Elfmeter in der Nachspielzeit im Video: Sölderholz steigt nach Drama-Endspiel gegen Dorstfeld auf

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Elfmeter in der Nachspielzeit im Video: Sölderholz steigt nach Drama-Endspiel gegen Dorstfeld auf

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Rote Karten, Elfmeter, 700 Zuschauer und eine Party bis in den Morgen. Das Kreisliga-Spiel Sölderholz gegen Dorstfeld hatte alles, was das Fußball-Herz begehrt. Und der beste Spieler lief mit einer Grippe auf.

Dortmund

, 27.05.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Marvin König lag die ganze Woche krank im Bett. Der 23-Jährige hatte die Grippe, musste Antibiotika nehmen. An Aufstehen - geschweige denn Fußball-Training -war nicht zu denken.

König schießt den Siegtreffer

Am Sonntag um 17.25 Uhr reißt sich eben dieser Marvin König das Trikot vom Körper und rennt jubelnd an 700 Zuschauern vorbei über den Sportplatz in Sölderholz. Es läuft die 6. Minute der Nachspielzeit, als König den Elfmeter zum 3:2 gegen Eintracht Dorstfeld II verwandelt - und damit den Aufstieg seiner Sportfreunde Sölderholz in die Kreisliga A perfekt macht.

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Marvin König trifft zum 3:2 für Sölderholz

Dass König durch das Trikot-Ausziehen noch die Gelb-Rote Karte bekommt, interessiert in Sölderholz niemanden mehr. Das Spiel wird abgepfiffen und die Stimmung auf dem Sportplatz Zur Bergeshöh explodiert in einem Jubel aus Rot und Weiß. „Wir wurden am Sonntag blank getrunken, wir hatten über 1000 Liter an Getränken da, das war alles weg“, erzählt der 1. Vorsitzende der Sölderholzer Joachim Schanz, der wegen einer im Vorfeld geplanten Reise selbst gar nicht vor Ort war.

Spannend? Viel zu zu wenig

„Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen“, sagt Schanz einen Tag nach dem Spiel, „aber wenn man bedenkt, wie unerträglich spannend es war, war es vielleicht besser, dass ich nicht da war.“

Spannend. Das ist eigentlich zu wenig, um das zu beschreiben, was sich am letzten Spieltag der Kreisliga B zwischen den SF Sölderholz und Eintracht Dorstfeld II abgespielt hat. Ligaprimus Sölderholz brauchte einen Sieg oder ein Unentschieden, der Tabellenzweite Dorstfeld musste gewinnen, um aufzusteigen. Die Sportfreunde gingen durch Joshua Quandel in Führung, Dorstfeld zog aber durch Dominik Lammert und Michael Kotlewski nach - zehn Minuten vor Schluss stand es 2:1 für Dorstfeld.

Zwei Elfmeter und drei rote Karten

Was dann passierte, hätte sich kein Krimi-Autor besser ausdenken können: Bis zum Schlusspfiff hagelte es noch drei Rote Karten, drei Gelb-Rote und zwei Elfmeter für Sölderholz. Beide übrigens rausgeholt von Marvin König, mit bis dato 35 Toren bester Torschütze der Sportfreunde. „Ich stand zu weit weg, um die Szenen genau beurteilen zu können, aber ich sage mal, die hätte man nicht zwingend geben müssen“, kommentiert Daniel Schröder, Trainer der Dorstfelder, die mit 60 Fans nach Sölderholz gefahren waren.

Den ersten der zwei Elfmeter gibt es in der letzten offiziellen Spielminute. Die ganze Bergeshöh ist auf grenzenlosen Jubel eingestellt. Carl Wiatrek legt sich den Ball zurecht, läuft an - und verschießt. Simon Tenkamp, Torwart der Dorsfelder hält den Ball. Aber Wiatrek setzt nochmal nach und macht doch noch den Ausgleich für Sölderholz. Der erst vor ein paar Monaten verlegte Kunstrasenplatz - davor spielten die Sportfreunde noch auf Asche - bebt.

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Carl Wiatrek macht den Ausgleich für Sölderholz

Sechs Minuten später gibt es den zweiten Elfmeter für Sölderholz, dieses Mal tritt Marvin König selbst an. „Ich wollte einfach auch nochmal schießen“, sagt er. Er läuft an, zielt in Richtung rechts unten - „der erste Gedanke zählt“ -, ballert das Leder in die Maschen und dreht ab zum Jubeln.

„Das war mir dann auch egal“

„Während ich mir das Trikot ausgezogen habe, ist mir eingefallen, dass ich ja schon eine Gelbe Karte hatte“, gibt König zu. „Aber das war mir dann auch egal.“ Den Karton holt König sich noch ab, dann pfeift der Schiedsrichter das Spiel gar nicht mehr an - Sölderholz ist ab kommender Saison A-Ligist.

Maik Kortzak, Trainer der Sölderholzer, jubelt nicht nur wegen des Aufstiegs. Er freut sich auch über die Gelb-Rote Karte für Marvin König. „Wir haben eine Wette abgeschlossen, dass er keine Gelbe Karte wegen Unsportlichkeit bekommen darf, sonst muss er mir ein Essen ausgeben“, erklärt Kortzak. Das fällige Essen bezahlt Marvin König aber gerne: „Das hat der Trainer sich verdient“, erklärt der Torschütze.

Dorstfeld kann immer noch aufsteigen

Abpfiff des Spiels war um 17.25 Uhr. Gefeiert haben die Sölderholzer allerdings ein kleines bisschen länger. „Wir sind vom Platz aus noch zu unserem Co-Trainer Marius Ostermann weitergezogen“, erklärt Kortzak. Es habe keine Getränke mehr im Vereinsheim gegeben. „Dann ging es noch bis ungefähr Viertel nach vier“, sagt der Aufstiegstrainer.

Die Sportfreunde Sölderholz feierten den Aufstieg bis zum nächsten Morgen.

Die Sportfreunde Sölderholz feierten den Aufstieg bis zum nächsten Morgen. © Verein

4.15 Uhr. Dorstfeld-Coach Daniel Schröder ist da auch noch wach. „Es war schwer, abends einzuschlafen“, gibt er zu. Am kommenden Samstag, 1. Juni, hat die Eintracht im Spiel gegen den BV Lünen nochmal eine Chance auf den Aufstieg. „Wir haben zwar rot-gesperrte Spieler und einer von den Jungs heiratet am Samstag, aber wir schaffen das schon“, gibt sich Schröder zuversichtlich.

Marvin König bleibt in der Kreisliga

4.15 Uhr. Marvin König liegt zu diesem Zeitpunkt schon lange zu Hause im Bett: „Ich bin nur bis 21 Uhr da geblieben“, sagt er. König steckt die Grippe noch in den Knochen, er hatte während des Spiels auch Probleme mit der Luft.

Im Juni steht allerdings noch die Mannschaftsfahrt nach Mallorca an. Bis dahin wird auch Marvin König wieder fit sein. Das muss er auch. Warum? „Die Mannschaftsfahrt wird anstrengender als unsere ganze Saison“, erklärt König, der übrigens trotz anderer Angebote schon für nächste Saison in Sölderholz zugesagt hat. König hält tatsächlich nichts davon ab, für die Sportfreunde Sölderholz aufzulaufen.

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