Serie: 125 Jahre "Dortmund am Ball"

Teil 3: Der Dortmunder Fußballpionier Benno Elkan

Fußball - eine "Fußlümmelei!" Mit dieser provozierenden Vokabel wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts die Sportbewegung, die aus England nach West- und Mitteleuropa herüberschwappte, bedacht. Wie sich der Fußball in Dortmund entwickelte, das berichten wir in unserer zehnteiligen Serie "125 Jahre Dortmund am Ball". Lesen Sie hier den dritten Teil: "Der Fußballpionier Benno Elkan".

von Von Gerd Kolbe

DORTMUND

, 26.02.2015 / Lesedauer: 3 min

Der geschichtliche Hintergrund

Im Jahr 1860 war das Realgymnasium als Zweig des Stadtgymnasiums entstanden. In der Nähe des Borsigplatzes entstand die Zinkhütte Körne, deren giftige Abgase sich wie Flocken im Umfeld niederließen und damit die "Weiße Wiese" schufen, auf der Borussia Dortmund Jahre später seine ersten Fußballspiele absolvierte.

Die ersten Lebensjahre

Die Adresse eines Dortmunder Fußballpioniers: In der Brückstraße 51 wohnte etwa seit 1860 der jüdische Herrenschneider Salomon Elkan mit seiner Ehefrau Rosalie. Der am 3. Dezember 1873 geborene erste Sohn des Ehepaares Elkan wird Benno genannt.

Er wird jüdisch erzogen und besucht das Tremonia-Gymnasium bis zur "Mittleren Reife". Danach schicken ihn seine Eltern für ein Jahr nach Lausanne auf ein Internat. Hier lernt er Sprachen, insbesondere aber den Fußball durch seine englischen Mitschüler kennen und lieben. Aus der Schweiz bringt Benno seine neue Leidenschaft mit nach Dortmund.

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Gründung des ersten Dortmunder Fußballvereins

Es ist in Westfalen damals ein Kunststück, an einen echten englischen Lederball zu kommen. Die jungen Kicker um Elkan sparen ihr Taschengeld und importieren das begehrte Sportgerät tatsächlich aus dem Mutterland des Fußballs. Egal ob am Westentor, auf der damaligen Radrennbahn oder am Bismarck-Realgymnasium. Überall wird „geklütet“.

Der Vereinsgründer

Mit einigen Gleichgesinnten gründet Elkan 1895 den DFC 95, später DSC 95, Dortmunds ältesten Fußballklub. Beruflich folgt eine Lehre als Kaufmann. Spannend ist diese Zeit für den Benno nur, wenn er Fußballspielen kann.

Elkan meint rückblickend, dass er seinen Mit-Lehrlingen ein damals in Deutschland noch weitgehend unbekanntes Spiel beibrachte, das diese dann wiederum weiter in das ganze Kaiserreich trugen und dort ebenfalls Vereine gründeten. In seiner (bislang unveröffentlichten) Autobiografie sieht er sich als "Fußball-Großvater Dortmunds, vielleicht sogar Deutschlands"“. 

Der Künstler

Benno Elkan beginnt zu zeichnen. Sein künstlerisches Talent bricht sich Bahn, ist außergewöhnlich. Elkan: "Dann malte ich als erste Figur einen Fußballspieler in Aktion. Es war eine aus dem Nichts entstandene Leistung, die aus dem Innern, aus meiner Liebe zum Fußball kam."

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Der Fußball kommt nach Dortmund - im Jahr 1890

In dieser Zeit schreibt er auch ein Fußballlied. Auf die Melodie des Liedes "Das war Lützows wilde, verwegene Jagd" kommt ein neuer Text. Elkan: "Das Lied wurde flott und herausfordernd gesungen!"

Der Dortmunder gründet die Bayern

Benno, der künstlerisch Hochbegabte, studiert danach in München. Hier wird er im weiteren Sinne wieder Vereinsgründer: Am 27. Februar 1900 wird der FC Bayern München aus der Taufe gehoben. Die Gründungsurkunde weist unter 16 Unterschriften auch die von Benno Elkan auf.

Das ist unser Autor Gerd Kolbe: Fußball-Historiker, lange Jahre Pressesprecherin Dortmund und zwischenzeitlich auch beim Ballspielverein Borussia 09.

Diese ist allerdings gemeinsam mit fünf anderen Namenszügen erst ein, zwei Tage nach dem Gründungsakt von ihm und gleichgesinnten Freunden der "Ur-Gründer" hinzugefügt worden. Trotzdem bleibt die Erkenntnis: Ein Dortmunder Fußballpionier hat den FC Bayern mitbegründet.

Der Soldat und Flüchtling

Den ersten Weltkrieg "erlebt"“ er als Soldat an der Front. Die Nazizeit bringt eine heftige Zäsur. Der Jude Benno Elkan emigriert nach England und arbeitet mit großem Erfolg als Bildhauer.

Dort entsteht auch die großartige Menorah, die seit 1958 vor der Knesset in Jerusalem steht. Das fast fünf Meter große Monumentalwerk zeichnet auf seinen sieben Leuchter-Armen die Geschichte Israels nach. Die Menorah wird in den 1950er Jahren das offizielle Geschenk Englands an die damals jüngste Demokratie der Welt.

Die Erschaffung des Kampfhahns

Auch der Fußball erhält ein bleibendes Denkmal: Elkan erstellt im Auftrag von Arsenal London einen Kampfhahn, der in den Greifen einen Fußball hält. Diesen Ball des jüdischen Emigranten Benno Elkan – er stellt das Vereinswappen der "Spurs" dar – schenkt Arsenal dem "Judenverein" Tottenham Hotspurs 1950 anlässlich eines Meisterschaftsspiels.

Als Dank für die Tatsache, dass Tottenham den "Gunners" nach Sportplatzzerstörung 1941 durch deutsche Bomben die Möglichkeit eröffnete, auf dem Gelände der "Spurs" zu trainieren und zu spielen. Gleichzeitig ist es ein Akt der Deeskalation, denn beide Klubs stammen aus dem Londoner Norden und zwischen ihnen herrscht seit 1919 eine heftige Fan-Fehde. 

So geht es mit der Serie weiter: Den vierten Teil der Serie "125 Jahre Dortmund am Ball“ können Sie bei uns am Donnerstag (5. März) im Internet lesen. Das Thema: Walter Sanß, der Multifunktionär.