Die Anlage von SuS Hörde ist nicht mehr zeitgemäß. © Nähle

Fußball in Dortmund

SuS, VfL und HSC: In Hörde kämpft jeder für sich selbst - mit unterschiedlichem Erfolg

SuS Hörde, VfL Hörde und der Hörder SC heißen die drei Teams aus dem durch den Phönixsee renaturierten Dortmunder Stadtteil. Sportlich kommen die Klubs aber kaum voran. Warum eigentlich?

Dortmund

, 20.07.2019 / Lesedauer: 5 min

Der Begriff Hörder Stadtmeisterschaft hat immer noch einen guten Klang im Dortmunder Amateurfußball. Gerade hat das Turnier begonnen. Es kicken Teams aus dem gesamten Stadtbezirk mit. Die 1928 in Dortmund eingemeindete Stadt Hörde aber brachte SuS, VfL und HSC hervor, drei echte Traditionsvereine. Doch unabhängig der noch lebendigen Stadtmeisterschaft stagniert der Hörder Fußball seit Jahren, auf unterschiedlichem Level, nämlich auf Kreisliga-C-, Kreisliga-B- und Kreisliga A-Niveau. Eine Bestandaufnahme.

Aufbruchstimmung geht anders

Wo das Schallacker-Echo zu Hause ist, im Goy oder auf dem „Berg“ – überall klingt es jetzt zaghaft nach Zuversicht – Aufbruchstimmung aber geht anders.

Rudi Völler, die Fußball-Legende, hätte SuS wohl die Zustandsbeschreibung „tiefster Tiefpunkt“ gegeben. 15 Punkte holte der Klub in der C-Liga, wohlgemerkt mit zwei Mannschaften. Sowohl in der C2 als auch in der C4 stellte SuS das Schlusslicht. „Es kann ja nur besser werden“, sagt der Vorsitzende Markus Wand mit ironischem Unterton. Da sein Verein aber mal im Fokus stehen soll, legt er schnell nach: „Und es wird auch besser. Da gibt es einige Gründe für.“

Ascheplatz als Hemmschuh

SuS könnte also das Feld von hinten aufrollen. So weit will der Vorsitzende dann doch nicht gehen. Denn die Rahmenbedingungen sind alles andere als günstig. Im Gegensatz zu anderen Vereinen muss sich SuS, wenn es um den Platz geht, mit einer Eigentümergesellschaft, der Areal, und der Stadt einigen. Und da kommt SuS kaum voran: „Da tut sich nichts, auch umwelttechnisch sind mir mit unserer völlig veralteten Flutlichtanlage und den Heizungen ganz weit hinten“, sagt Wand.

Und so muss sich der Vorsitzende damit trösten, dass immerhin Spieler hierhinkommen, die „noch das Ursprüngliche am Fußball“, also die Asche, suchen. Hier will keiner Geld haben. Immerhin biete der Klub einen ordentlichen Vorstand und eine gute Gemeinschaft – was woanders wieder nicht selbstverständlich ist.

Überzeugungstäter beim SuS

Was also spricht dafür, dass es wenigstens etwas aufwärts geht: „Unsere Mannschaften können in Ruhe zusammenwachsen. Und jeder, der hier spielt, macht es aus Überzeugung.“ Zudem verfüge der Klub über gute Frauenmannschaften. Insgesamt hat SuS noch 150 Mitglieder. Sie teilen mit Wand den Traum: „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann den Platz in unserer Hand. Dann könnten wir hier auch was bewegen.“

Etwas mehr bewegt sich etwas weiter südlich im vor Tradition strotzenden Goystadion, wo neben dem VfL bis in die Achtziger auch die inzwischen aufgelöste Fußball-Abteilung der Westfalia ihr Zuhause hatte. Doch trotz neuem Kunstrasen in einer der schönsten Anlagen der Stadt Dortmund wiegelt VfL-Vorstandsmitglied Gerd Martinschledde ab: „Die Zeiten, als du sagen konntest, ein Kunstrasen sorgt für Aufbruchstimmung, sind längst vorbei. Er ist ein Muss.“

Auffangbecken für Kinder

Immerhin aber hat der VfL Fortschritte gemacht. Von Minikickern bis zu den B-Junioren stellen die Hörder ein Team. „Wir sind hier Auffangbecken für viele Kinder aus sozial schwachen Familien des Clarenbergs“, sagt Martinschledde. Verantwortung steht hier also über möglichen Ambitionen.

Und so richtig forsch klingt des Vorstandes vorgetragener Wunsch, „langfristig wieder in der A-Liga“ spielen zu wollen, auch nicht. „Das ist doch alles nicht so einfach. Wenn du aufsteigen willst, muss das Paket stimmen. Also neben dem Sportlichen muss der Verein mitwachsen. Das dauert lange.“

Mittelmaß statt Aufstiegskrimi

Vor einem Jahr hätte es dennoch fast geklappt, da lieferte sich der VfL mit dem Aufsteiger ASC 09 Dortmund II einen langen Kampf um den Titel. Der weitere Anlauf ging schief. Am Ende der Saison 18/19 kam Hörde als Achter ins Ziel: Mittelmaß anstelle von packenden Titelkrimis. Nun böte dem VfL seine Vergangenheit zahlreiche heute noch aktive Spieler, um eine ambitioniertere Zukunft zu gestalten.

Das Goystadion in Hörde. © Nähle

„Wir haben darüber nachgedacht, aber das ist nicht unserer Weg mit großen Namen. Wir leben davon, dass ein Freund seinen Freund und der wieder seinen Freund mitbringt.“ Und dennoch möchte Martinschledde, dass sein Team sich entwickelt. „Wir wollen es über kurz oder lang schaffen, aber wenn ich sehe, welch starke Konkurrenz wir in die Liga bekommen, sehe ich es als sehr schwierig an.“

Julian Koch kam über Freunde

Wie passt es dann, dass der VfL eine der Personalien des Sommers lieferte? Ganz einfach: „Julian Koch ist über einen Freund zu seinem Heimatverein zurückgekommen.“ Zuletzt kickte der Profi für Ferencvaros Budapest. „Er arbeitet beim VfL Bochum und will jetzt mit Kumpels kicken“, sagt Martinschledde. Aber sofort kommt der Vorstand zum Aber zurück: „Bis zu 40 Jugendliche konntest du durch solche Personalien oder einen Kunstrasenplatz vor zehn Jahren gewinnen. Der HSC hat das ja so geschafft.“

Aber oben auf dem Berg in Benninghofen ist von der Euphorie auch nicht so viel geblieben, selbst wenn der HSC das noch am höchsten kickende Hörder Team ist und immerhin eine WM-Teilnehmerin hervorgebracht hat. Zwar ist das Leben der Juniorenabteilung noch verhältnismäßig quirlig. Die 1. Mannschaft, die jahrelang um den Aufstieg aus der A-Liga in die Bezirksliga mitkickte, verbreitete in der Vorsaison jedoch auch eher Tristesse.

Podeschwa will Ernsthaftigkeit

Gerade mal als Elfter kam der HSC ins Ziel. Den Ruf, eine Partytruppe zu sein, kennt Trainer Robert Podeschwa. Aber es sei eher der personelle Aderlass gewesen, der zur schlechten Platzierung geführt hätte. „Wir mussten beispielsweise in drei Spielen einen Feldspieler ins Tor stellen.“

Robert Podeschwa vom Hörder SC. © Nähle

Podeschwa gibt in seinem zweiten Jahr eine andere Marschroute vor. Es ist zum ersten Mal, dass im Laufe dieser Hörder Geschichte richtig Optimismus deutlich wird: „Ich bin nicht der Typ, der nur zum Feiern kommt. Alles zu seiner Zeit: Auf dem Platz erwarte ich Ernsthaftigkeit. Und ich habe jetzt eine Mannschaft, die das beherzigen möchte.“

Aufstieg am liebsten mit dem HSC

Podeschwa passt nur dann ins Bild der anderen Hörder Vertreter, wenn er sich als Typ bezeichnet, der „kleine Brötchen backt“. Aber er, der es in einem Jahr in Dorstfeld und fünf Jahren in Huckarde nicht schaffte, will irgendwann mal aufsteigen: „Am liebsten mit dem HSC.“ Neue wie sein Angreifer aus Huckarder Zeiten Paul Koch sollen den Weg mitgehen.

Besser soll es allemal werden: „Wir holen mehrere neue Gesichter nach Hörde, die aber lange bleiben sollen. Ziel des Vereins ist es, gute Fußballer in guten Trainingseinheiten auszubilden. Das können und wollen wir schaffen.“

Fusionsfragen

Bleibt am Ende die Frage, ob die Hörder, bei denen jeder sein Päckchen zu tragen hat, ihre Kräfte bündeln, um den Fußball-Stadtteil nicht nur von seiner Tradition leben zu lassen. „Wir reden miteinander, aber mehr auch nicht“, sagt Markus Wand.

VfL und HSC haben ihre Bemühungen auch längst ad acta gelegt, sollte sie es denn überhaupt je gegeben haben. Euphorie klingt auch hier nicht durch. Also wird jeder Hörder Verein Schritt für Schritt seinen eigenen Weg gehen müssen. Jeder Verein hat eben seinen eigenen Charakter. Und das muss aber auch nicht das Schlechteste sein. Nur ein bisschen mehr dürfte es schon sein, darin sind sich dann alle wieder einig.

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