"Opa-Abwehr" überzeugt im Spitzenspiel "Ab der 80. Minute total kaputt"

"Opa-Abwehr" überzeugt im Spitzenspiel: "Ab der 80. Minute total kaputt"
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„Opa-Abwehr“ - der Begriff waberte in den Jahren 2007 und 2008 durch die deutsche Medienlandschaft. Gemeint waren von den Sportjournalisten damals zwei Innenverteidiger des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund: Robert Kovac, der zu dem Zeitpunkt 33 Jahre alt war und Christian Wörns (35). Es folgte eine wechselhafte Spielzeit, zu deren Ende der BVB aber zumindest ins Finale des DFB-Pokals einzog.

Ein noch deutlich älteres Verteidiger-Duo als Kovac/Wörns bildete sich am vergangenen Sonntag beim einem Dortmunder Kreisliga-A-Topspiel. Bei der Partie zwischen dem TuS Rahm und dem VfR Kirchlinde (Endstand: 2:2) stand ein Innenverteidiger-Paar auf dem Platz, das zusammen 80 Jahre alt ist. Sowohl Levent Gökcek als auch der dieses Mal aushelfende Stefan Schulze sind 40 Jahre alt. Selbst für die Kreisliga A ist dies ein ungewöhnlich betagtes Duo, das seine Sache jedoch ausgesprochen gut machte.

Dennis Lauth, Spielertrainer des TuS Rahm, muss schon seit dem ersten Spieltag dieser Saison improvisieren. Beim 4:3-Sieg am 14. August gegen KF Sharri verletzte sich Stamm-Innenverteidiger Vinzent Celik schwer. Er zog sich einen Lendenwirbelbruch zu, fällt seitdem aus. Einen Monat wird er mindestens noch fehlen. Vielleicht länger. Celik ist gerade mal 20 Jahre alt, eine Nachwuchshoffnung der Rahmer.

Lauth als Innenverteidiger

Deswegen kam es in dieser Saison auch schon mal vor, dass Lauth selbst als Innenverteidiger gekickt hat. Der Spielertrainer selbst ist übrigens auch schon 39 Jahre alt. Am Sonntag gegen Kirchlinde fehlte er jedoch wegen einer Gelbsperre - und Stefan Schulze, der eigentlich nur noch Sportlicher Leiter des TuS Rahm sein wollte, musste ran. Dabei hat er wegen eines gebrochenen Zehs die gesamte Vorbereitung verpasst.

Gegen den vor diesem Spieltag auf Platz eins rangierenden VfR Kirchlinde war es dann aber soweit. Schulze gab sein Liga-Comeback, an der Seite von Levent Gökcek - und das Duo machte es gut, vor allem im ersten Durchgang. Gökcek brachte Rahm sogar in der elften Minute mit 1:0 in Führung, verteidigte danach gemeinsam mit Schulze alles resolut und konsequent weg. Im ersten Durchgang kam Kirchlinde so zu keinem Treffer. Selbst der so gefährliche Amar Anne, Topstürmer der Kirchlinder, tat sich schwer.

„Die älteren, erfahrenen Spieler arbeiten sehr viel mit ihrer Routine weg. Sie haben ihr gewohntes Auge. Levent und Stefan haben ja auch schon höher gespielt und haben ein großes Spielverständnis. Beide haben es gut gemacht“, lobte Lauth am Montag - einen Tag nach dem Spiel. Offensichtliche Tempoprobleme hat das Duo mit seinem Stellungsspiel wettgemacht. „Beiden haben sich voll reingehauen“, sagte Lauth. Bei Schulze habe Lauth aber gemerkt, dass er ab der 80. Minute total kaputt gewesen sei.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit unterlief dem starken Schulze dann aber ein Missgeschick. Der nach der Halbzeitpause eingewechselte Kirchlinder Offensivmann Emre Gündüz brachte extremen Schwung und viel Tempo ins Spiel. Immer wieder drang er über die rechte Seite nach vorne, manchmal auch in den Strafraum. Einmal erwischte Schulze ihn im Strafraum: Elfmeter. Amar Anne verwandelte für Kirchlinde zum Ausgleich.

„Ich mache in der Szenen einen falschen Schritt rüber. Den Elfmeter kann man, muss man aber nicht geben“, sagt Schulze, der betont, dass sein Team im ersten Durchgang einen Strafstoß hätte bekommen müssen. Da kam es zum Zweikampf zwischen Rahms Alan Michna und Kirchlindes Souleymane Anne. Der Pfiff des Unparteiischen blieb aber aus.

Die Bezeichnung „Opa-Abwehr“ nimmt Schulze gelassen und mit viel Humor. „Wir haben ja auch ein gewisses Alter erreicht. Am Freitag habe ich mein erstes Spiel mit den Alten Herren gegen BW Huckarde. Da freue ich mich riesig drauf“, sagt Schulze und lacht dabei.

Am Ende einer spannenden Partie hieß es schließlich 2:2. Ein Punkte, mit dem beide Trainer leben konnten. Doch auch, wenn die Rahmer „Opa-Abwehr“ sich gut anstellte, sei der TuS auf der Suche nach Ersatz für die Verteidigung. „In der Winterpause ist das aber immer schwieriger. Die Vereine wollen die Leute nur ungern abgeben“, sagt Lauth. Schulze bestätigt das, hofft aber zudem auch auf die Rückkehr von Vinzent Celik, der sehr talentiert sei.

Ob es demnächst erneut zum Duo Gökcek/Schulze kommt, vermag der Sportliche Leiter noch nicht einzuschätzen. „Das muss natürlich auch der Trainer entscheiden. Ich war aber mit meiner Leistung zufrieden und habe auch viele Zweikämpfe gewonnen“, sagte Schulze.

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