Teil 1: Schachsport in Dortmund feiert 140. Geburtstag
Dortmund ist am Zug
140 Jahre Schach in Dortmund, das ist ein Potpourri auf 64 Feldern, eine Erfolgsgeschichte, die Staunen macht. Begonnen hat alles am 16. November 1875. Damals gründen einige honorige Herren, unter ihnen der jüdische Schneidermeister und Schachpionier Salomon Elkan, im Restaurant "Ritzefeld" am Alten Markt den Dortmunder Schachverein.

"Rauchende Köpfe" beim internationalen Städtevergleich Dortmund - Groningen im Jahr 1951
Schach ist „in“ in den folgenden Jahrzehnten! Zahlreiche Vereine aus bürgerlichem und Arbeiter-Milieu entstehen. 1926 feiert der Rheinisch-Westfälische Schachverband in Dortmund seine Jahrestagung. Nur wenige Monate später eine schachliche Sensation: Dr. Gräfin von Königsmarck, eine blaublütige Schachamazone, schlägt in einem Simultanturnier den renommierten Großmeister Aaron Nimzowitsch! Da Frauen nicht logisch denken können, ist das eigentlich unmöglich – meint man noch 1926.
Radio-Liveübertragung
Das schon damals innovative Dortmund schenkt der Welt 1927 die erste Radio-Liveübertragung einer Schachpartie, angekündigt als „modernster aller Schachwettkämpfe“. Der Westdeutsche Rundfunk, Station Dortmund, machts möglich.
1929 gründet Kurt Jahn den Stadtverband der Großdortmunder Schachvereine. Jahn ist ein wichtiger Organisator und Funktionär, später aber leider auch ein glühender und den Sport vergiftender Nazi.
Blüte nach 1945
Nach 1945 macht sich Dortmund durch wichtige Turniere mit namhafter Besetzung einen Namen. Der Deutsche Schachbund kommt erstmals 1957 zu seinem Bundeskongress hierher, der Schachclub Hoesch 32 präsentiert den Länderkampf Deutschland – Holland mit dem Star und Ex-Weltmeister Prof. Dr Max Euwe.
Das Jahr 1973 hat es in sich: Die Dortmunder Schachtage erleben ihre Premiere. Als Sparkassen Chess-Meeting machen sie eine überragende Weltkarriere. Die Schachabteilung des Ruderclubs Hansa, heute SC Hansa Dortmund und Schach-Bundesligist, wird gegründet. Für mehrere Jahre schnuppern ab 1990 auch die Schachfreunde Brackel die Luft der Spitzenliga.
Computer-Schachturnier
Spektakulär und richtungweisend ist 1975 das erste Computer-Schachturnier Europas, veranstaltet von der Universität Dortmund. Was wären 2015 die Schachcracks aller Kontinente ohne Computervorbereitung?
1977 ist das Hotel „Gildenhof“ Schauplatz des politisch brisanten Viertelfinales zur Damenweltmeisterschaft. Irina Levitina (UdSSR) unterliegt ihrer gerade erst nach Israel emigrierten Landsfrau Alla Kuschnir. Hinzu kommt der „Deutsche Herbst“ der RAF mit seinen Risiken für alle öffentlichen Veranstaltungen.
Start der Karriere
Nicht zu vergessen: 1980 beginnt die überragende Karriere von Garri Kasparow im Rahmen der Jugend-Weltmeisterschaft im Dortmunder Westfalenpark.
Schachhistoriker Siegfried Zill kann bis heute 130 Dortmunder Schachvereine nachweisen. Eine stolze Zahl! Derzeit nehmen 22 Klubs am Spielbetrieb teil.