Viktoria Kirchderne hat die 1. Mannschaft aus der Bezirksliga abgemeldet. Oder wie es der Geschäftsführer Frank Schäfer formulierte: „Unser Projekt ist gescheitert.“ Damit fallen laut Staffelleiter Lothar König alle bisherigen Viktoria-Spiele aus der Wertung. Auch das einzige mickrige Pünktchen gegen den Holzwickeder SC 2 können sie sich daher nicht im Vereinsheim an der Weiche einrahmen. Nein, diese Saison samt ihrer Vorbereitung findet auch keinen Platz auf den schönen Seiten der Vereinschronik der traditionsreichen und einst stolzen Viktoria.
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Spielabsage gegen VfR Sölde
Nach dem Totalumbruch gipfelte die Negativentwicklung mit der Spielabsage beim VfR Sölde. Frank Schäfer hatte da schon eine Vorstandssitzung im Beisein der Trainer Manuel Gutt und Dominik Kooke angekündigt. „Uns blieb letztendlich keine andere Wahl“, fasst Schäfer das Gespräch zusammen. Gutt bestätigte das in einem kurzen Statement: „Dominik und ich gehen mit der Vorstandsentscheidung völlig konform. Gerne kommentieren wir das Ganze aus unserer Sicht in einer oder zwei Wochen. Jetzt soll erst mal der Vorstand reden.“
Und das machte der langjähriger Vereinsfunktionär Schäfer ganz offen und ehrlich: „Ich bin am Boden zerstört. All das, was wir über Jahre aufgebaut hatten, ist in ein paar Monaten kaputtgegangen. Aber was sollten wir machen, wenn kaum noch jemand zum Training erscheint und wir gegen Sölde gerade mal neun Spieler gehabt hätten?“
Viele Spieler verlassen Klub
Vielleicht noch einmal die Chronologie: Schon während der vergangenen Saison zeichnete sich ab, dass sämtliche sportliche Führungsfiguren wie Tim Preuß und Christian Fröse nicht bleiben würden. Fast die komplette Mannschaft hatte sich trotz der Rettung in der Bezirksliga 9 nach und nach für andere Vereine entschieden. Gutt und Kooke, die damaligen Reserve-Trainer, sollten den Neuaufbau der Ersten organisieren. Im Lauf der Zeit bis zum Saisonstart in der Liga 8 hatten sie tatsächlich einen Kader beisammen, dem sie bei einer positiven Entwicklung den Klassenerhalt zutrauten. „Das waren alles Jungs, die bei uns die Chance sahen, mal überkreislich zu spielen“, sagt Schäfer in der Retrospektive. „Entweder konnte sie nicht oder wollten vielleicht doch nicht. Die fanden 1000 Gründe, um nicht zum Training kommen zu müssen.“ Von Klatsche zu Klatsche schwand die Motivation offenbar noch weiter und irgendwann auch der Glaube der sportlichen Führung daran, diese Saison ordentlich zu Ende bringen zu können.
Selbst der vermeintliche Rettungsanker Winterpause war ob der Heftigkeit der personellen Ausfälle kein Thema mehr. „Wir hätten keine neuen Spieler begeistern können, die ohne Geld in einer Mannschaft spielen hätten sollen, die ständig in den Spielen untergeht“, erklärt Schäfer. Das sei den Kirchdernern jetzt endgültig klargeworden.
Mit einer deutlich größeren Portion Realismus wollen die Kirchderner an die Planung für einen eventuellen erneuten Neuaufbau kommende Saison in der Kreisliga A gehen. „Aber auch da finden wir ja nicht eben einfach viele Spieler, die sich dafür zur Verfügung stellen. Denn bezahlen können wir sie nicht.“
Schäfer erklärt, jetzt müsse er mit dem Kreisvorsitzenden klären, ob ein Einsatz bei der Hallenstadtmeisterschaft möglich ist oder überhaupt Sinn ergibt. Dann übernimmt einer unserer beiden Trainer das Projekt Neuaufbau, der andere unterstützt Nicolai Leschke unsere Zweite im Abstiegskampf der Kreisliga B. Wie die Jungs sich das aufteilen, werden sie dann bald erklären.“ Schäfer bekräftigt: „Nichtsdestotrotz haben wir uns die Entscheidung bestimmt nicht leichtgemacht. Ich bin jetzt erst mal traurig, aber Sorgen um mich muss sich keiner machen.“ Sorgen bereitet dem Staffelleiter weniger die Neuberechnung der Tabelle denn die Zukunft eines weiteren Traditionsvereins. „Für den Dortmunder Fußball ist diese Nachricht eine Katastrophe. Das Beispiel Westfalia Wickede zeigt, wie schwierig es ist, einen weiteren Absturz zu verhindern.“
Kirchdernes Gegner haben ab sofort ein spielfreies Wochenende mehr. Glücklich machen wird es sie nicht. Denn anders als die Viktoria-Spieler wollen sie ja spielen.