Dem Dortmunder Amateurfußball bleibt ein bekanntes Gesicht erhalten.

Dem Dortmunder Amateurfußball bleibt ein bekanntes Gesicht erhalten. © Stephan Schuetze

Nordstadt-Legende (45) verlängert für ein weiteres Jahr im Dortmunder Amateurfußball

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Trotz seines fortgeschrittenen Alters kriegt eine Ikone des Nordstadt-Fußballs nicht genug von seinem liebsten Sport. Nun hängt er eine weitere Saison bei einem echten Traditionsverein an.

Dortmund (DO)

, 20.06.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schon in den rauen Zeiten eines Wilfried „Boss“ Wieduwilt am Lortzingplatz klang sein Name wie Musik. Heute erzählt einer der bekanntesten Nordstadtkicker seiner Zeit, er hätte noch in höheren Ligen als der Landesliga klingen können, hätte er nur damals alles richtig gemacht.

Aber wer den jungen Angreifer kannte, dachte schon damals immer eher an Tore als an Musik. Denn damit machte er auf sich aufmerksam. Und selbst wenn seine Frau mit dem heute 45 Jahre alten Urgestein schimpft, kickt es immer noch, zuletzt sogar in der ersten Mannschaft des alten Traditionsvereins TuS Eving-Lindenhorst.

Lino Pischetola kickt und trainiert beim TuS Eving-Lindenorst

Lino Pischetola selbst klingt wie früher. „Fußball, Fußball, immer Fußball. Ohne geht gar nicht“, sagt der zweifache Familienvater. Und wenn er nicht gerade selbst für den TuS kickt und da zusätzlich noch seinen Kumpel Kevin Wölfel als B2-Juniorentrainer unterstützt, mischt er helfend beim Nachwuchs von Westfalia Huckarde mit.

Sein Älterer namens Massimo (14) kickt da. Und auch der zweite Sohn Fabio (12) folgte dem Ruf der beliebten Huckarder Nachwuchsabteilung und dazu einiger Schulkollegen. „Ich helfe Trainer André Papencort ein wenig, weil ich eh gerne bei den Jungs am Platz bin“, sagt Pischetola. Fußball, Fußball, immer Fußball eben. Und das seit seiner eigenen frühesten Kindheit!

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„Ich bin ein echtes Nordstadtkind. Wir wohnen heute noch an der Immermannstraße“, meint Pischetola. Diese ist gar nicht weit entfernt von den Plätzen, auf denen der junge Lino die Aufmerksamkeit auf sich zog. Das war während aller Nachwuchsjahre der FC Merkur.

„Und der Boss war dann ein harter Hund, aber das waren tolle Zeiten. Die Bezirksliga damals war vom Niveau her mit der heute nicht zu vergleichen. Und doch habe ich gleich im ersten Seniorenjahr 22 Tore erzielt“, erzählt er.

Lino Pischetola spielte auch beim SC Dortmund und bei der ÖSG Viktoria

Später kickte Pischetola auch noch ein paar Kilometer weiter in unmittelbarer Nachbarschaft seines aktuellen Wohnorts: „Unter Ioannis Tsepetonidis beim SC Dortmund 97/08 an der Eberstraße. Auch da hatten wir eine Superzeit.“ Dazu kamen einige Jahre bei der Körner ÖSG Viktoria, die wegen ihrer Nähe zum Borsigplatz immer auch ein Verein für Nordstadtkicker war.

Lino Pischetola, ein Junge, der nie vergisst, wo er herkommt. Und doch erlebte er seine erfolgreichste Zeit nicht in Dortmunds Norden, sondern im Osten: „Wir stiegen mit dem SV Brackel 06 2000 in die Landesliga auf. Das war eine Super-Mannschaft.“ Der Trainer hieß Karl-Heinz Thome. Dessen Co-Trainer war ein gewisser Michael Kalwa, der vor ein paar Tagen als Coach des Bezirksliga-Meisters Dortmunder Löwen für positive Schlagzeilen sorgte.

Lino Pischetola kickt noch immer im Dortmunder Amateurfußball.

Lino Pischetola kickt noch immer im Dortmunder Amateurfußball. © Privat

Es sollte der größte Triumph der aktiven Laufbahn Pischetolas bleiben. „Ich hatte einfach damals nicht die Leute in meinem engsten Umfeld, die mich als Fußballer ständig förderten. Da waren immer welche, die sagten: Du hast das Potenzial für höhere Ligen. Und trotzdem hatte ich dann auch mein Talent etwas liegen gelassen.“

All das möchte Pischetola überhaupt nicht als Kritik an seinen ehemaligen Mitspielern verstanden wissen: „Nein, nein! Mir fällt sofort doch wieder das erste Seniorenjahr ein, als mich die Älteren hervorragend aufnahmen.“ Nur waren es eben Zeiten anderer Trainingslehre. Wer speziell den „Boss“ kannte, weiß noch heute, dass es ihm nie um die Fortentwicklung technischer Klasse ging. Fußball im Norden war Arbeitersport.

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Umso mehr Interesse hat der Familienvater heute daran, dass seine Jungs viele Inhalte mit auf den Weg kriegen: „Ich bin jetzt gerade bei meinem Kleinen. Der wird mal einer. Er trifft oft.“ Ganz der Papa? Lino Pischetola lacht vielsagend. In Huckarde könnte also eine neue Generation angriffslustiger Pischetolas heranwachsen.

Lino Pischetola kann nicht ohne Fußball

Dass die beiden Jungs zunächst beim TuS Eving, ein paar Straßenbahnstationen weiter von der eigenen Wohnung entfernt, das Fußball-ABC lernten, lag nahe, zumal die Nachwuchsarbeit der ehemaligen Nordstadtklubs ihres Vaters lange eher ruhte.

Fußball, Fußball, immer Fußball. Nur als Zuschauer, das ging für Lino Pischetola schon gar nicht. „Ich kann echt nicht ohne“, wird er schon während des Erinnerns wieder rappelig. Nach seiner ambitionierteren Karriere und einer Knieverletzung hatte er nur noch Firmenfußball für die EDG gespielt. „Dann wollte ich es aber noch mal beim TuS wissen, weil da meine eigenen Jungs, aber auch meine Kumpel Kevin und Sven Wölfel waren. Ich habe immer gerne in der zweiten Mannschaft gespielt.“

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Und als dann die erste Mannschaft in Abstiegsnot auf die Zielgeraden der B-Liga einbog, wusste er, was zu tun ist: „Ich bin nicht mehr der Schnellste, aber Fußballspielen kann ich immer noch. Und wenn ich auf dem Platz bin, will ich unbedingt gewinnen. In welcher Liga, das interessiert mich dann gar nicht.“ Also hatte auch er seinen Anteil daran, dass der TuS nicht in die unterste Liga abstieg.

Signora Pischetola wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie erfährt, wie entspannt ihr Mann ankündigt: „Ja, ich mache weiter. Ich habe verlängert, aber nur in der zweiten Mannschaft.“ Als bedeutete das die Rettung des Familienfriedens. Und dann gibt es ja noch die Juniorenmannschaft des TuS und die beiden Teams der Söhne in Huckarde.

Fußball, Fußball, immer Fußball. Nein Lino Pischetola muss nicht betonen, wie viel ihm der Fußball bedeutet. Er kann wirklich nicht ohne. Und der Dortmunder Senioren- und Junioren-Fußball kann offenbar auch nicht ohne Lino Pischetola.