Dortmunds beste Fußballerin Lina Magull: „Ich wollte nicht glauben, dass ich schon Pause hab“

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Dortmunds beste Fußballerin Lina Magull: „Ich wollte nicht glauben, dass ich schon Pause hab“

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Lina Magull hat in Dortmund das Fußballspielen gelernt und spielt mittlerweile beim FC Bayern München. Die WM 2019 war ihr erstes großes Turnier, dessen Ende sie kalt erwischt hat.

Dortmund

, 17.07.2019, 06:33 Uhr / Lesedauer: 3 min

Lina Magull fühlte sich ein bisschen verloren nach diesem WM-Viertelfinale in Rennes. Mit einer Niederlage gegen Schweden hatte die Dortmunderin, die für den FC Bayern spielt, nicht wirklich gerechnet. „Ich wollte es noch gar nicht glauben, dass ich schon Pause hab“, sagt die 24-Jährige. „Wir hätten natürlich gerne länger mitgespielt.“

Hörde, Hombruch, Kaiserau

Denn für Lina Magull, die beim Hörder SC das Fußballspielen gerlent hat und später über den Hombrucher SV und den SuS Kaiserau im Erwachsenen-Frauenfußball landete, war es ja keine so schlechte WM.

Es war ihre erste, sie hat zwei Tore gemacht, sie hat gespielt, zunächst als Einwechselspielerin, später auch über die vollen 90 Minuten, das Feedback war durchaus positiv: „Eine WM ist das größte Turnier, bei dem man mitspielen kann. Es war etwas Besonderes, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Es war eine Super-Stimmung in Frankreich und das hat etwas mit mir gemacht“, sagt Magull, die vor allem die überwiegend positiven Erlebnisse behalten möchte. Nur die Mannschaft war halt irgendwann keine mehr: „Es haben einige Dinge nicht zusammengepasst“, sagt sie ein paar Wochen später.

Menschlich super, aber kein Team

Das deutsche Team sei zwar menschlich super gewesen, „wir haben uns alle gut verstanden, aber wenn sich irgendwann nur noch darüber definiert wird, ob man spielt oder nicht, dann wird es schwer.“ Der Teamgeist, der bei den Männern 2014 so beschworen wurde, er war nicht vorhanden. Im Nachhinein ärgert sie sich darüber und möchte ihre Kritik immer auch Selbstkritik verstanden wissen: „Es war insgesamt eine zu kurze Vorbereitungszeit für ein neues Trainerteam und eine noch nicht eingespielte Mannschaft. Gerade in dieser Hinsicht sollte man auch nochmal genau analysieren, welche Auswirkungen die Rotation hatte.“

Denn die Testspiele in der Vorbereitung auf diese WM waren ja gut. Während der Vorrunde wurde dann ordentlich rotiert: „Ich hatte das Gefühl, dass viele ihre Rolle gesucht haben und außerdem auch andere Erwartungen hatten, was ihre Spielzeit angeht“, sagt Magull. Dadurch kam viel Unruhe ein: „Vielleicht hätte uns eine andere Struktur mehr Sicherheit gegeben.“

„Ich nehme mich da persönlich nicht raus“

Eine Struktur, wie sie die Top-4-Teams hatten, die US-Amerikanerinnen, die Schwedinnen, die Niederländerinnen, die Engländerinnen, die fast alle mit einer festen Stammelf durchs Turnier gingen: „Vielleicht wäre das auch besser gewesen“, sagt Magull. Sie will damit nicht das Trainerteam angehen: „Mir ist es einfach wichtig, Dinge zu hinterfragen. Da nehme ich mich auch persönlich nicht raus.“

Auch deshalb hat sie viel über die Frauenfußball-Strukturen nachgedacht und darüber, wie man den Sport nach der verkorksten WM weiter pushen könnte: „Viele Spielerinnen sind verunsichert und haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Wenn man den Anschluss nicht verlieren möchte, müssen wir Spielerinnen lauter werden, die Vereine und der DFB müssen alles dafür tun, dass wir bessere Strukturen haben und wir uns weiter entwickeln“, sagt Magull.

Kampagne brachte Schwung und Druck

Die Kampagne, die im Vorfeld für viel Aufsehen gesorgt habe („Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze“), habe laut Magull zwar Schwung reingebracht, aber auch Druck erzeugt: „Ich hab mich gefreut, dass da so viel Interesse da war. Ich glaube aber, dass gewisse Spielerinnen mit einem gewissen Druck ins Turnier gegangen sind. Jetzt haben wir die Aufmerksamkeit, jetzt müssen wir auch liefern“, vermutet Magull.

Liefern müssten nun erst einmal andere, um den Frauenfußball nach vorne zu bringen: „Ein Super-Beispiel ist der englische Fußball, wo auch die männlichen Vereine dahinterstehen. Ich glaube, dass das in Deutschland nachgezogen werden muss.“ So, wie es beim 1. FFC Frankfurt der Fall ist, der gerade in Eintracht Frankfurt aufgeht: „Einen anderen Weg zu gehen, das geht nicht“, sagt Magull, die ja selbst bei Bayern München von den Möglichkeiten profitiert, die durch den Männerfußball geschaffen wurden und sich das auch beim BVB vorstellen könnte: „Es gibt soviel Potenzial im Ruhrgebiet und in Dortmund“, sagte sie kurz vor dem Viertelfinale gegen Schweden.

Mädchen sollten mit Jungs spielen

Ohnehin sollten Mädchen in der Jugend zwingend mit Jungs zusammen in Mannschaften spielen - so wie sie damals in Dortmund beim Hörder SC: „Bis ich 17 war, habe ich nur mit Jungs zusammengespielt. Wenn du eine gute Spielerin werden willst, ist das aus meiner Sicht sauwichtig.“

Lina Magull im Trikot des FC Bayern.

Lina Magull im Trikot des FC Bayern. © picture alliance/dpa

Eine gute Spielerin ist sie definitiv geworden. Trotzdem muss Lina Magull nun zwei Jahre warten, bis sie wieder ein großes Turnier spielen darf. Denn die Olympia-Qualifikation hat das DFB-Team verpasst: „Das war im ersten Moment eigentlich der größte Schmerz“, sagt sie.

Umso mehr freue sie sich nun auf die Saison mit dem FC Bayern. In diesen Tagen steigt sie wieder in die Vorbereitung ein. Die WM spielt dann sicher keine Rolle mehr.