Sein Name ist noch heute in aller Munde. Der Nachname schon alleine wegen seines Neffens Daniel, der als Sportlicher Leiter und Interims-Trainer einen Traditionsverein vor dem Abstieg bewahrte.
Die älteren Fußballfreunde aber verbinden mit dem Nachnamen Nilkowski eine ganz besondere Spezialität. Oder besser: Es war eine Gleichung: Freistoß+Nilkowski=Tor.
Liebe Freistoßexperten von heute, Ihr seid gut, aber keiner hatte die Torgarantie wie Thorsten Nilkowski (50). Ob tolle Schützen wie Türkspors Ömer Akman, Aplerbecks Lars Warschewski oder zuletzt der Sölder Patrick Johann – Thorsten Nilkowski verwandelte seine Freistöße in einer anderen Dimension.
Wenn er sich den Ball zurechtlegte, wussten die Gegner: Nur ein Wunder kann uns helfen. Und einen Trick dabei? „Den gab es nicht“, verrät Nilkowski und schickt seine einnehmende Lache hinterher. „Es gab auch keine Paradedistanz. Aus 30 Metern habe ich die Bälle reingeflext, aus 16 Metern eher gezirkelt. Aber ich möchte auch gleich dazufügen, dass nicht jeder Schuss ein Treffer war.“
Beste Zeit bei Arminia Marten
Aber fast! Von 17 bis 37 spielte er auf damals höchstem Amateurniveau. „Die schönste Zeit hatte ich mit Arminia Marten. Das war alles ganz anders als heute. Wenn Jörg Heitmann, Dennis Heimann, Christoph Foitzik und wie sie alle hießen, nach dem Spiel Brand hatten, sind wir auch schon mal direkt vom Platz zur Arbeit.“
Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Für die Arminen von damals kein Problem. Als der damals, als Marten 2010 in die Landesliga aufstieg, noch junge Dennis Rensmann über die Granden dieser Zeit sprach, klang das an einem Dienstag nach dem Aufstieg so: „Sie haben mich angerufen, ob ich komme. Als ich fragte, ob sie schon wieder auf der Piste seien, antworten sie mit: Nein, noch.“

Nilkowski widmete sich danach der Trainertätigkeit, wofür er heute aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr hat. Er ist selbstständig und hat ein Schadstoff-Sanierungsunternehmen.
„Wenn wir schon beim Thema sind: Ich suche händeringend neue, zuverlässige Mitarbeiter. Sie müssen nicht mal bei einem Verein spielen“, scherzt er. So war es eben früher häufig: Wenn du in meinem Klub spielst, erhältst du einen Job. Nilkowski aber sucht ernsthaft neue Leute.
Arminia Bielefeld meldet sich
Der Unternehmer von heute und Amateurfußballer von damals durch und durch spricht mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit über die damalige Zeit: „Da soll mir doch keiner von den guten Leuten erzählen, er hätte das Geld nicht gerne mitgenommen. Wenn ich heute höre, es gibt da und da nichts, glaube ich das nicht.“
Und doch widerstand der junge Nilkowski allen Verlockungen. „Arminia Bielefelds Thomas von Heesen hatte mal angefragt, auch damals gute Namen wie Wanne-Eickel. Ich bin aber doch lieber bei meinen Kumpels geblieben, weil ich mir auch eine berufliche Existenz aufbauen wollte. Aber von unserem Gehalt blieb ja auch immer was in der Vereinskneipe.“
Heimatverein SG Lütgendortmund
Zielwasser musste Thorsten Nilkowski nie trinken. Er traf einfach. „Die Trainer damals, schon der in der A-Jugend bei meinem Heimatverein SG Lütgendortmund, hatten immer größte Sorge, wenn ich kalt vor dem Training auf den Platz gegangen bin und einfach Freistöße geschossen hatte. Ich wollte lieber schießen, aber ohne laufen. Und bei mir ist nie etwas gerissen.“
Und so schoss sich der junge Nilkowski in der Hitliste Dortmunds bester Freistoßschützen ganz weit nach oben. Wie viele es waren, weiß der Spezialist nicht mehr. Auf eine dreistellige Toranzahl in 20 Jahren aber kommt er locker.
Nilkowski war aber auch wegen seiner spielerischen und kämpferischen Fähigkeiten, gepaart mit seiner witzigen Art, einer der bekanntesten Fußballer seiner Zeit. Typen wie ihn gibt es höchstens noch äußerst selten.
Vergessen aber werden viele ihn nicht so schnell: „Mich rufen aber heute immer noch Nachwuchstrainer an, ob ich mit denen Freistöße einstudieren kann. Was soll ich denen sagen? Ich habe immer einfach geschossen. Immer, wenn ich einen Ball hatte, habe ich draufgehalten. Da habe ich gar nicht groß wegen Technik überlegt. Ich sage einfach: schießen, schießen, schießen.“

Auf den Fußballplätzen im Dortmunder Westen eilt Nilkowskis markante Stimme ihm voraus, wenn er alte Freunde begrüßt. „Jeden Sonntag bin ich irgendwo. Öfter habe ich Daniel mal besucht. Als er kürzlich anrief, bin ich drangegangen und habe gesagt: Ich mache es nicht. Er fragte dann: Was meinst du? Ich wusste ja, dass Blau-Weiß einen Trainer sucht. Aber ich hätte es wirklich nicht geschafft und bin mir sicher, dass Dennis Rensmann genau der Richtige ist.“
Das Verhältnis der Nilkowskis könnte untereinander nicht besser sein: „Ich habe auch großen Respekt, wie Daniel Blau-Weiß in der Bezirksliga auf Kurs bringt. Wir waren zuletzt gemeinsam zusammen auf der Kirmes und haben uns einen getrunken. Das ist immer nett.“ Der Neffe aber schaffte es übrigens auch nach Nichtabstieg und Rettungsfeier am Montag zur Arbeit. Er ist eben ein paar Jahre jünger.
Zu Gast bei Westfalia Huckarde
Die Beziehung hält es übrigens auch aus, dass Onkel Thorsten zurzeit öfter beim Nachbarn Westfalia Huckarde zu Gast ist. „Das ist ein toller Verein mit einer besonderen Atmosphäre. Ich fühle mich wohl, weil ich erstens die alten Haudegen Kleczi (Christian Klecz, d. Red.), Gerte (Markus Gerstkamp) oder Alla (der Ex-Vorsitzende Wilfried Schodrowski) da regelmäßig treffe, aber auch weil sich der Verein so gut entwickelt.“
Gespannt sei er, wie es mit der Mannschaft weitergehe. „Ich glaube, dass der zweite Platz kein Zufall war und das Team sich noch steigern kann.“
Thorsten Nilkowski verspricht, auch während des großen Vorbereitungsturniers ab 7. Juli wieder oft am Bahndamm vorbeizukommen. Dann wird er mit vielen guten Bekannten auf jüngere Spieler blicken, die mit Sicherheit viele gute Dinge können, aber bestimmt nicht solche Freistöße wie Thorsten Nilkowskis.
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