Einer der besten Torhüter in Dortmund, jetzt auf der Bank in Bochum - wie kann das sein?

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Einer der besten Torhüter in Dortmund, jetzt auf der Bank in Bochum - wie kann das sein?

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Oliver Roll gehörte zu den besten Torhütern in ganz Dortmund in den vergangenen Jahren, brachte Jahr für Jahr Leistung. Jetzt sitzt er in Bochum auf der Bank. Was ist da passiert?

Dortmund

, 07.11.2019, 07:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es sollte einfach mal eine Veränderung her. Einfach mal rauskommen aus der Komfortzone, etwas anderes erleben. Nach knapp sieben Jahren beim gleichen Verein, kam im Sommer die Zeit dafür.

Es ging in ein neues Umfeld, ab nach Bochum

Oliver Roll entschied sich für einen Wechsel. Weg vom Kirchhörder SC, seiner persönlichen Komfortzone, hin zu Concordia Wiemelhausen, ab nach Bochum, in ein neues Umfeld. Während es für den Kirchhörder SC eine Liga tiefer ging, blieb Roll der Westfalenliga erhalten.

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Eigentlich, so gab es der Verein im Sommer bekannt, sei man sich über eine weitere Zusammenarbeit über den Sommer hinaus einig gewesen, bis Roll sich doch für den Wechsel nach Bochum entschied. „Aus meiner Sicht war es ein Missverständnis“, erzählt Roll, „Ich hatte mir die Möglichkeit offen gehalten, noch mal was zu ändern.“

Das tat Roll. In Kirchhörde hat man ihm dabei keine Steine in den Weg gelegt, eine leichte Prise der Enttäuschung war aber zu spüren. „Ich kann die Enttäuschung verstehen“, sagt Roll, ist dem Verein aber vor allem für die sieben Jahre dankbar, die er dort verbrachte: „Ich habe dem Verein viel zu verdanken, war sieben Jahre dort. In jungen Jahren hat mir der Verein die Möglichkeit gegeben Landes- und Westfalenliga zu spielen.“

Roll hat viel erlebt mit dem Kirchhörder SC, war dort Führungsspieler, Stammkraft, eine Persönlichkeit im Dortmunder Fußballraum. „Der Verein hat immer an mir festgehalten“, erklärt Roll.

Das hat Eindruck hinterlassen bei der Konkurrenz. Concordia Wiemelhausen meldete sich, zeigte Interesse. Roll erzählt, dass es von Anfang gepasst hat mit dem Westfalenligisten. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass sein Teamkollege Markus Scherff ebenfalls nach Bochum wechselte. „Das war nicht ausschlaggebend. Es war meine Entscheidung und es passte“, erzählt Roll.

Abstieg aus der Westfalenliga und Roll kann nichts tun

Roll hat sich von Anfang an wohlgefühlt in Bochum, war ab dem Trainingsauftakt im Sommer wieder voll im Training. Denn zuvor fehlte der Torwart verletzt. Im März zog er sich im Spiel gegen den RSV Meinerzhagen eine Schulterverletzung zu, musste zusehen, wie sein Verein, der Kirchhörder SC, aus der Westfalenliga abstieg und er nichts mehr dagegen tun konnte.

Der Körper von Roll hatte im März, so beschreibt er es, im Schulterbereich eine Schutzspannung aufgebaut, das Schulterblatt war angeknackst. An Training und Spiele war für ihn in dieser Zeit nicht zu denken. Roll war erst wieder komplett fit und einsatzbereit, als er bei seinem neuen Verein in die Vorbereitung einstieg.

Dort funktionierte es von Beginn an. Der Polizist trainierte voll mit, war zu Beginn gesetzt. Roll spielte die erste Runde im Westfalenpokal (2:0-Sieg gegen den SC Drolshagen) und auch das erste Meisterschaftsspiel in der Westfalenliga (2:3-Niederlage gegen SG Finnentrop/Bamenohl).

Eine erneute Verletzung bremst Roll aus

Doch bei seinem ersten Westfalenliga-Einsatz für seinen neuen Verein verletzte sich Roll wieder. Erneut an der Schulter: Zwei Muskelbündel waren eingerissen. Das war im August. Seit drei Wochen ist Roll nun wieder im Training. „Bei 100 Prozent bin ich auch keinen Fall. Ich muss insgesamt wieder fit werden“, erklärt er.

Roll war während seiner Verletzungszeit drei bis vier Mal die Woche beim Physio, hatte viele Wärmetherapien, doch die Verletzung ging ihm nicht aus dem Kopf: „Das hat mich so gewundert, dass ich die Vorbereitung ganz normal trainieren konnte.“ Dort hatte er überhaupt keine Probleme mit der Schulter, ehe es im zweiten Spiel wieder eine Verletzung gab.

„Das geht auch nicht aus meinem Kopf heraus, wie das passieren konnte“, beschreibt er seine Gefühlslage. Gerade die Schulter, die so elementar für ihn ist als Torwart.

Den Stammplatz, den er sich zu Beginn erarbeitet hatte, ist nun erst mal futsch. Roll sitzt nun auf der Bank, muss sich hinter Thorben Schmidt anstellen, der im Tor steht.

Sein Trainer Jürgen Heipertz hat trotzdem nur positive Worte für Roll übrig. „Im Prinzip macht er sich richtig gut, ist total verbissen im Training, charakterlich eine absolute Bereicherung“, sagt sein Trainer über Roll. „Es waren die besten Vorraussetzungen, die er hatte. Wenn da nicht die Verletzung...“, fängt Heipertz den Satz an, schwenkt dann aber um: „Das ist ein offener Zweikampf. Wir wollen Olli auch spielen lassen.“

Am Sonntag sollte Roll spielen, wäre da nicht...

Kommenden Sonntag gegen den FC Iserlohn hätte er die Möglichkeit dazu gehabt, Heipertz wollte Roll spielen lassen, ihm die Chance geben, sich zu beweisen. Roll musste absagen, er hat am Sonntag Schicht auf der Wache in Hagen. Konkurrent Schmidt wird im Tor stehen, kann Pluspunkte für sich sammeln.

Roll gibt sich diplomatisch: „Mein Konkurrent macht es einfach sehr gut. Er spielt echt solide für das Alter, hat sich keine Böcke geleistet, hat es verdient zu spielen.“

Kollegiale Worte von Roll an seinen 22-jährigen Konkurrenten im Tor. Doch Roll weiß selbst, dass es sehr schnell gehen kann, er schnell wieder in das Tor rutschen könnte. „Es ist sehr schnelllebig“, sagt er. „Ein ganz klarer Zweikampf, was für mich völlig okay ist.“

Roll beschäftigt sich mit dem Kirchhörder SC

Roll kennt die Situation nämlich, er mag den Konkurrenzkampf. Diesen hatte er bei Kirchhörde auch, gemeinsam mit Andreas Lichtner. Mit diesem hat er auch immer noch Kontakt, bekommt Informationen, wie es in Kirchhörde läuft. „Ich würde mir wünschen, dass die da oben dran bleiben“, sagt Roll.

Er wisse zwar, um die stärke von Konkurrent und Tabellenführer Wacker Obercastrop in der Landesliga, aber er traue seiner alten Mannschaft einiges zu. „Ich finde es beeindruckend, was in Kirchhörde passiert mit den ganzen jungen Spielern“, sagt er. „Es freut mich, dass es dort wieder so gut läuft.“

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