Schürens Sportlicher Leiter Aslan über Kalpakidis-Aus "Gab klare Signale aus der Mannschaft"

Schürens Sportlicher Leiter Mehmet Aslan schlägt zurück: "das"
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Keine Atempause für Mehmet Aslan (38)! Den Brückentag verbrachte er im Meeting, danach ging es zur Familie. Und sollte er mal kurz durchschnaufen wollen, ruft jemand vom BSV Schüren an. Oder von den Medien. Der Sportliche Leiter des BSV zeigte sich am Tag nach der Entlassung von Dimitrios Kalpakidis dann auch nicht komplett unbeeindruckt vom Geschehenen.

Mehmet Aslan, sind Sie froh, dass die Kuh vom Eis ist? Völlig unvorbereitet waren Sie ja nicht. Schließlich stand der Name des Nachfolgers sofort fest. Oder sind Sie doch eher traurig, weil Ihr ehemaliger Mannschaftskamerad gehen musste

Ein bisschen von allem. Ich finde es schade wegen Dimi. Wir kennen uns in der Tat schon sehr lange. Und es wäre völlig falsch, jetzt zu sagen, dass alles unter ihm schlecht war. Auf der anderen Seite wäre es für keinen gut gewesen, hätten wir die Situation noch länger durchgezogen.

Wäre Kalpakidis noch Trainer, hätte Schüren gegen Neheim gewonnen? Jonas Acquistapace gab sich nach seiner Einwechslung für seine Verhältnisse schon sehr lautstark.

Ja, aber ich fürchte, das hätte die Entwicklung nur verzögert. Ihrem Hinweis auf Jonas möchte ich widersprechen. Er hatte schon immer klar dirigiert. Vielleicht haben Sie ja diesmal besonders aufmerksam hingehört.

Es lag ja auch schon etwas in der Luft wegen der Vorgeschichte mit den Texten in unserem Medium. Aber dazu gerne später… Mit einem Tag Abstand und ein wenig Zeit, alles etwas zu sortieren: Warum ist es gekommen, wie es gekommen ist?

Erstens ist Fußball ein Ergebnissport. Dann haben wir auch beobachtet, wie die Sprache und die Körpersprache zwischen Trainer und Mannschaft aussah. Dimi hatte öffentlich erst die Führungsspieler in die Pflicht genommen, dann die Qualität anderer Jungs angezweifelt. Da sind wir ja schon bei den Artikeln, die ich nicht so stehen lassen konnte. Dimis Kritik förderte die Motivation nun mal nicht. Und ja: Uns haben auch klare Signale aus der Mannschaft erreicht, dass es so nicht mehr funktionierte.

Der Anfang vom Ende eines Trainers…

Es war ja nicht so, dass sich die Spieler bei uns ständig ausgeweint haben. Aber wir verschließen auch die Augen nicht vor Dingen, die wir bereits geahnt hatten. Dann aber sind eben auch Ergebnisse der beste Gradmesser, was an allem dran ist. Und die stimmten nicht mehr.

Das alles ging doch verdammt schnell, zumal Dimi Kalpakidis während seiner ersten Amtszeit sehr lange in Schüren war. Ist es so wie in vielen Beziehungen: Wenn du zurückkehrst, ist es nicht mehr wie früher?

Jede Rückkehr ist anders. Das ist keine prinzipielle Geschichte. Es gab doch gute Gründe, es zu versuchen. Dimi hatte sich weiterentwickelt. Gerade zuletzt in Sodingen hatte er gezeigt, wie sehr er Mannschaften begeistern kann, Wir-Gefühle fördern kann. Wir hatten früher in Schüren tolle Zeiten mit Riesen-Erfolgen.

Nicht trotz Dimi, sondern mit Dimi?

Ganz genau! Er hatte mit seiner fußballbegeisterten Art maßgeblichen Erfolg daran. Und auch in dieser Saison gab es einige Momente, in denen das so lief, wie wir uns das gewünscht hatten.

Ganz klar haben sich auch die Fußballer verändert. Was bedeutet das für Sie als Verantwortliche?

Wir können nicht sagen: Früher war alles besser, nur weil wir immer alles machten, wie die Trainer es wollten. Heute hinterfragen sie viel mehr. Wir müssen viel mehr mit den jungen Leuten reden, sie anders fordern und fördern. Es ist doch auch gut, dass da nicht nur Befehlsempfänger rumlaufen. Das soll umgekehrt aber auch keine Entschuldigung für nachlässiges Arbeiten sein. Wir haben ja ganz klar gesagt, dass mit Dimis Abschied die Alibis der Spieler der Vergangenheit angehören. Wir beobachten schon sehr genau, wer mitzieht.

Was hat Jonas Acquistapace, was Dimitrios Kalpakidis nicht hat?

So würde ich da nicht herangehen. Die Situation war die, dass wir einen äußerst erfahrenen, anerkannten und innerhalb der Mannschaft respektierten Spieler hatten. Ihn als Führungsspieler zu binden, war schon vergangene Saison unser Ziel. Das hat ja nur bedingt geklappt, da Jonas wegen seiner Familie bewusst nur noch für Notfälle zur Verfügung stehen wollte. Die Verletzungen und beruflichen Verpflichtungen der Spieler, für die Dimi nun wirklich nichts kann, haben Jonas doch wieder öfter in die Nähe der Mannschaft gebracht. Für den Worst Case, den schlimmsten Fall, hatten wir Jonas gefragt, ob er sogar mehr Verantwortung übernehmen könnte. Dass es zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr passte, hatte sich leider schon abgezeichnet. Und Jonas hat den Trainerschein gemacht und hätte in Zukunft auch mal als Trainer arbeiten wollen. Wir sind uns sicher, dass Jonas nicht nur der Feuerwehrmann ist, sondern dass er mit dieser Mannschaft Fortschritte machen möchte.

Warum haben Sie dann nicht vorher reagiert?

Weil wir Dimi nie so schnell um seine Chance bringen wollten, weil wir daran geglaubt hatten, dass er wieder neue Begeisterung entfachen könnte. Dimi ist keiner, der aufgibt. Und es ist ja auch nicht so, dass uns das Wasser in der Tabelle so bis zum Hals steht, dass wir fast chancenlos sind. Wir hätten jederzeit mit einer kleinen Serie klettern können. Aber letztendlich müssen wir jede Entscheidung im Sinne des Vereinswohls fällen.

Jonas Acquistapace erklärte, bald sei wieder Schluss für ihn. Wie gehen Sie damit um?

Erst einmal sind wir dankbar, dass er es macht. Wenn es privat und beruflich für ihn läuft, ist er bestimmt später wieder ein sehr guter Ansprechpartner für uns. Aber er setzt da eben jetzt Prioritäten. Und natürlich ist es unsere Pflicht, auch da an den Verein zu denken. Wir suchen jetzt einen Mann, der zu uns passt, der vielleicht ja sogar mit Jonas zusammenarbeiten kann.

Peter Seifert, Ihr Vorsitzender, hatte am Rande des Neheim-Spiels verraten, dass der BSV das tut, was Kalpakidis lautstark gefordert hatte: Neue verpflichten. Hatte Ihr Ex-Trainer also doch ein bisschen recht?

Wir haben immer gute Spieler beobachtet. Und jetzt kommen ein Spieler, der zuletzt in der Türkei war, und ein ukrainischer Flüchtling dazu, die uns garantiert weiterhelfen. Es ist ja nicht so, dass wir uns neuen Spielern gegenüber verschließen. Aber wir wollen schon mit dieser Mannschaft Erfolge haben.

Kehrt jetzt die gute Stimmung nach Schüren zurück?

Das wünschen wir uns: Wir wollen doch alle Spaß haben, wenn wir uns treffen. Und Spaß kommt noch schneller, wenn die Ergebnisse stimmen.

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