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Mit 46 Jahren: Marko Schott wechselt sich als Trainer selbst in die Partie ein
Amateurfußball in Dortmund
Als Spieler hat Marko Schott seine Gegenspieler aufgemischt. In Brackel hat er sich selbst eingewechselt - für 15 Minuten. Aus gutem Grund, wie der Wickede-Coach hinterher verriet.
Er hat es tatsächlich getan. Er hat es gerne getan! Mit 46 Jahren ließ der Trainer seinem eigenen Spieltrieb freien Lauf. Und er wechselte sich für gut 15 Minuten ein. Das Halbfinale gewann sein Team beim Kronen-Kreidekarre-Cup in Brackel souverän 5:1 gegen Kreisligist SF Brackel 61 – auch mit seiner aktiven Hilfe.
Als seine Mannschaft dann noch das Endspiel gegen den Mit-Westfalenligisten BSV Schüren 3:2 für sich entschied, war der Fußball-Senior überrascht über die gute Moral seiner enorm ersatzgeschwächten Mannschaft, weniger aber darüber, dass er selbst viele Bälle bekam, hielt oder mit ganzer Routine weitergab.
Schott genießt den Moment
Denn Marko Schott, der Westfalia Wickede verkörpert wie kein anderer, wusste ja, was er tat. Natürlich stand dem „Spielertrainer für eine Viertelstunde“ das Glück ins Gesicht geschrieben, nachdem er mit seiner Westfalia den vierten Turniersieg in Serie gefeiert hatte. Für einen kurzen Moment drängte er den Grund, warum er zwei Tage zuvor im Halbfinale das Trikot angezogen hatte, in den Hintergrund. Der Coach genoss den Moment: „Ich bin stolz auf diese Mannschaft. Wir haben hier in Brackel alle Spiele gewonnen.“ Und schob dann erst die Ursache für seinen Stolz und für seine Einwechslung nach: „Wir hatten mehr Ausfälle als spielbereite Spieler. Das ist und bleibt auch noch ein Kommen und Gehen.“
Schott hatte schon vorher im Turnierverlauf – damals allerdings wie ein Muss – angekündigt, es bleibe ihm wohl keine andere Wahl, als sich einzuwechseln. Nach dem Triumph des Abo-Siegers in Brackel aber klang das ganz anders: „Cool war es!“ Und wer den Fußball liebt, findet eben schnell Gefallen, wenn die Kugel am Fuß ist: „Das war wie früher, nur dass ich ein paar Jahre älter bin.“
Schott strahlt wie ein Abbild seiner Person vor 20 Jahren, als er im besten Fußballeralter für gewöhnliche Spieler höhere Ligen aufmischte. Spieler wie Schott kommen offenbar jedoch nie aus dem besten Fußballeralter heraus. Und sie behalten ihre Vorlieben. Schott trug auch gegen SF Brackel 61 seine geliebte Fünf auf dem Rücken. Und so fühlte er sich rundum wohl: „Das macht immer Spaß. Ich spiele auch noch für die Alten Herren.“
Die älteren Herren im Wickeder Kader aber werden weniger. Der zu den Verletzten zählende Kapitän Anil Konya (30) sprach kürzlich von „vielen jungen Hüpfern“ um ihn herum. Und die deuteten beim Kronen-Kreidekarre-Cup an, dass die neue Westfalia mehr will, als dem Abstieg in der Westfalenliga geweiht zu sein. Die Corona-Pause und die damit verbundenen Regel, dass kein Team abstieg, verhinderten den Absturz.
Neuzugänge sind bereits Aktivposten
Und jetzt scheint frischer Wind in Flughafennähe nicht nur den dort startenden Urlaubsfliegern Auftrieb zu verleihen: „Das ist ganz toll, wie sie auch auf zwei Rückstande gegen Schüren reagiert haben.“ David Antunes Gouveia Fernandes ist so ein junger Wilder: Mit 21 übernimmt er bereits die Wickeder Standards.
Dass er einen Elfmeter gegen Schüren verschoss, nahm dem starken Mann mit der Elf keiner krumm. Vor einem Jahr war er vom FC Iserlohn ins Pappelstadion gewechselt. Fernandes ist wahnsinnig schnell angekommen. Auch Jan Nielinger, Karim Lmcademali und Niels Overhoff hinterließen starke Eindrücke. Bitter, dass sich Overhoff nun – Stichwort „Kommen und Gehen“ – eine Muskelverletzung im Finale zuzog. Andere Spieler, wie zum Beispiel Konya, stehen dafür vor ihrer Rückkehr. Vielleicht rechtzeitig zum Hecker-Cup in Aplerbeck.
Da könnte die Westfalia ihren Trainer erneut stolz machen. Und sie hat ja auch ihn, der es cool findet, zu spielen. Damit klingt er ja wie ein junger Wilder. Die Integration des Trainers ins Spiel der anderen „jungen Hüpfer“ dürfte damit so problemlos wie beim Brackeler Turnier gelingen.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
