Ein Dortmunder Fußballtrainer hat seinen Urlaub für den Hecker-Cup unterbrochen. © Stephan Schütze
Hecker-Cup
Trainer unterbricht den Urlaub und fährt 11 Stunden, um beim Hecker-Cup dabei zu sein
Ein Dortmunder Trainer hat für das Spiel seines Teams seinen Urlaub unterbrochen und ist 11 Stunden nach Dortmund gereist, um bei der Viertelfinal-Partie mit dabei zu sein. Happy End inklusive.
Auf einen Werbeslogan schloss sich oft eine Frage an: „Die Bahn kommt!“ Die Reisenden dachten dann oft: „Wann denn?“ Im Falle eines Dortmunder Trainers fiel die Antwort wie gewünscht aus: „Pünktlich!“ Denn er schaffte es trotz elf Stunden im Zug aus Polen rechtzeitig ins Aplerbecker Waldstadion. Er hätte auch etwas verpasst. Denn sein Team sorgte für eine Überraschung, für die eigenen Fans ein absolutes Vorbereitungs-Highlight. Für die werte Gattin, die im Urlaub nun auf ihren Mann verzichten muss, war das ein schwacher Trost.
„Hoffentlich ist das Ergebnis Schadensbegrenzung“
Sebastian Tyrala (33), in Racibórz geborener Deutsch-Pole, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, eine offenbar emotionale private Gegenwart und einen Job, der für die Zukunft viel Gutes verheißt. Der ehemalige BVB-Profi, der 2005 als Nachwuchsspieler des Jahres die Fritz-Walter-Medaille erhielt, berichtet von einer ob der Heimreise nach Dortmund wenig begeisterten Ehefrau Judith.
„Hoffentlich ist das Ergebnis heute Schadensbegrenzung“, sagte ein bestens aufgelegter Tyrala nach dem Paukenschlag, dem 4:0 von Landesligist Türkspor Dortmund gegen den Westfalenligisten TuS Bövinghausen. Im Übrigen wird er seine Gattin bald wieder in die Arme schließen. Vielleicht bringt er ihr Blumen mit. Dann wird das Donnerwetter bestimmt ausbleiben.
Die Mannschaft hatte ihren Coach am Hauptbahnhof nicht mit Blumen empfangen, sondern wartete im Waldstadion auf ihn. Sie blühte dafür im Duell der hochgerüsteten Teams beim Hecker-Cup richtig auf, was schöner als ein großer Strauß für ihn war. Ohne viele Stammspieler war Türkspor mit einem 0:3 gegen den Westfalenligisten FC Brünninghausen ins Turnier gestartet, es folgte ein deutliches 5:0 gegen Mit-Landesligist SV Brackel 06. Schon da war richtig Qualität auf dem Platz. Youssef Yesilmen aus der 2. türkischen Liga oder Marcel Reichwein, als spielender Co-Trainer Tyralas rechte Hand auf dem Platz, setzten erste Ausrufezeichen. Das klang schon gut in des Noch-Urlaubers Tyralas Ohren, zumindest besser als die liebevolle „Standpauke“ seiner Frau.
Aber der Trainer wollte dann eben mit eigenen Augen sehen, was seine Jungs zu leisten imstande sind. Und das war ihm dann auch elf Stunden im Zug wert. Ja, die Strapazen haben sich gelohnt. Das Verständnis seiner Frau sei daher nun auch größer. Also schlug sein Team zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sorgte für Frieden im Hause Tyrala und für ihr eigenes Weiterkommen. Viel war erwartet worden von den vermeintlichen Überfliegern aus Westfalenliga (TuS) und Landesliga (TSD). Dem wurden sie zunächst nicht gerecht.
Nach anfänglicher Langeweile legte TSD dann aber mal so richtig los. Zwei berechtigte Elfmeter brachten die Manne aus dem Dortmunder Norden in Führung, Florian Juka setzte einen drauf. Und als wäre das nicht genug, erzielte Marcel Reichwein nach der Pause ein wunderbares Tor aus der Distanz. Kleiner Tipp an Tyrala: Vielleicht schickt er seiner Frau das Video. Es dürfte auch ihre Stimmung schon vor dem Wiedersehen verbessern. Es wäre ein Vorbote des Versöhnungsstraußes, denn das Tor fiel wirklich in die Gattung Vergissmeinnicht.
Sebastian Tyrala nahm den weiten Weg für sein Team auf sich. © Stephan Schütze
4:0, und die Türksporfans auf der Tribüne vor dem Schwerter Wald, in dem mittlerweile nach einigen Turnierspielen von allen Teams viele quergeschlagene Bälle liegen dürften, kamen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Aus dem verhaltenen Spiel war längst ein Highlight für sie geworden. Tyrala lobte dann auch die „positive Aggressivität“ seiner Mannschaft, mit der sie den TuS zu Fehlern gezwungen habe. Dabei habe sich seine Mannschaft nach den Gruppenspielen gar nicht auf dieses brisante Duell vorbereiten können. „Wir hatten kein Training, wussten auch erst seit Sonntag, wer unser Gegner im Viertelfinale sein würde. Wir müssen aber auch mal zwischendurch etwas regenerieren. Einige kommen ja auch gerade erst zurück – wie ich.“
Halbfinale gegen Holzwickede
Offenbar wusste TSD aber, was nach dem ersten Abtasten notwendig war, um den Gegner, bei dem einige alte Bekannte kickten, in die Bredouille zu bringen. Und so schaffte es Türkspor ins Halbfinale am Freitag (19.30 Uhr) gegen den Oberligisten Holzwickeder SC – ein Team aus der Liga, in die Bövinghausen will. Da ist wohl wieder die angemessene Aggressivität eher das probate Mittel als blumige Grüße an den Gegner.
Sollte Tyrala, der die Geschichte seiner vermeintlich enttäuschten Frau natürlich mit einem Augenzwinkern erzählt hatte, dann ihr tatsächlich Blumen schenken, könnte er bei gutem Verlauf diese sogar in einer Vase überreichen. Wer hat wohl schon Blumen im Hecker-Cup erhalten? Frau Tyrala wäre jedenfalls wieder ganz im Mittelpunkt des liebevollen Ehemannes Sebastian – und sogar auch des fokussierten Fußballtrainers Sebastian Tyrala.
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