
Die Schiedsrichter sind deutschlandweit zum Streik aufgerufen worden. FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders hat sich dazu geäußert. © imago images/Noah Wedel
Schiedsrichter in ganz Deutschland zum Streik aufgerufen - werden Spiele deshalb ausfallen?
Amateurfußball
Die Amateurfußball-Schiedsrichter sind von einer Interessengemeinschaft zum Streik aufgerufen worden. Die Amateurfußballer sind verunsichert - werden am Wochenende zahlreiche Spiele ausfallen?
Bundesweit hat der Aufruf der Interessengemeinschaft Schiedsrichter für Aufsehen gesorgt. Am 15. Mai sollen alle Amateurfußball-Schiedsrichter streiken. Um vor allem auf Gewalt gegen Schiedsrichter aufmerksam zu machen und die Zustände bei den Hobby-Schiedsrichtern zu verbessern.
Zahlreiche Amateurfußballer und Vereinsvertreter waren in den vergangenen Tagen in Sorge, dass es nun zu Spielausfällen am Wochenende kommen könnte. Es geht in die heiße Phase der Spielzeit, Entscheidungen können fallen.
„Bei uns aus dem Schiedsrichter-Ausschuss gab es das Signal, dass es da nicht geben wird“, sagt Manfred Schnieders, Vizepräsident des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen, zum Streikaufruf. Er befürchtet keinen Schiedsrichtermangel am kommenden Sonntag. „Klar kann es sein, dass hier und dort ein Schiedsrichter beteiligt“, sagt er. Sollte das den Vereinen aber auffallen, greift das Notfall-Konzept des Verbandes. „Die Spiele bleiben dann angesetzt. Wenn kein Schiedsrichter kommt, muss man sich auf einen einigen“, sagt Schnieders.
Fußballkreise distanzieren sich vom Streikaufruf
Derweil haben viele Fußballkreise bereits erklärt, mit dem Aufruf nicht in Verbindung gebracht werden zu wollen. Besonders deutlich ist Leonidas Exuzidis geworden. Er ist Pressewart der Schiedsrichter-Gilde Herne/Castrop-Rauxel. „Nein. Das ist maximaler Quatsch. Diese Gemeinschaft spricht nicht im Ansatz für irgendwelche Schiedsrichter in Deutschland. Erst recht nicht für uns. Totaler Käse“, betonte er im Gespräch mit der Sportredaktion Castrop-Rauxel.
Auch der Fußballkreis Dortmund, größter im Fußballverband Westfalen, nimmt nicht an der Aktion teil. „Zeichen gegen Gewalt sind sicherlich, die Vorgehensweise eines Streiks jedoch der grundsätzlichen Art widerspricht, wie die Dortmunder Schiedsrichtervereinigung auf derartige Thematiken aufmerksam machen möchte“, wird Markus Schanz, Schiedsrichter-Chef im Fußballkreis Dortmund, auf der Homepage zitiert.
Genau so positionierte sich auch der Fußballkreis Unna/Hamm. „Ich habe für diesen Aufruf der IG Schiedsrichter überhaupt kein Verständnis. Wir werden uns an diesem Streik nicht beteiligen – so wie es auch die Empfehlung des DFB vorsieht, die geschlossen an alle Landesverbände und damit auch an den FLVW herangetragen wurde“, erklärte Torsten Perschke, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichterausschusses.
Auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen kam der Aufruf nicht gut an. Der Berliner Fußball-Verband veröffentlichte ein Statement auf seiner Homepage, dass man an dem Streikaufruf nicht teilnehme und diesen auch nicht unterstützt.
Der Deutsche Fußball-Verband (DFB) sagte dem „kicker“ auf Anfrage zum Streikaufruf: „Die Verbände vertreten die klare Position, dass es keine zielführende Maßnahme ist, den Amateurfußball für einen Spieltag lahmzulegen. Die Erfahrung zeigt, dass ähnliche Aktionen in der Vergangenheit zu keinen Verbesserungen geführt haben. Im Gegenteil: Sie schaden dem Fußball, speziell dem Amateurfußball.“
Derweil sagt Manfred Schnieders vom FLVW: „Viele von diesen Forderungen sind bei uns schon gang und gäbe.“ Freuen tut sich die Interessengemeinschaft Schiedsrichter dennoch - selbst wenn es nicht zum groß aufgerufenen Streik kommt. Zumindest über die Aufmerksamkeit, die das Thema seit Wochenbeginn erhielt.
„Die Aktion hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, um den Forderungskatalog durchzusetzen. Jetzt wird darüber diskutiert, absolut fair wohlgemerkt und man kann das Thema nicht mehr unter den Tisch gekehrt. Klasse!“, schrieb die Gemeinschaft auf Twitter. Das Thema der Schiedsrichter ist in den Mittelpunkt gerückt worden, zumindest für ein paar Tage, gespielt wird kommendes Wochenende aber trotzdem. Das scheint so gut wie sicher.
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