Trainer eines Dortmunder Bezirksligisten weiß nicht weiter „Ich bin hilflos“

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Die Zeiten, in denen harte, kompromisslose Fußballer einem oberflächlichen Idealbild entsprachen und Zweifel oder Fehler einfach nur als Schwäche galten, sind glücklicherweise vorbei. Da sagte ein Spielertrainer eines Bezirksligisten nach einer 0:7-Niederlage: „Ich bin hilflos.“ Und mit dieser offen geäußerten Erkenntnis wurde er zur großen Hilfe seines Klubs für sich selbst.

Deniz Bozkurt (33) wusste nach der 0:7-Klatsche seines VfL Kemminghausen gegen den VfR Sölde vor zehn Tagen nicht mehr weiter. „Ich habe mich gefragt: Was willst du eigentlich sein? Ein guter Spieler, der seine Qualitäten auf dem Platz zeigt? Oder ein Trainer, der seiner Mannschaft mit Beobachtungen und klugen Ratschlägen hilft?“

Beides, merkte der Sechser gegen den VfR, ging in seinem Fall nicht. „Während der ersten Spiele, als wir erfolgreich waren, reichte es so. Dann kam ja auch Fabian Kolodzick nach seinem Urlaub wieder. Aber spätestens gegen Sölde war mir jetzt klar, dass ich so dem VfL in keiner von beiden Funktionen eine Hilfe war.“

Bozkurt merkte schon während der Partie, dass nichts so war, wie es sein sollte. „Ich hätte mich von außen mit zehn andere beschäftigen müssen. Das habe ich auf dem Feld nicht geschafft, weil ich mit mir selbst beschäftigt war. Ich war selbst überhaupt nicht gut.“

Nicht ohne Grund sollen sich bei Turbulenzen im Flugzeug potenzielle Helfer zunächst selbst erst anschnallen und die Atemmaske überstülpen. Denn nur wer selbst stabil ist, hat die volle Kraft und Ruhe, um anderen zu helfen. So muss sich Bozkurt auch gefühlt haben.

Ohne höchst unangenehme Turbulenzen im Flugzeug kleinreden zu wollen: Turbulent spielt der VfL auch, was sich in torreichen Ergebnissen widerspiegelte. Das gipfelte in einem missratenen Auftritt gegen die Sölder, als es zur Pause 0:3 stand. Was der VfL hinbekam, waren drei gelbe Karten. „Das ist auch so ein Indiz. Ich hatte während meiner ganzen Laufbahn kaum Verwarnungen wegen Meckerns, in dieser Saison schon drei. Die Jungs und ich verlieren dann den Blick aufs Wesentliche, zumal das Wesentliche als Trainer eben auch die anderen Jungs sind.“

Kemminghausen reflektiert

Hinterher gönnte sich der hilflose Deniz Bozkurt eine ehrliche Selbstreflexion. „Ich hatte gegen Sölde einfach fünf Spieler ausgewechselt, was aber in keiner Weise Erfolg brachte. Ich war in meinen Gedanken einfach nicht mehr klar.“ So konnte es nicht weitergehen, denn neben dem Verein musste sich Bozkurt ja auch selbst schützen. Gut, dass der heutige Fußball ihm das gestattet.

Nicht, dass die Rote Karte in diesem Spiel gegen Fabian Kolodzick den Tageseindruck verbesserte. Bozkurt aber gewinnt ihr Gutes ab: „Auch er hat sich wie ich zu einer Meckerei hinreißen lassen, weil er unzufrieden mit allem war. Aber Fabian ist jetzt sechs Wochen gesperrt und kann mit seinem Wissen und seiner Erfahrung uns gezielt von außen helfen, während ich nur spiele.“

Und siehe da: Beim SSV Mühlhausen-Uelzen klappte vieles trotz der vier Gegentore besser. „Wir hatten zwischendurch einen 0:2-Rückstand gedreht, dann nach dem 5:2 zwei Gegentore kassiert. Da wurde es noch etwas wacklig, aber im Endeffekt ging das 6:4 klar“, erkannte der Nur-Noch-Führungsspieler auf der Sechs.“

So soll es bis zum Winter weitergehen. „Jetzt steht erst einmal das Evinger Derby gegen Selimiye Spor an, das wir unbedingt gewinnen wollen. Und dann verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass unser fleißiger Sportlicher Leiter Tuna Kayabasi schon Pläne hat, dass wir neben und auf dem Platz noch besser aufgestellt sind.“

Bozkurt möchte dem Verein gerne weiter dabei helfen – allerdings ohne wieder hilflos sein zu müssen.

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