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Spieler des Spieltags: Türkspors Kaan Akkus stand kurz vor einer Profikarriere
Fußball-Bezirksliga
Ganz knapp hat Kaan Akkus die Wahl zum Spieler des Spieltags gewonnen. Erst am letzten Tag zog er mit 31 Prozent an Timo Bieniak (Germania, 28 Prozent) vorbei. Aber wer ist dieser Akkus überhaupt?
Kaan Akkus hat 41-mal in der Junioren-Bundesliga für RW Essen gespielt, 77-mal in der Senioren-Oberliga, unter anderem für den MSV Duisburg II und RW Essen. Trotzdem ist der 25-jährige Dortmunder in seiner Heimatstadt gänzlich unbekannt. Auch wenn er aktuell bei einem heimischen Bezirksligisten spielt.
Akkus war nah dran am Profifußball
Akkus erinnert sich noch genau daran, wie nah er am Profifußball war. Weil er in der zweiten Mannschaft des MSV Duisburg gute Leistungen gezeigt hatte, durfte er beim Profiteam eine Woche vorspielen. Auch stellte er sich zwei Wochen bei einem türkischen Drittligisten vor. Beim MSV Duisburg schaffte er den Sprung nicht, in die Türkei wollte er nicht wechseln.
Heute ist er in der nur noch Bezirksliga zu Hause. Bei Türkspor Dortmund. „Ich habe gesehen, dass ich den Sprung ins Profigeschäft nicht schaffe. Deshalb spiele ich jetzt Fußball, um Spaß zu haben und mit Freunden auf dem Platz zu stehen“, sagt Akkus.
„Türkspor hat die Qualität für ganz oben“
Am Donnerstag erst hat er nach einem Vorstellungsgespräch eine Zusage für einen Job bekommen. So ist er abgesichert, kann Hobby und Beruf gut vereinen. Denn mit Türkspor hat er einiges vor. „Wir haben die Qualität im Team, um am Ende ganz oben zu stehen“, sagt er.
Aktuell rangiert der Aufsteiger mit drei Zählern Rückstand auf DJK TuS Körne auf Rang zwei der Fußball-Bezirksliga 8. Das Team hat zuletzt sowohl das Topspiel gegen Körne (3:0) als auch das gegen RW Germania (2:1) gewonnen. Und gegen Germania bot Akkus eine überragende Leistung.
Akkus kurbelt das Spiel aus der Tiefe an
„Kaan spielt bei uns auf der Acht. Er gewinnt unglaublich viele Zweikämpfe und kurbelt unser Spiel aus der Tiefe an. Es ist schon unglaubliche Qualität, die er für die Bezirksliga mitbringt“, sagt Türkspor-Trainer Reza Hassani. Und dabei stellt er Akkus noch nicht einmal auf dessen Wunschposition auf.
„Ich bin gelernter Zehner. Er seit ich bei Türksspor bin, spiele ich auf der Acht und laufe so viel wie noch nie im Leben“, sagt Akkus. Hassani und dessen Trainerkollege Kevin Großkreutz haben ihn davon überzeugt, dass er aktuell auf dieser Position am wichtigsten für das Team sei. „Jetzt grätsche ich sogar, führe ganz viele Zweikämpfe und laufe extrem viel nach hinten. Das kannte ich so noch nicht von mir“, sagt Akkus.
Türkspor wie eine zweite Familie
Für ihn ist das alles kein Problem, weil die Ergebnisse stimmen und das Team den Aufstieg vor Augen hat. Trotzdem wäre er froh darüber, auf dem Feld ein Stück weiter in die Offensive zu rücken. Hoffnung macht ihm, dass der Klub in dieser Woche den Ex-Profi Ömer Akman verpflichtet hat, der im zentralen defensiven Mittefeld zu Hause ist. Da, wo Akkus jetzt Woche für Woche aufläuft.
Mit ihm und dem Rest des Teams möchte Akkus immer weiter nach oben. Dahin, wo er von seinen Qualitäten hingehört. Er trauert aber nicht der Zeit hinterher, in der er vom Profifußball berechtigt träumen durfte. „Türkspor ist ein Topklub, eine zweite Familie für mich. Vor dem Spiel muss ich erstmal eine halbe Stunde lang Hände abklatschen“, sagt er.
Nie so richtig auf dem Radar
Aber warum ist nie ein höherklassiger Dortmunder Klub auf ihn zugekommen, wie zum Beispiel der Oberligist ASC 09 Dortmund oder die heimischen Westfalenligisten? Immerhin wohnt Akkus schon sein ganzes Leben lang in Dorstfeld. „Ich denke, ich war hier bei niemandem so richtig auf dem Radar. Seit meiner Juniorenzeit bei Essen war ich immer im Niederrhein unterwegs. Da hatte ich einen guten Namen, da war es leicht für mich, einen Klub zu finden“, sagt er.
So spielte er neben RW Essen und dem MSV Essen II noch bei der Spielvereinigung Schonnebeck, dem FSV Duisburg und zuletzt SV Genc Osman, bevor er vor dieser Spielzeit zu Türkspor wechselte. Vielleicht steigt jetzt Akkus´ Bekanntheitsgrad in Dortmund. Nicht nur, weil er Spieler des Spieltags geworden ist. Vielleicht auch, weil er am Ende der Saison mit Türkspor in die Landesliga aufsteigt.