Wenn die erste Kerze auf dem Kranz leuchtet, beginnt die Zeit der Jahresrückblicke. Da Fußball ein Saisonsport ist und Bilanzen auch schon zum Saisonende im Sommer erfolgen, soll hier eher der Fokus auf dem ersten Teil der laufenden Spielzeit liegen.
Normalerweise wäre von oben nach unten die passende Herangehensweise. Da aber die vier Dortmunder Oberligisten noch ein Spiel bestreiten, soll es an dieser Stelle mit den Wesfalenligisten beginnen. Wir ordnen die Vereine in die drei Rubriken Gewinner, im Soll und Verlierer ein. Uns bleibt nichts anderes übrig, als beide Westfalenligisten nach gutem Beginn zu den Hinrunden-Verliereren zu zählen.
Verlierer
BSV Schüren: 12. Platz, 24:27 Tore und 18 Punkte: Was hatten die Schürener anfangs für Hoffnungen geweckt: Ein furioser Start des Fast-Absteigers mit zehn Punkten aus vier Spielen und einem späteren 4:1 gegen Wanne-Eickel zu Hause ließ den BSV mit seiner anerkannten personell guten Besetzung und dem besonnenen und fachlich geschätzten Trainer Sascha Rammel zu einem Team für das obere Drittel werden. Rammel schien recht zu behalten, dass dieser Kader liefert, so lange er auch quantitativ ausreichend besetzt ist. Aber dann kehrte doch wieder der an früher erinnernde Schürener Schlendrian ein. Aus einem Spitzenteam wurde ein Wackelkandidat, der gerade mal ein Zwei-Punkte-Polster zu den Abstiegsrängen hat.
Spätestens ein klares 0:3 gegen den TuS Erndtebrück offenbarte, woran es beim BSV krankte. Angefangen beim nicht mehr schlagkräftigen Angriff um den immer mehr untertauchenden Leistungsträger Arif Et, der vom achten bis zum 13. Spieltag gerade mal drei Treffer zustande brachte, bis zum nicht mehr kreativen Mittelfeld und der unsicheren Defensive. Selbst das Routiniertrio im Tor leistete sich unerwartete Fehler. Und es zeigt sich, das Murmeltier grüßt, dass Ausfälle dem Team nicht bekommen. Das mag einerseits am Fehlen der Leute an sich liegen, aber offenkundig auch am Nachlassen der Gesunden, wenn die Konkurrenz fehlt.
BSV Schüren wird nachlegen
Dass der BSV nicht wieder komplett in sich zusammenfällt, ehe ein Rettungsanker den Verein wieder in die Spur bringt, ist allerdings doch gut möglich. Und das ist der Trost, denn ein 2:0 in Sodingen und ein dominantes 1:1 in Hombruch zeigen, dass die Mannschaft aus sich heraus oder auch auf Druck des sonst eher leisen Sascha Rammels reagiert. Aber im Soll ist diese Mannschaft nicht, selbst wenn sie ihr Publikum anfangs sogar richtig begeistert hat. Schüren will und wird personell nachlegen, um wieder Bewegung in den Kader zu bekommen. Es bleibt aber schade, dass der BSV ohne einen Lauf oder später dann Druck offenbar nicht zu Höchstleistungen fähig ist.
Der Ausblick: Der BSV kommt aus der Gefahrenzone raus, weil die Qualität zu groß ist für einen Abstieg und weil die Mannschaft sich, wenn der Druck steigt, nicht zurückzieht, sondern am Riemen reißt. Wenn Sascha Rammel auch wieder positive Züge in die Körpersprache seiner Jungs bekommt, dürfte Schüren im Jahr 2024 wieder mehr Spaß machen.
Hombrucher SV: 14. Platz, 23:35 Tore, 16 Punkte: Gemessen an der Erwartungshaltung sind die mit am Ende vier Punkten aus sieben Spielen ebenfalls ins Straucheln geratenen Hombruchern vielleicht gar nicht ganz so weit vom Soll entfernt, das ja nur einen Platz höher liegt. Der HSV lieferte durchaus einige Spiele mit einem ansprechenden Format. 3:2 gegen Sodingen, 3:2 gegen Meinerzhagen, 3:0 gegen Neheim und 3:2 in Horsthausen waren die Highligts. Topteam Obercastrop trotzte der HSV ein Remis ab.
Und ein Aufsteiger darf bestimmt einige Punkte von denen, die verloren gingen, abgeben. So schlecht, wie es die Punkteausbeute nach 16 Spielen vermuten lässt, waren die Leistungen gar nicht. Öfter kommentierte Trainer Karim Bouasker: „Ich mache der Mannschaft gar keine Vorwürfe.“ Das wäre auch nicht der wenig gewinnbringende Ansatz, denn der Kader ist schon enorm mutig für einen Westfalenligisten zusammengestellt. Nach einer kurzen Phase im Frühling, als die Zukunft des HSV-Vorstandes, des Sponsorings und damit auch des Kaders in Gefahr geriet, schafften die Hombrucher den Aufstieg und bastelten an einer Mannschaft, die in der Liga bestehen kann.
Ohne den vielen jungen Leuten zu nahe treten zu wollen: Das klappt, wenn alle ans Limit gehen. Aber wer will einem durchaus talentierten Mann nicht mal eine Schwächeperiode zugestehen? Selbst wenn Neuzugang Luca Marco de Angelis es auf ordentliche neuen Treffer brachte, fehlen dem HSV die Türme der Vorsaison. Marvin Schuster, Markus Grundmann und Tim Schrade warfen sich eben mal vorne rein, um zum Erfolg zu kommen.
Talente benötigen noch Zeit
Einige Talente benötigen noch etwas Zeit, um diese Wucht zu erlangen. Ein weiteres Problem war nach dem Abgang von Dillon Aquinas Nesaraj auch die Abwehr. Hombruch muss vorne schon enorm oft treffen, um Spiele zu gewinnen. Das gelang zuletzt beim 0:2 gegen den FC Iserlohn nicht. Der HSV überwintert jetzt auf einem Abstiegsplatz, punktgleich wohlgemerkt mit dem 13. SV Sodingen. Das ist ganz nüchtern betrachtet zu wenig.
Der Ausblick: Vielleicht benötigt die Mannschaft Zeit, um neben Highlights, die immer möglich bleiben, sich auch die notwendige Robustheit und die Konstanz zu erarbeiten. Dem Trainergespann Karim Bouasker und Jonas Acquistapace hört das Team zu, das spricht dafür, dass es sich mit einem weiteren Entwicklungsschritt vor dem Abstieg rettet.
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