zu. Dabei wurde auch die eine oder andere Zigarette am Spielfeldrand fällig – ein seltener, aber authentischer Moment, der Kayabasis Nähe zu seinem alten Verein unterstrich.