
Viktoria Kirchderne dementiert den Rauswurf eines Spielers. © Oliver Schaper
Nach Schlag ins Gesicht: Kirchderne dementiert Spieler-Rauswurf – kündigt aber Gespräche an
Fußball-Bezirksliga 8
Ein Spieler von Viktoria Kirchderne soll seinem Gegner ins Gesicht geschlagen haben. Der Verein dementiert einen Rauswurf, kündigt aber Gespräche und Konsequenzen an.
Vom Namen Viktoria hat sich Kirchderne dermaßen weit entfernt, dass sich selbst die optimistischsten Trainer langsam Gedanken machen, wo das noch hinführen soll. Keine Sorge, der Name bleibt und keiner kommt auf die Idee, den traditionsreichen Verein in Clades Kirchderne umzubenennen. Viktoria ist bekanntlich der deutsche Name der Siegesgöttin Victoria, Clades bedeutet Niederlage. Wäre Manuell Gutt nicht so ein tapferer Trainer, der seine positiven Assoziationen mit dem Fußball schnell aufgibt, verböten sich solche Wortspiele.
Einigen aber könnten sich die Kirchderner auf den Namen Spes. So heißt die Göttin der Hoffnung. Noch ist ein Hauch Spes zu Spüren, aber langsam verabschiedet sich deren Präsenz. Nach zehn Spieltagen in der Bezirksliga 8 spricht sogar das verheerende Torverhältnis von 10:59 mehr Bände als der mickrige Punkt.
Die Trainer Manuel Gutt und Dominik Kooke waren mit Optimismus und Idealismus an, da wir gerade in der Mythologie waren, die Herkulesaufgabe gegangen. Mittlerweile ist daraus eine Sisyphus-Arbeit geworden, wobei sich den Trainern nach vielen derben Rückschlägen langsam die Frage stellt, ob sie weiterhin überhaupt versuchen sollen, den Stein irgendwie über den Berg zu rollen.
Gegentore kommen auf Viktoria Kirchderne wie Lawinen zu
Eher kommen Gegentore wie Lawinen auf die Kirchderner zu. Die Spiele müssen Gutt in der Tat manchmal an Sisyphus erinnern. Denn während der ersten Hälften bekommen sie den Stein ein Schritt weit nach oben, aber nicht annähernd weit genug: „Wie jetzt in Alstedde bestätigen uns unsere Trainerkollegen immer wieder, dass wir länger gut mithalten, sogar ordentlich Fußball spielen. Aber auch dafür, dass wir bis kurz vor der Pause nur 0:1 zurücklagen, können wir uns herzlich wenig kaufen. Denn wenn wir Rückschläge hinnehmen müssen, bricht alles auseinander. Haben wir auch im Training immer wieder das Gefühl, dass wir Ansätze für die Bezirksliga haben, ist das dann regelmäßig in den zweiten Halbzeiten nicht ligatauglich.“
Gutt hat für sich festgestellt, dass er den Spaß am Fußball noch nicht verloren hat. „Wir appellieren auch an die Jungs, dass sie zum Dienstagstraining lächelnd kommen und sich auf die gemeinsame Arbeit und jeden kleinen Fortschritt freuen.“
Irgendwie die Stimmung retten… Das Trainerteam stehe ständig im Austausch mit dem Vorstand. „Ich habe das Gefühl, dass wir mit einer Sprache sprechen“, berichtet Gutt. „Die Leute wussten ja ganz genau, auf was wir uns gemeinsam einlassen.“ Wahrscheinlich dürften die Verantwortlichen sogar froh sein, überhaupt jemanden zu haben, der diese Unterfangen miterduldet. Gutt ist sich bewusst, dass die Hoffnung auf Punkterfolge bei allen weiter schwindet: „Wer lässt sich schon gerne von Woche zu Woche verhauen?“
Spieler von Kirchderne hat Gegenspieler offenbar ins Gesicht geschlagen
Verhauen ist ein schlechtes Stichwort, da nämlich Viktorias Ebrima Samura vor mehr als einer Woche die Gegentorschläge beim 0:11 gegen den FC Roj offenbar mit einem Schlag ins Gesicht des Roj-Spielers Denis Ramadan verarbeitete. Auf anderer Seite kam es so an, als hätten sich die personell nicht gerade auf Rosen gebetteten Kirchderner gar von ihrem Spieler getrennt. „Das“, kommentiert Gutt, „trifft so nicht zu. Noch nicht! Aber da gibt es noch ein paar Gespräche mit dem Spieler.“
Gutt erläutert: „Ramadan soll wohl auch geschlagen haben. Ich habe es nicht gesehen. Das aber entschuldigt auch gar nicht die Handlung unseres Spielers. Wir dulden solche Schläge unserer Leute nicht. Wenn wir jetzt durch Sie hören, dass Denis am Sonntag aus Sicherheitsgründen wegen Kopfverletzungen nicht gespielt hat, weiß ich schon einmal klarer, dass der eigentlich sonst sehr liebe Ebrima da etwas in keinster Weise zu Tolerierendes gemacht hat.“
Eine weitere Personaldiskussion kommt zu Kirchderner Unzeiten. Denn die so wichtigen Christopher Selbach und Luka Jasika verletzten sich in Alstedde. „Das wird für uns immer schwieriger.“ Dabei steht jetzt ein Spiel gegen ein Kellerkind an, das die Viktoria wohl noch am ehesten gewinnen könnte. Die ebenfalls nicht gerade vor Frohsinn strotzende Zweitvertretung des ASC 09 gastiert am Sonntag an der Weiche. „Ja, sehen wir die Tabelle, sind sie mit ihren sieben Punkten eine Mannschaft, gegen die wir an einen normalen Tag vielleicht eine Chance hätten. Aber ich bleibe lieber äußerst vorsichtig.“
Kirchderne blickt in ungewisse Zukunft
Normal ist in diesen Kirchderner Zeiten ohnehin kaum etwas. Die Viktoria im Oktober 2022 lebt die Modestia, die Bescheidenheit. Gutt ist sich nicht mal sicher, ob es reicht, wenn sich das Team mit einem noch aufholbaren Rückstand in die Winterpause rettet und dann nachbessert. „Wir haben ja auch nicht das Geld, um Leute zu holen, die uns da mal eben unten rausschießen.“ Gutt, der im Gespräch immer offen und klar redet, droht dann doch seinen Stein einen Fragenberg hochzuschieben. Ob das alles noch irgendwie gut wird?
Vielleicht bedient sich der nach der römischen Siegesgöttin benannte Verein der griechischen Mythologie. Aus ihr kommt das Orakel.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
