Ein Unparteiischer steht im Mittelpunkt der Anschuldigungen eines Trainers.

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Schiedsrichter reist mit Gastmannschaft an? Schwere Vorwürfe nach Platzverweis und Abbruch

rnFußball-Kreisliga

Nicht mal bis zur Halbzeitpause lief das Spiel in einer Dortmunder Kreisliga. Die führende Mannschaft empörte sich über den Schiedsrichter – und erhob schwere Vorwürfe.

Dortmund

, 19.10.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gerade einmal 35 Minuten lief die Begegnung in einer Dortmunder Fußball-Kreisliga. Da geschah die Szene, die das Fass bereits zum Überlaufen brachte. Im Mittelpunkt soll der Unparteiische der Begegnung gewesen sein.

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Er müsse mit seinen Schilderungen schon vor Anpfiff anfangen, betont Filip Fenske. Fenske ist Spielertrainer des FC Merkur III und stand mit seinem Team am Sonntag in der Kreisliga C6 der SG Alemannia Scharnhorst IV gegenüber.

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Ihm sei bereits aufgefallen, dass der Schiedsrichter der Begegnung – Tarkan Demirci war angesetzt – gemeinsam mit der Scharnhorster Mannschaft zum Lortzingplatz gekommen sei. Danach habe er mit der Alemannia zusammengestanden, statt sich warm zu machen, so Fenske.

Dann begann das Spiel. „Wir haben schon gemerkt, dass der Schiri gegen uns pfeift“, sagte Fenske. Das habe er etwa gemerkt, als einer seiner Schützlinge nach 20 Minuten die Gelbe Karte gesehen hat. Trotzdem ging Merkur zunächst mit 2:0 in Führung.

Nach 35 Minuten dann die Szene, die den Sonntag für beide Teams endgültig verändern sollte. Für ein Foulspiel auf Höhe des Strafraums sah ein anderer Merkur-Fußballer die Gelbe Karte.

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Plötzlich soll der Akteur, der bereits nach 20 Minuten verwarnt worden war, glatt die Rote Karte gesehen haben. Dieser sei in die Foulszene aber überhaupt nicht verwickelt gewesen, so Fenske. Die bei „FUSSBALL.DE“ eingetragene Gelb-Rote-Karte habe es gar nicht gegeben, sagte der Merkur-Spielertrainer.

Irritiert habe Fenske den Schiedsrichter gefragt, weshalb sein Spieler vom Feld gestellt wurde. Der FCM-Akteur habe ihn in seiner Landessprache beleidigt, soll Demirci Fenske daraufhin mitgeteilt haben.

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Heikel: Der Merkur-Spieler sei der einzig Schwarze Fußballer auf dem Platz gewesen, so Fenske – und spreche überhaupt keine Fremdsprache, in der er den Spielleiter hätte beleidigen können. Er sei Deutscher. „Da wo er herkommt, in der Sprache hat er mich beleidigt“, soll der Wortlaut Demircis gewesen sein, so Fenske.

In diesem Moment wurde es laut an der Carl-Holtschneider-Straße. „Viele waren aufgebracht. Wir waren sehr schockiert“, sagt Fenske. Einige Spieler seien von der Bank aufs Feld gelaufen, allerdings hätten die Ordner sofort eingegriffen. Auch einige Scharnhorster Akteure hätten sich eingemischt und dabei unterschiedliche Ansichten vertreten, so Fenske. Gewalt habe es nicht gegeben.

Die Situation habe sich relativ schnell beruhigt. Fenske beorderte seine Elf an einem Getümmel vorbei in die Kabine, um sich zu beruhigen. Der Unparteiische habe sich in der Zwischenzeit ins Vereinsheim begeben. Dort habe Fenske ihn aufgesucht.

Dort habe ihn Demirci nach seiner Nationalität gefragt, so der Merkur-Verantwortliche. „Das habe ich ihm vorgeworfen“, so Fenske, der auf die Gleichheit aller auf dem Fußballplatz verweist und von unterschwelligem Rassismus spricht.

Anschließend habe ihn der Schiedsrichter gefragt, ob er nun weiterspielen wolle. „Mit so einem Schiedsrichter geht das nicht. Wir blasen das erstmal ab“, so Fenske. Also wurde die Begegnung abgebrochen – und der Unparteiische laut Fenske von der Alemannia nach Hause gefahren.

Spielabbruch: Beteiligte schweigen

Fenske und der FC Merkur sind die einzigen, die sich am Montag zu den Vorkommnissen vom Sonntag äußern wollen. Tarkan Demirci machte nicht von der Möglichkeit gebrauch, auf die Anschuldigungen zu reagieren. Alemannia Scharnhorst verzichtete auf eine Stellungnahme mit dem Verweis darauf, dass es in der Angelegenheit nicht um den eigenen Verein ginge.

Markus Schanz und der Fußballkreis Dortmund wollten sich nicht zu dem schwebenden Verfahren äußern.

Markus Schanz und der Fußballkreis Dortmund wollten sich nicht zu dem schwebenden Verfahren äußern. © FLVW

Der Fußballkreis Dortmund hat die Vorfälle bereits registriert. „Kein Kommentar“, sagt Christian Nurk, Staffelleiter der Kreisliga C6 Dortmund. Der Fall sei bereits zur Spruchkammer abgegeben.

Markus Schanz, Schiedsrichterobmann das Kreises, verzichtete ebenfalls auf eine Stellungnahme mit Verweis auf das laufende Verfahren. Der entsprechende Sonderbericht und das Sportgerichtsverfahren werde die Instanzen des Kreises beschäftigen, so Schanz.

Das wünscht sich auch Fenske, der Konsequenzen fordert. „Solche Aussagen dürfen nicht getätigt werden“, so Fenske. Er sei sehr darüber verwundert, „dass sowas in der Kreisliga in Dortmund möglich ist“.