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SV Westrichs Trainer Tobias Ahland: „Wir haben ganz Dortmund verzaubert“
Hallenfußball-Stadtmeisterschaft
Der SV Westrich hat den Favoriten reihenweise ein Beinchen gestellt, begeisterte in der Halle Fans und Fußball-Dortmund. Die Euphorie ist enorm, wird sie auch auf das Feld übertragen?
Ein wenig war die Stimme von Westrichs Trainer Tobias Ahland, auch am Montagnachmittag noch angeschlagen. „Wir sind nach der Endrunde ins Vereinsheim weitergezogen, haben da mit unseren Fans bis spät in die Nacht die Sau rausgelassen und gefeiert, als ob wir Stadtmeister geworden wären“, sagt Ahland.
Der ganz große Coup war Westrich zwar nicht vergönnt, doch schon die Teilnahme am Finaltag ist für den B-Ligisten vergleichbar mit einer Trophäe gewesen.
Westrich surfte auf der Welle des Erfolgs in den Samstag, so eine Euphorie herrschte ewig nicht um den Verein, dessen Erstvertretung bereits seit mehr als zehn Jahren sein Dasein in der Kreisliga B fristet.
„Irgendwie will man ja doch nicht, dass der Traum zu Ende geht“
Das durch die vergangenen Wochen enorm gestiegene Selbstvertrauen sorgte sogar dafür, dass Westrich selbst vor den größten Namen des Dortmunder Amateurfußballs keine Angst mehr hatte – wie vor Endrunden-Gegner TuS Bövinghausen. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Wir verlieren das Spiel! Natürlich wollen wir auch das gewinnen“, sagte Ahland vor der Partie.
Ein Vorhaben, das schief ging. Lange tat sich der Landesligist schwer, am Ende fuhr er aber einen klaren 4:0-Erfolg ein. Und bei Westrich – man mag es anhand des Klassenunterschieds auf dem Feld kaum glauben – war tatsächlich ein Hauch von Niedergeschlagenheit in den Gesichtern der Spieler zu erkennen.
„Dafür ist man ja auch Sportler“, blickt Ahland auf den Moment des Ausscheidens zurück. „Irgendwie will man ja doch nicht, dass der Traum zu Ende geht. Aber es war nur ein kurzer Moment. Als wir zu den Fans gegangen sind, war der Schmerz verschwunden.“
Die Euphorie soll auf das Feld übertragen werden
Und wie! Noch lange nach der Niederlage hüpften, tanzten und sangen die Fußballer mit ihrem Fanblock, der vor allem aus Akteuren der anderen beiden Westricher Seniorenmannschaften, der Frauenmannschaft und Jugendspielern bestand, um die Wette. Und hörten damit erst mitten in der Nacht im Vereinsheim auf.
„Jetzt wollen wir die Euphorie im gesamten Verein nutzen. Das habe ich auch in meinen Ansprachen gesagt. Wir haben nicht nur den Verein durch die tollen Leistungen verzaubert, sondern ganz Dortmund“, so Ahland, der davon berichtet, dass ihn viele Trainer von anderen Dortmunder Mannschaften angeschrieben und zu den gezeigten Leistungen gratuliert haben.
Der SV Westrich will noch einmal oben anklopfen
Doch bei aller gerechtfertigten Glückseligkeit ist nun die Zeit der Halle – und damit auch das Westricher Märchen – erst einmal vorbei. Droht nun der harte Fall in die Realität?
Nicht mit Ahland: „Es war ein sehr schönes Erlebnis, aber ab Donnerstag liegt der Fokus wieder auf der Meisterschaft.“ Dort hat Westrich im krassen Gegensatz zur Halle noch etwas wiedergutzumachen, liegt mit 37 Zählern neun Punkte hinter Spitzenreiter VfR Kirchlinde II und sechs hinter Mengede 08/20 II.
„Im Idealfall“, so Ahland, „würden wir gerne noch einmal oben anklopfen.“ Kirchlinde sei zwar schon weg, doch Relegationsplatz zwei scheint noch erreichbar – wenn Westrich eine Vorgehensweise an den Tag legt, dass es auch in der Halle ausgezeichnet hat. „Wir müssen in erster Linie wieder auf uns gucken, unsere Hausaufgaben machen. Leider haben wir es tabellarisch nicht mehr in der eigenen Hand“, weiß Ahland um die Situation in der Liga.
Für die Mission Aufstieg will der Coach seinen gesamten Kader motivieren, nicht nur die Akteure, die in der Halle für Furore sorgten. „Es stoßen einige dazu, die auf heißen Kohlen sitzen, die auch gerne dabei gewesen wären.“ Und die für das nötige Feuer auf dem Platz sorgen werden.
Denn nur dann kann Westrich den Hallen-Rausch auch in die Kreisliga-B übertragen – und so im Optimalfall den Kater bis ans Saisonende verschieben. Eins ist klar: Das Vereinsheim steht bereit.